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Vier Mäuse und ein Todesfall

Vier Mäuse und ein Todesfall

Titel: Vier Mäuse und ein Todesfall
Autoren: Rita Mae Brown
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wenn du das nicht auf sich beruhen lässt, wirst du es am Ende noch bereuen. Lass dir das gesagt sein!«
    13
    M rs. Murphy, Pewter und Tucker lagen im Schatten des Walnussbaums im Garten des mit weißen Schindeln verkleideten alten Farmhauses. Die schlichte hübsche Haustür wurde selten benutzt. Fast alle kamen durch die Hintertür, Hunde von Freunden eingeschlossen.
    Simon schnarchte auf dem Heuboden. Plattgesicht, die große Ohreule, schlief in der mit Luftschlitzen versehenen Kuppel. Matilda hatte ihr Nest auf dem Heuboden, aber sie schlief keineswegs. Sie war auf dem Walnussbaum und vermisste ihre Heubodenmitbewohner nicht eine Minute.
    Wie die meisten Tiere hatte sie ihren festen Jagdbereich und verteidigte ihn. Jede andere Kletternatter sah sich mit einem Zischen und großen Fangzähnen konfrontiert. Matilda ließ sich in der Paarungszeit wohl von einem Nattermann besuchen, aber bald danach nahm ihr Interesse am anderen Geschlecht rapide ab. Wie den meisten weiblichen Geschöpfen jeder Spezies konnte Mutterschaft ihr den letzten Nerv rauben. Andererseits musste man die herumwuselnden Kleinen einfach lieben.
    An einem Ast des Walnussbaumes hängend, konzentrierte Matilda sich voll auf Pewter, die sie seit Jahren beleidigte. Die große Natter musste nichts tun, als zu warten. Der Katze neulich einen Schrecken einzujagen hatte sie sehr gefreut. Nicht dass sie Pewter beißen wollte. Die dicke graue Kanonenkugel verdiente einen großen Schreck, keinen angstmachenden Biss.
    Matildas Glitzeraugen entging nichts, und ihr Geruchssinn war viel besser, als Menschen sich vorstellen konnten. Wenn sie ihre Gabelzunge herausschnellen ließ, holte sie Botschaften ein, aber das kapierten weder Menschen noch Pewter, die sich beschwerte, Matilda lasse es an Respekt fehlen, da sie die Zunge herausstreckte. Matilda konnte Temperatur und kommendes Wetter erfühlen, und auch ihre Geschmacksknospen funktionierten erstklassig.
    Sie schlängelte sich ein Stück aufwärts, während Harry, die von ihrem John-Deere-Traktor, der über 80  PS verfügte, gestiegen war, wieder in den Stall ging. Die attraktive Frau war nicht froh. Matilda erkannte es an Harrys Haltung, und sie roch den Frust. Menschen stanken. Der unverkennbare Geruch ließ sich durch Reinlichkeit und Parfum mildern, was Matilda nicht eben erbaulich fand. Aber wenn Menschen verärgert, verängstigt oder gereizt waren, stanken sie. Komisch, sie selbst konnten es nicht riechen.
    Matilda sah Harry mit den Händen in den Taschen in den Stall stampfen. Die Frau war in bester Laune von der Untersuchung nach Hause gekommen, doch die gute Stimmung war offensichtlich verflogen. Die Natter formte mit den kräftigen Muskeln ein großes »U«, wand den Oberleib um den Ast, ließ den Schwanz sinken und kletterte den Ast hoch. Dort streckte sie sich flach aus, ein höchst imposanter Anblick.
    Pewter war völlig weggetreten und hörte nichts. Tucker schlief ebenfalls tief und fest. Sie hatten Vögel, Schmetterlinge und sogar ein großes Murmeltier gejagt, bis sie total erschöpft waren. Mrs. Murphy, die im Stall umhergestreift und weniger erledigt war, wurde wach, als sie die Schritte ihres Menschen hörte. Sie stand auf, streckte sich, trabte zum Stall und duckte sich in die Sattelkammer, wo sie Harry telefonieren hörte.
    »Ja, ich weiß.« Harry setzte sich auf den Regiestuhl. »Öl ist überall rumgespritzt. Hydrauliköl.« Eine lange Pause folgte. »Ja, Sie haben mir gesagt, das Getriebe und die Schläuche müssen komplett überholt werden. Sie haben mir auch gesagt, das würde zehntausend Dollar kosten.« Wieder eine lange Pause. »Ich muss erst mit meinem Mann sprechen. Ich melde mich morgen wieder bei Ihnen.«
    »Mom, gräm dich nicht. Tief durchatmen.« Die Tigerkatze rieb sich an Harrys Bein; der Staub, der die dünne alte Latzhose bedeckte, sprenkelte jetzt auch das Fell der Katze.
    Harry kraulte Mrs. Murphys Kopf. »Ich wusste, dass das früher oder später passieren würde, aber ich dachte, ich kriege den ersten Schnitt noch getan. Das Gras ist ideal, einfach ideal. Verdammt. Verdammt und zugenäht.« Sie wählte Fairs Handynummer. »Schatz.«
    »Hey, meine Schöne. Was ist los?« Er hörte die Bedrücktheit in der Stimme seiner Frau. »Ich denke, heute war ein Freudentag.«
    »War’s ja auch. Aber jetzt ist das Getriebe vom John Deere kaputt. Der Händler sagt, ein neues kostet zehntausend Dollar, außerdem muss ich sämtliche Schläuche ersetzen. So ein verdammter Mist,
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