Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vier Mäuse und ein Todesfall

Vier Mäuse und ein Todesfall

Titel: Vier Mäuse und ein Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
Vom Netzwerk:
Straße dagegen brachte die Entwicklung voran, was wiederum mehr Verkehr mit größerer Geschwindigkeit zur Folge hatte.
    Die Leute, die den tödlichen Unfall untersuchten, waren zu dem Ergebnis gekommen, dass Tara die erlaubte Höchstgeschwindigkeit eingehalten hatte. Sie war von Whitehall in südlicher Richtung auf dem Heimweg nach Crozet gewesen. Als sie gleich hinter Chuck Pinells Lederbetrieb – ehemals ein großer Schuppen, der als Apfellagerstätte diente – auf eine Kurve zufuhr, kam ein Reh hervorgesprungen und krachte auf der Fahrerseite durch die Windschutzscheibe. Tara riss den Explorer herum und stieß auf der Gegenfahrbahn mit einem schweren Range Rover zusammen, der gut fünfzehn Stundenkilometer schneller als erlaubt angerast kam.
    Bis die Rettungsmannschaft eintraf, war Tara verblutet. Der Fahrer des Range Rover hatte einen Schock fürs Leben davongetragen. Sein einziger Fehler war die Geschwindigkeit gewesen, aber einen solchen Ausgang hatte niemand voraussehen können.
    Tara, gerade mal fünfundzwanzig Jahre alt, verheißungsvoll und sehr hübsch, war das einzige Kind der Meolas gewesen.
    Nachdem sie eine halbe Stunde miteinander gesprochen und gebetet und sich dabei näher kennengelernt hatten, lud Sharon Herb zu einem kleinen Mittagessen ein.
    Manche Menschen würden abgelehnt haben aus Furcht, der verzweifelten Mutter Umstände zu machen, aber Herb, ein erfahrener Menschenkenner und besonders erfahren im Verhalten virginischer Damen, nahm sogleich an. Die Zubereitung der Mahlzeit gab Sharon etwas zu tun, etwas, worauf sie sich vorzüglich verstand.
    Sie und Artie sprachen während des gesamten leichten, leckeren Mittagessens von Taras Träumen, ihren Bekanntschaften und davon, was für eine gute Volleyball-Spielerin sie auf der Highschool und auf dem College gewesen war. Auf diese Weise behielten sie sie bei sich. Mit der Zeit würden die Geschichten über ihre Tochter abklingen, ebenso der Schmerz. Die Fragen nach Gottes Plan würden dagegen nie abklingen.
    Anders als viele Priester, Seelsorger und Pastoren hatte Herb keinen Vorrat an fertigen Antworten parat. Er verstand nicht, welchen einleuchtenden Zweck es haben sollte, ein reizendes, braves Mädchen aus der Blüte seines Lebens zu reißen.
    Er hatte Tara aufwachsen gesehen. Er hatte ihr zwei Jahre lang Katechismus-Unterricht erteilt, für den Tara wenig Begeisterung bekundete. Sie brachte ihn zum Lachen, weil es ihn daran erinnerte, dass es auch ihm in ihrem Alter an Begeisterung für den Katechismus gefehlt hatte. Als sie nach der schlichten Konfirmationsfeier ihr erstes Abendmahl empfing und zu ihm in seinem Ornat hochschaute, musste er die Anwandlung bekämpfen, ihr zuzuzwinkern.
    Während Herb zu St. Lukas zurückfuhr – sein Chevy lief nach der Reparatur erstklassig –, stellte auch er Gott unbequeme Fragen. Die Antworten, die er bekam, waren dieselben, die er immer bekam: Glaube. Vertrauen. Liebe. Diese Weisung hatte er zum ersten Mal als junger Soldat in Vietnam gehört. Wieder in den Staaten, voll von entsetzlichen Erinnerungen an die Schrecken der Kämpfe, besuchte er das Priesterseminar. Jahrzehnte später: Glaube, Vertrauen und Liebe. Wie die meisten von uns in diesem Leben hatte er keine Gewähr, dass seine Anstrengungen wirklich jemandem halfen, dennoch bemühte er sich. Er betete für Tara und ihre Eltern und würde weiterhin oft für sie beten.
    Mit schwerem Herzen betrat er den schönen Verwaltungstrakt auf dem St.-Lukas-Anwesen. Er ging an seiner Sekretärin Lenore Siebert vorbei, die ungefähr gleich alt war wie Tara. Lenore machte den Mund auf, doch ehe sie etwas hervorbrachte, kam Big Mim aus dem Wohnzimmer, das eigentlich ein Begegnungsraum war. Drei Katzen und Miranda folgten ihr.
    Big Mim nahm seine Hand, Miranda nahm die andere. Sie führten ihn ins Zimmer, dessen Fenster weit offen standen, und hießen ihn, sich zu setzen.
    Big Mim übernahm wie stets das Kommando. »Es gibt nichts, was es besser machen kann, aber wir haben etwas, das den Meolas vielleicht zeigen kann, wie sehr wir Anteil nehmen.«
    Miranda reichte Herb ein Couvert. »Dies ist ein Anfang. Big Mim hat alle im Pfarrbezirk angerufen, und wir beide haben die Runde gemacht.«
    Big Mim lächelte. »Machen Sie auf.«
    In dem Couvert war ein Scheck über fünftausend Dollar, ausgestellt auf die Tara-Meola-Stipendien-Stiftung.
    »Mädels.« Herbs Augen wurden wieder feucht.
    »Jedes Jahr werden wir diese Summe aufbringen, vielleicht auch mehr. Wir

Weitere Kostenlose Bücher