Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vier Mäuse und ein Todesfall

Vier Mäuse und ein Todesfall

Titel: Vier Mäuse und ein Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
Vom Netzwerk:
Eigenheiten. Solange sie niemandem weh tun …«
    »Ich wusste, du würdest Dinge sehen, die ich nicht gesehen habe. Könnte sein, dass der Mann einfach von den Mechanikern aufgegeilt worden ist. Wir stoßen in diesem Fall auf eine Mauer. Ich versuche, mir alles Mögliche vorzustellen. Wie ich schon zu Rick gesagt habe, ich muss noch irgendwen befragen, der um Walt trauert. Er war ein Einzelgänger. Das ist an sich nichts Schlechtes, aber er war eindeutig kein Mensch mit hochentwickelten sozialen Kompetenzen. Alle sagen, er war ein erstklassiger Mechaniker, und Victor Gatzembizi schwört, er war unglaublich.«
    »Victor ist ein Drag-Racing-Freak. Das kann so teuer kommen wie restaurieren. Ein Top-Fuel-Dragster kann um die zweihunderttausend Dollar kosten. Man muss die Viertelmeile in 4 , 9  Sekunden schaffen. Das sind annähernd dreihundertzwanzig Stundenkilometer.«
    »Was hältst du von Victor?«
    Harry zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht. So ein reicher Typ mit Vorzeigefrau, dicken Autos, dickem Ego. Er spendet großzügig an Wohlfahrtsorganisationen. Er hat dreißigtausend Dollar für unseren 5 K-Lauf lockergemacht, mit dem wir Gelder zugunsten der Brustkrebsforschung gesammelt haben. Er war immer nett zu mir, vermutlich, weil ich Autos liebe.«
    Cooper schaltete den Computer aus. »Meine Aufgabe ist es, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Sondern wachsam zu sein und vielleicht, nur vielleicht, immer auch ein bisschen misstrauisch.«
    »Und?«
    »Mein Bauchgefühl sagt mir, dass Walt jemanden bedroht hat. Ja, es war ein besonders gewaltsames Verbrechen, daher könnte auch ein gewisses Maß an Leidenschaft mitgespielt haben, aber dieser Kerl hat uns einen Stolperdraht gespannt.«
    14
    H arry bemerkte den erdigen Geruch, als sie durch die schmale Gasse hinter Frisch!Frisch!Frisch! ging. Vor ihr luden drei Lastwagen Waren aus. Das Gemüse war sorgsam in solide Holzkisten gepackt und mit dünnen Deckeln aus Balsamfichte mit Luftschlitzen zugedeckt – die Quelle des erdigen Geruchs.
    Kiste um Kiste mit Schotenerbsen, Frühkohl und Kopfsalat, der die schweren Regenfälle überlebt hatte, wurden auf ein Förderband geladen, auf dem die Produkte direkt in den hinteren Bereich des Lebensmittelmarktes transportiert wurden.
    Ein LKW hatte Apfelsinen geladen, deren verblüffende Farbe einem aus den Kistenschlitzen entgegensprang. Harry konnte nicht glauben, dass das die natürliche Farbe war. Der unverkennbare Duft von Apfelsinen drang zu ihr – nicht so stark wie der von Orangenblüten im Hain, aber ein Hauch von dem köstlichen Zitrusduft war erkennbar.
    In dieser Jahreszeit waren Apfelsinen nicht pflückreif. Als Harry die Kisten auf dem Förderband vorbeigleiten sah, fragte sie sich, woher Yancy im Mai frische Apfelsinen bekam. Sie sagte sich, nur weil sie in den Vereinigten Staaten keine Saison hatten, musste das nicht heißen, dass sie nicht in Südamerika oder wo man sie sonst geerntet haben mochte, biologisch angebaut worden waren.
    Dennoch …
    Sie sah Evan Gruber, einen entfernten Bekannten, einen Kühllaster rückwärts vor das zweite offene Tor setzen.
    Evan winkte, als er Harry sah. Sie winkte zurück, drehte sich dann um und nahm denselben Weg durch die Gasse. Alles, was sie sah, wies auf sorgsam behandelte frische Produkte hin. Sie hatte keine Ahnung, wo Yancys Waren genau herkamen, aber die Beobachtung seines Betriebs gab ihr ein Gefühl dafür, wie man mit ihren Sonnenblumenkernen und ihrem Ginseng umgehen dürfte. Sie würde ihre Erzeugnisse natürlich selbst anliefern. Warum Geld für einen Mittelsmann ausgeben, damit er die Waren ablieferte, wenn sie es selbst tun konnte? Sie hatte die Zeit dafür, seit sie nicht mehr Posthalterin war.
    Sie vermisste das regelmäßige Gehalt. Was die Vergünstigungen betraf, die man als Staatsangestellte hatte, so war sie kaum in deren Genuss gekommen. Harry glaubte, dass kein Geld in der Kasse gewesen war. Ihre Generation war diejenige, die diesen traurigen Umstand erleben musste. Immerhin hatte Harry früher einmal über so gut wie alles Bescheid gewusst, was sich in Crozet tat.
    Das Gute daran war, dass sie jetzt ihre ganze Zeit der Farmarbeit widmen konnte, ihrer wahren Liebe. Es gab keine Vorgesetzten oder Vorschriften oder Bestimmungen, die ihr und ihren Tieren sagten, wie sie ihre Arbeit zu machen hatten.
    Was Harry jetzt nervte, waren die unzähligen Schreiben vom Landwirtschaftsministerium mit ellenlangen Formularen, die ausgefüllt werden mussten.

Weitere Kostenlose Bücher