Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vier Mäuse und ein Todesfall

Vier Mäuse und ein Todesfall

Titel: Vier Mäuse und ein Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
Vom Netzwerk:
und als er es sich umband, nahm sie ihn in die Arme.
    Lachend setzten sie sich an den Tisch. Sie schenkte ihm Kaffee ein.
    »Eier, kaltes Müsli? Die Köchin nimmt Bestellungen entgegen.«
    »Hmm, kaltes Müsli.« Er lächelte sie an. »Wir hatten unsere Unterhaltung schon. Der Flaggentag kann die Katzen unmöglich übertreffen.«
    Später schlossen die Katzen einen Waffenstillstand. Wäre das unterblieben, hätte Harry sie nicht mitgenommen. Sie saßen hinten im Volvo-Kombi. Schweigend.
    Tucker kuschelte sich in ihr Autobett. Auch sie hielt den Mund, weil sie das Gefühl hatte, dass das kätzische Pulverfass früher oder später explodieren würde.
    Als sie zur Kirche kamen, sah Fair die Hortensien an der Zufahrt. »Schatz, wie schön.«
    »Haben wir alle zusammen gemacht. St. Lukas hatte eine Auffrischung nötig. Dee Phillips hat so einen hübschen Plan gemacht.«
    »Ist sie nicht episkopalisch?«
    »Sind Verwandte, Episkopalen und Lutheraner.«
    Fair drehte sich nach den Insassen um. »Mucksmäuschenstill.«
    »Gut.« Harry parkte auf der tiefergelegenen Ebene.
    Die Menschen gingen auf dem Stufenweg zum Innenhof, gefolgt von den zwei Katzen und Tucker. Weil Reverend Jones Tiere liebte, waren alle Tiere willkommen, wenn sie sich gut benahmen.
    Im Innenhof blieben Harry und ihr Mann stehen.
    »Sagenhaft!«, rief Harry aus.
    Wie versprochen, hatte Craig die Flaggen an den Dächern aufgehängt. Die unterschiedliche Anzahl der Sterne gab Zeugnis vom Wachstum der Nation. An einer Seite des Innenhofs – der Seite mit dem Verwaltungstrakt – hatte er auch Flaggen jener Staaten aufgehängt, aus denen die Siedler gekommen waren: England, Irland, Schottland, Wales und Frankreich. Da Deutschland erst unter Bismarck im 19 . Jahrhundert ein einheitliches Reich geworden war, reichte der Platz nicht aus, um die Flaggen sämtlicher deutscher Kleinstaaten aufzuhängen. Craig hatte jedoch die Flagge der österreichischen Doppelmonarchie sowie die Flagge aufgehängt, die heute für die Afroamerikaner ganz Afrika repräsentierte.
    »Er ist wirklich klug.« Fair rieb sich das Kinn.
    »Ich hätte nie an die Elternstaaten gedacht – ein besseres Wort fällt mir nicht ein.« Harry erfreute sich an dem sanften Flattern der Flaggen.
    Der Feuerdorn hob sich gegen den Steinbau ab, den Herb von seinem Arbeitszimmer aus sehen konnte. Transparenter Wickeldraht war in geraden horizontalen Linien angebracht worden, so dass die Äste daran entlangwachsen konnten. Die Kirchenseite des Hofes, von einer Glyzine bedeckt, die bereits geblüht hatte, bot vollen Schatten. In dieser herrlichen Symmetrie sah St. Lukas besonders schön aus.
    Eloquenz schaute von ihrem Fensterplatz im Arbeitszimmer hinaus. Keine der Katzen war erpicht darauf, sich unter schreiende, Fähnchen schwingende Kinder zu mischen.
    Pewter blieb unter dem Fenster stehen. »Ich hatte einen furchtbaren Tag.« Egal, ob die anderen Katzen Pewters maßloses Lamentieren hören wollten oder nicht, das graue Dickerchen jammerte ohne Unterlass.
    Mrs. Murphy dagegen blieb bei Tucker, die Kinder liebte. Die Zuneigung der Hündin wurde erwidert. Ein kleiner Junge schenkte Tucker sein Fähnchen. Mit der Flagge in der Schnauze rannte der Hund patriotisch rund um den Hof.
    Auf langen Holztischen waren mitten im Hof sommerliche Speisen angerichtet. Miranda hatte bei alledem geholfen, obwohl sie keine Lutheranerin war. Jedermann nahm an dieser Zusammenkunft teil: Katholiken, Baptisten wie auch jüdische Familien vom Tempel in Charlottesville. Den Flaggentag bei St. Lukas durfte man sich nicht entgehen lassen.
    Die Veteranen salutierten der Flagge in einer kurzen Zeremonie, bevor das Essen ausgegeben wurde. Victor Gatzembizi war Luftwaffenveteran, hatte aber an keinem Kampf teilgenommen. Immerhin war er so patriotisch, den älteren Veteranen, die sonst vielleicht schwerlich hätten teilnehmen können, die Fahrt zu bezahlen. Die meisten wurden von ihren Angehörigen gebracht, aber einige lebten in Pflegeheimen.
    Fair, der nach der Zeremonie ein eiskaltes Bier trank, klopfte Victor auf den Rücken. »Danke. Die Veteranen aus dem Zweiten Weltkrieg hier zu haben ist eine Inspiration für uns alle.«
    Latigo schlenderte herbei. »Vic, nach dem Feiertag schick ich dir ordentlich Arbeit.«
    Fair wusste nicht recht, ob Latigo scherzte. »Wie meinen Sie das? Glauben Sie, am Flaggentag passieren mehr Unfälle? Dies ist kein Feiertag, an dem viel getrunken wird. Nicht wie der Heldengedenktag«, bemerkte

Weitere Kostenlose Bücher