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Vier Mäuse und ein Todesfall

Vier Mäuse und ein Todesfall

Titel: Vier Mäuse und ein Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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Harry: »Das ist wahre Liebe.«
    »Und Geld.« Bill blinzelte. »Könnte aber auch als Wiedergutmachung für frühere Sünden gedacht sein.«
    »Also wirklich, Bill.« Gayle verdrehte in gespielter Entrüstung die Augen.
    »Habt ihr wirklich vierzig für so eine große Sache gehalten? Für mich war’s das nicht.« Bill verschränkte die Hände auf dem Ladentisch.
    »Woher weißt du, dass ich vierzig bin?« Gayle zog eine Schulter hoch.
    »Du hast dein erstes Kind mit fünf gekriegt, was?«, zog er sie auf.
    Howard Hyde, der exzellente Mann für Schmuckreparaturen, stieß die Tür seiner Werkstatt auf, hörte und sah seine zwei Arbeitskollegen, lächelte Harry zu und verschwand wieder nach hinten.
    »Bill, ich kenn dich zu gut.« Gayle nickte Harry zu.
    »Lasst euch durch mich nicht abhalten. Ich bin gerne bereit, mir alle eure Sünden anzuhören und euch zu vergeben.« Harry liebte es durchaus, wenn ihre Freunde sich ein bisschen kabbelten.
    Blair Bainbridge kam durch die Ladentür. »Harry, bist du’s wirklich?«, fragte er.
    Harry hob die Hände. »Warum sind alle so erstaunt, mich bei Keller & George anzutreffen?«
    »Äh …«, stammelte Blair.
    Gayle sprang ihr bei. »Sie ist bloß mal so vorbeigekommen.«
    »Ach so.« Blair zog teure Zigarren aus der Tasche. »Howard!«, rief er.
    »Er ist hinten.« Gayle zeigte auf die Tür.
    Bevor Blair hinter den Ladentisch ging, um die Tür zur Werkstatt zu öffnen, gab er Bill eine Zigarre. Dann hielt er Gayle eine hin.
    Die Blondine lächelte. »Nein danke.«
    Harry rief zu ihm hinüber: »Miranda möchte eine, sagt zumindest Herb.«
    »Kriegt sie.« Blair verschwand in der Werkstatt.
    »Ich gehe wohl besser, ehe noch jemand reinkommt und erstaunt ist, mich hier anzutreffen.«
    »Deine Perlen werden auf dich warten«, sagte Gayle.
    Harry sah von Gayle zu Bill. »Wie viel Karat hat der Birnendiamant?«
    »Acht«, antwortete Bill prompt.
    »Circa zweiundzwanzigtausend pro Karat«, sagte Gayle. »Der Diamantenpreis ist gestiegen.« Sie fand den birnenförmigen Diamanten absolut vollkommen.
    »Oh mein Gott«, flüsterte Harry.
    »Und die Kette ist aus Platin.« Bill lächelte. »Etwas über zweihunderttausend, alles in allem.«
    »Ich fall in Ohnmacht. Ich hatte eine Zweihunderttausend-Dollar-Kette um.« Harry wurde blass.
    Der stets galante Bill erwiderte: »Du bist ihr gerecht geworden.«
    »Absolut«, bestätigte Gayle.
    »Wollen wir annehmen, dass es in Charlottesville eine Menge Autos zu reparieren geben wird?« Lachend verließ Harry das Geschäft, die rechte Hand noch am Hals.
    15
    I n seinem bescheidenen Wohnzimmer senkte Herb den Kopf zum Gebet. Sharon und Artie Meola, die auf dem Sofa dicht beieinandersaßen, taten desgleichen. Die Eheleute hielten sich an den Händen.
    »Himmlischer Vater, gewähre diesen deinen Dienern die Wärme deiner Liebe. Geleite sie durch diese kummervolle Prüfung. Lasse sie wissen, dass ihre Tochter jetzt bei dir im Schoße des Himmels weilt. Die Zeit wird kommen, da sie unter großem Frohlocken wieder mit Tara vereint sein werden.
    Gewähre ihnen die Kenntnis, dass Taras Seele mit deinem Sohn vereint ist. Schenke ihnen Frieden und zeige uns allen den Weg, wie wir Sharon und Artie helfen können, um ihren Schmerz in tiefste Liebe zu verwandeln.
    Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.« Tränen liefen ihm über die roten Wangen.
    Sharon schluchzte. Artie legte seinen Arm um seine Frau, mit der er seit zweiunddreißig Jahren verheiratet war. Auch er weinte.
    Schließlich sagte Artie mit rauer Stimme: »Reverend, ich weiß nicht, ob ich es je verstehen werde. Freunde haben mir beim Begräbnis gesagt, dies ist Gottes Wille. Wie kann es Gottes Wille sein, uns unser Mädchen auf so grausame Weise zu nehmen?«
    Tara war in ihrem alten, aber robusten Ford Explorer auf der zweispurigen Schnellstraße von Crozet nach Whitehall unterwegs gewesen und bei einem außergewöhnlichen Unfall ums Leben gekommen. Die alte Straße hatte zahlreiche unübersichtliche Kurven. Als sie vor Jahren asphaltiert wurde, sahen der Staatsvertreter und viele Einwohner dies als großen Sieg. Andere sahen es anders. Bei zu hoher Geschwindigkeit konnte man zwar auf einer Lehmstraße ins Rutschen kommen, das Heck würde seitwärts ausbrechen, und man konnte von der Straße abkommen. Oder aber man ging mit dem Tempo runter. Es gab selten Tote, obgleich gewiss viele Autos durch Holzzäune krachten und auf den Weiden zum Stehen kamen. Die asphaltierte

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