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Vier Mäuse und ein Todesfall

Vier Mäuse und ein Todesfall

Titel: Vier Mäuse und ein Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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jede folgende Rose wäre ein bisschen heller, und am Schluss wäre es ein ganz blasses Rosa, fast weiß.«
    Miranda und die anderen hielten einen Moment mit der Arbeit inne.
    »Ich glaube, so etwas habe ich noch nie gesehen«, sagte Alicia, die schon überall in der Welt gewesen war. Jetzt kniete sie auf der Erde und setzte einen gelben Strauch ein.
    »Ich denke, wenn es mir so nicht gefällt, kann ich die Sträucher jederzeit umsetzen und nach einem geläufigeren Farbschema anordnen. Ich weiß nicht. Ist mir einfach so eingefallen.«
    »Tolle Idee.« Susan dachte, sie könnte das zu Hause ebenfalls versuchen, aber sie wollte weiße Rosen nehmen, deren innere Blütenblätter leicht unterschiedlich gefärbt waren.
    »Wohin setzen wir den Feuerdorn?«, fragte BoomBoom.
    »Dees Plan – er liegt in meinem Wagen, falls du die Zeichnungen sehen willst – sieht vor, ihn an die Hauswände zu pflanzen, die Herb aus seinem Arbeitszimmerfenster sehen kann. Ein paar Sträucher sind da schon. Wir müssen sie an einem, hm, Dingen ziehen – wie heißt das noch mal?«
    »Spalier. Kommt vom französischen espalier . Wickeldraht und ein Gitter«, erklärte Alicia lachend die Methode, mit der die wachsenden Äste unterstützt wurden.
    »Genau. Ich war nicht so gut in Französisch«, erinnerte Harry sich wehmütig.
    »Weil du die Lehrerin gehasst hast.« Susan lachte.
    »Immer wenn Mademoiselle Suchet«, BoomBoom imitierte die helle Stimme ihrer Highschool-Lehrerin, »› ouvrez la porte ‹ gesagt hat, ist Harry aufgestanden und hat die Tür aufgemacht, bloß um sie zu ärgern.«
    »Harry!«, schalt Miranda sie, »wie konnten Sie das der armen alten Mademoiselle Suchet antun? Die Ärmste konnte kaum gehen, Gott sei ihrer Seele gnädig.«
    »Diese Nervensäge!« Harry rümpfte die Nase. »Immerhin hab ich genug gelernt, um in einem französischen Restaurant die Speisekarte zu verstehen.«
    Während Menschen und Katzen plauderten und lachten, folgte Tucker, die Nase am Boden, auf dem ummauerten Friedhof den verschiedenen Menschengerüchen. Sie folgte mal dieser, mal jener Spur und landete unausweichlich an einem Grab mit Blumen am Grabstein. Der unerschrockene Hund staunte, wie viele Leute an den letzten zwei Tagen den Friedhof besucht hatten.
    Sie hob den hübschen Corgikopf und sagte: »Viel Betrieb hier.«
    Eloquenz erwiderte: »Die ganze Familie Petrus kommt einmal die Woche her, seit Georgette Petrus gestorben ist.«
    »Die muss hundert Jahre alt gewesen sein.« Cazenovia kicherte.
    »Sie sah jedenfalls wie hundert aus« , vermeldete Lucy Fur.
    »Menschen haben strenge Regeln, wenn es um ihre Toten geht. Sogar wenn einer auf See stirbt, gibt es diese Regeln und Gebete und Zeremonien.« Eloquenz kannte sich da aus, weil Herb Trauerfeiern abhalten musste – allerdings nicht auf See.
    Pewter warf keck den Kopf zurück. »Verschwendung. Denkt bloß an all die Tiere, die diese Leichen verspeisen könnten. Was nützt das viele schöne Protein, wenn es in einem Sarg vermodert?«
    Mrs. Murphy meinte nachdenklich: »Wohl wahr, aber nur, wenn die Leichen relativ jung sind. Die alte Georgette war vollgestopft mit Medikamenten. Jedes Tier, das sie fräße, würde vermutlich daran sterben.«
    Sie kicherten, dann erklärte Lucy Fur: »Poppy liest viel über andere Religionen. Er hat uns einen Aufsatz über die Parsen in Indien vorgelesen. Ich glaube, so nennt man die. Sie bahren ihre Toten auf einer Art Zeltbahn auf hohen Gestellen auf, und dann kommen die Geier und fressen sie. Ihre Religion verlangt es so. Geier sterben wohl an einer seltenen Vogelkrankheit, aber nicht an den Menschenleichen, die sie seit Jahrhunderten fressen. Jedenfalls werden die Parsen ihr Ritual nicht ändern, und ohne die Geier lägen die verwesten Leichen in der heißen indischen Sonne über den Köpfen der Menschen. Abartig.«
    Pewter rümpfte die Nase. »Widerlich.« Ihre Augen leuchteten auf. »Wollt ihr mal was richtig Widerliches hören?«
    »Kann’s kaum erwarten« , erwiderte Tucker trocken.
    »Vor Jahren hab ich in einem Halloween-Kürbis einen abgetrennten Kopf gefunden. Er war noch nicht richtig vergammelt, aber die Haare waren voll Kürbismatsche, und aus dem Mund sind Kürbiskerne gerieselt.«
    »Ich war dabei.« Mrs. Murphy hatte es nicht ganz so in Erinnerung wie Pewter, aber Pewter rückte sich ja auch wieder mal in den Mittelpunkt.
    »Ich war auch dabei« , fiel Tucker ein. »Der Kopf war krass.«
    »Ich verpass aber auch alles« , jammerte

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