Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vier Mäuse und ein Todesfall

Vier Mäuse und ein Todesfall

Titel: Vier Mäuse und ein Todesfall
Autoren: Rita Mae Brown
Vom Netzwerk:
Rick noch am Laptop arbeitete. Er war durch die Reparaturwerkstatt und den Karosseriebetrieb gegangen. Er hatte sich die Spritzmuster am Computer angesehen und musste an diesem Abend zu einem nichtöffentlichen Treffen mit den Bezirksbeauftragten. Da würde nicht nur dieser Mord zur Sprache kommen, sondern auch das Budget. Er wollte vorbereitet sein, aber wenn er sich in seiner Dienststelle aufhielte, würde er laufend unterbrochen werden.
    Wie bei allen Sheriffs oder Polizeichefs, war auch hier der Kampf um Fördermittel ziemlich lästig – geradezu ein offenes Geschwür –, aber alle Welt erwartete einen funktionierenden Polizeidienst.
    Er schaltete den Computer aus. »Und?«
    »Rick, alle waren hilfsbereit. Victor Gatzembizi hat sämtliche Fragen offen beantwortet. Er sagt, Walt war sein bester Mechaniker. Aber weder Victor noch sonst jemand wirkt auch nur entfernt betrübt über Walts Ermordung. Oh ja, alle sind entsetzt über die Art und Weise, wie es geschah. Keiner hat gesagt, er hätte ihm den Tod gewünscht, aber auch keiner wünscht ihn sich wieder lebendig.«
    »Sonderbar.«
    »Sag ich ja.« Sie startete den Motor und fuhr vom ReNu-Gelände.
    11
    W eg damit!« Miranda warf Unkraut in die halbvolle Schubkarre. »Tod dem Unkraut.«
    Reverend Jones schlich auf ihrem hüschen, im Fischgrätmuster verlegten Ziegelweg zu ihr hin. »Miranda, Pflanzen sind lebendig. Gott schuf alle Lebewesen.«
    Sie stand mit Herbs Hilfe auf. »Ich sehe schon, Sie sind gekommen, um mich zu prüfen.«
    Er erwiderte mit seiner tiefen, beruhigenden Stimme: »Ich bin gekommen, um einen meiner liebsten Mitmenschen zu besuchen. Und wie immer stellt Ihr Garten die der anderen in den Schatten.«
    Sie drohte ihm mit dem Zeigefinger. »Prüfen Sie mich jetzt auf die Sünde des Stolzes?«
    »Nein, nein, es ist wahr. Ihr Garten strahlt geradezu, und Big Mim gibt sich alle Mühe, sich ihren Neid auf Ihren grünen Daumen nicht anmerken zu lassen.«
    Sie lachten; Big Mim Sanburne, die Queen von Crozet, gab eine Unmenge Geld für ihren Garten aus, der von drei Gärtnern gepflegt wurde; doch so schön er auch war, konnte er Mirandas kleinem, aber wunderhübschem Garten nicht das Wasser reichen.
    »Ein Glas Eistee vielleicht? Ich brauche eine Pause. Ist aber kein schwarzer Tee.«
    »Gerne.« Er klopfte sich auf den Bauch. »Eigentlich wäre mir ein richtiger süßer Tee lieber, aber ich versuche, den Zuckerkonsum einzuschränken.«
    »Sie haben abgenommen.«
    »Danke.« Er lächelte. »Noch fünfzehn Kilo zu viel. Ich sage Ihnen, Miranda, die Pfunde schleichen sich einfach an. Vom vielen Sitzen.« Er lächelte wieder. »Sie sind schlanker geworden.«
    Sie gingen zu der hinteren Veranda, die umzäunt war wie fast jede hintere Veranda in dieser Gegend.
    »Ja. Bei Didees Pflege ist mir die Lust am Essen vergangen.« Sie schenkte aus einer Kühlkanne, die sie während der Arbeit im Freien auf dem Tisch stehen hatte, Tee ein. »Herb, glauben fällt leicht, wenn einem alles glatt von der Hand geht. Als ich meine Schwester sterben sah, habe ich mir schmerzliche Fragen gestellt, und ich finde keine Antworten.«
    »Das geht uns allen so. Sie waren herzensgut zu Ihrer Schwester, und sie war dankbar dafür. Sie besitzen eine besondere Fähigkeit zu Nächstenliebe und harter Arbeit, Miranda. Sie haben Georges Tod mit der gleichen Kraft erduldet.« George war Mirandas verstorbener Ehemann.
    »Das ist lange her«, sagte sie ein wenig wehmütig. »Und es ging gottlob schnell.«
    »Ich bete um einen Herzinfarkt.« Er hob die Hand. »Das liegt in der Hand unseres Herrgotts, denn warum dahinsiechen?« Er hielt inne. »Kann ich irgendetwas für Sie tun, meine Liebe?«
    »Ihre Freundschaft ist so heilsam. Sie, Harry, Susan und die Mädels.« Für sie waren BoomBoom und Alicia die Mädels. »Ich habe ganz wunderbare Freunde.«
    »Weil Sie eine wunderbare Freundin sind.«
    Beide saßen sie in Schaukelstühlen und tranken ihren Tee.
    »Drüber weg?«, fragte sie ihn.
    »Worüber?«
    »Den Leichenfund bei ReNu.«
    »Der arme Kerl hatte keine Chance. Es war grauenhaft. Aber irgendwie muss ich immer denken«, er verlagerte das Gewicht, »wenn ich ein paar Minuten früher gekommen wäre, hätte ich es vielleicht verhindern können. Losrennen, schreien, irgendwas, verstehen Sie?«
    Sie nickte. »Ja.«
    Sie schaukelten noch ein bisschen. Ein leichter Wind bewegte die Glyzine, die über die hintere Veranda rankte und aufs Dach kletterte. Auch dieser Aufgabe wollte Miranda
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher