Vier Mäuse und ein Todesfall
viele Einschränkungen für Vergnügen und Profit«, meinte Susan.
»Sag das mal deinem Mann«, stichelte Harry.
»Ned hat nie irgendwelche Gesetzesentwürfe gegen Betätigungen eingebracht, die unserem Land Einkünfte bescheren«, konterte Susan.
»Schätzchen, Ned hat überhaupt noch nicht viele Gesetzesentwürfe eingebracht.« Harrys Augenbrauen schnellten in die Höhe.
»Wen kümmert’s?«, sagte Susan. »Kommt, trinken wir einen Schluck unterm Hickorybaum.«
Die Menschen gingen zu den Segeltuchstühlen unter dem zweihundertjährigen Baum. Coop lief in die Küche und kam mit einem Krug Limonade und einer Dose Butterkekse zurück.
Pewter sah die Keksdose. »Ich könnte einen Keks vertragen.«
»Wir sind pflichtgemäße Fleischfresser« , bemerkte Mrs. Murphy.
»Was nicht heißt, dass ich keinen Keks futtern kann .«
Murphy und Tucker beachteten Pewter nicht weiter und nahmen bei den Stühlen Aufstellung für den Fall, dass ein Mensch so nett war, ihnen einen Keks zuzuwerfen.
»Limonade für einen Longdrink. Mädels, ich hab aber fast nichts zu essen im Haus, und ich mag nicht zum Supermarkt, drum müssen wir uns mit Keksen begnügen.«
»Hey, hört sich gut an.«
Die drei setzten sich, ließen das Schraubglas herumgehen und nahmen kleine Schlückchen. Sie hüteten sich, zu viel davon zu trinken.
»Mild.« Cooper schloss anerkennend die Augen.
Harry nickte. »Die alten Knaben verstehen ihr Handwerk.«
»Woher hast du das Zeug?«, fragte Cooper.
»Verrate ich nicht.«
»Schon gut.« Die Blondine zuckte die Achseln.
»Ich verrat’s auch nicht, ich sag bloß, das Wasser kommt aus klaren Bergbächen«, ergänzte Susan. »Das ist das Gute am schwarzgebrannten Virginia-Schnaps – echtes Landschaftswasser. Manche Leute tun Pfirsiche rein, andere Pflaumen, Kirschen, ist vermutlich so was wie ein Markenzeichen. Aber wenn ich einen Schluck nehme, will ich das Zeug klar, so klar wie die Bäche in den Blue Ridge Mountains.«
»Susan, ich wusste gar nicht, dass du so verrückt danach bist.« Cooper nahm die Limonade zum Nachspülen, sehr erfrischend.
»Ich bin voller Überraschungen, allerdings nicht so vielen, wie mir lieb wäre.«
»Das könnte wohl auf uns alle zutreffen. Wenn ich den Fernseher einschalte, sehe ich die Fehltritte von Politikern, Fernsehstars, Filmstars, und mir wird klar, ich bin eine olle Spießerin.« Harry lachte über sich selbst.
»Wisst ihr was, diese Leute können nicht glücklich sein. Wer sich so aufführt, mit ganzen Bataillonen von Männern oder Frauen schläft, wer Fotos von seinen Genitalien rumschickt – ich kann nicht glauben, dass jemand, der sich so benimmt, richtig glücklich ist«, meinte Susan nachdenklich.
»Da werde ich nie hinterkommen.« Cooper grinste.
»Hey, Mädels, dafür ist noch Zeit genug«, sagte Harry vergnügt.
Sie lachten, schwatzten, besprachen, was es noch für die Flaggentagsfeier von St. Lukas zu tun gab, die am kommenden Samstag, dem 16 . Juni, stattfinden sollte, und zwar schon um zehn Uhr für den Fall, dass es heiß werden würde. Harry sagte ihnen, dass die T-Shirts toll aussahen.
»Coop, du brauchst ein anderes Hobby als das Ausrupfen von Klettenwurzeln. Ich würde dich gerne mal mit zum Driving Range im Club nehmen«, bot Susan an. »Golf kann dich der Welt entrücken.«
»Das sagst du. Gibt es da nicht ein Buch über Golf, A Good Walk Spoiled ?« Harry nahm ein letztes Schlückchen aus dem Schraubglas.
»Danke, Susan«, sagte Coop mit ihrer Mezzosopranstimme. »Ich sehe nicht, woher ich die Zeit nehmen soll. Wir machen eh schon Überstunden, weil wir keine neuen Mitarbeiter einstellen können. Das Sheriffrevier kann nur dann jemanden anheuern, wenn jemand ausscheidet. Ich will den Bezirk nicht kritisieren. Die Finanzkrise hat sich auf den Polizeidienst und die Feuerwehren im ganzen Land ausgewirkt. Ich hatte Glück, dass ich heute frei habe, aber ich hab ja auch zwei Wochen lang durchgearbeitet. Und Rick arbeitet zu hart. Viel zu hart. Ich mach mir Sorgen um ihn. Das ständige Drängeln der Medien wegen der zwei Morde tut ihm nicht gut. Mein Chef ist ein guter Sheriff und ein guter Mensch. Er will den Täter finden, das wollen wir alle, aber dies ist ein ganz sonderbarer Fall. Aber wie die meisten Fälle wird er früher oder später gelöst.«
»Das will ich hoffen«, sagte Susan freimütig. »Aber Ned behauptet, Mord ist das leichteste Verbrechen, wenn man sorgfältig plant.«
»Ja und nein.« Die Polizistin streckte die
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