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Vier Mäuse und ein Todesfall

Vier Mäuse und ein Todesfall

Titel: Vier Mäuse und ein Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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inspizieren, wenn sich die kleinen Beeren zeigen. Stell dir vor, an manchen Orten bringt Ginseng fünfhundert Dollar das Pfund! Erzeuger in New York kriegen das – nicht alle, aber im Durchschnitt liegt das Pfund zwischen dreihundert und vierhundert Dollar.«
    Susan sagte trocken: »So viel wird Yancy dir nicht bieten.«
    »Ich weiß.« Harry schaltete in den vierten Gang. »Ich hab kultivierten und wilden Ginseng am Bach. Dem Ginseng geht’s dort gut, er hat viel Schatten und Feuchtigkeit.«
    »Ginseng braucht lange, bis er Samen trägt, nicht wahr?« Susan dachte daran zurück, wie sie als Kinder am Bach gesessen und die Zehen ins kalte Wasser getaucht hatten.
    »Drei bis vier Jahre. Aber schau, den wilden Ginseng hab ich schon lange. Den kultivierten hab ich erst letztes Jahr gepflanzt – auf den muss ich noch warten.«
    Susan wechselte das Thema. »Vermisst du das Postamt manchmal?«
    »Immerzu. Das war echt Crozets Mittelpunkt.«
    »Ja. Der Neubau ist groß, sauber und hell, aber da kann man nicht rumhängen wie wir in dem alten Postamt. George Hogendobber hat uns immer Lakritzstangen geschenkt. Wer hätte gedacht, dass du am Smith College Examen machen und dann unsere Posthalterin werden würdest?«
    »Ich am allerwenigsten. Ich dachte, ich spring ein, bis ich eine richtige Arbeit finde und der Postvorsteher eine richtige Posthalterin findet.«
    »Du sprichst nie darüber.« Susan betrachtete das Profil ihrer Freundin.
    »Was gibt’s da zu sagen? Der Neubau ist mir wohl über den Kopf gewachsen. Ich durfte Mrs. Murphy, Pewter und Tucker nicht mehr mit zur Arbeit nehmen. Die zwei Katzen konnten die Postkarren so gut schieben wie ich.« Harry lächelte. »Alles hat sich verändert, Susan. Manchmal fühle ich mich alt. Ich weiß, ich bin’s nicht, aber … ach, ich weiß nicht.«
    »Wir haben jetzt Erinnerungen. Wir können Dinge vergleichen. Konnten wir mit sechs Jahren nicht.«
    Harry sann darüber nach. »Veränderung ist Leben, nehm ich an.«
    »Oh ja.« Susan atmete durch, als Harry leicht schlitternd eine Kurve nahm. »Angeberin.«
    »Konnte nicht anders.« Harry lachte. »Warst du schon mal in dem Café bei Frisch!?«
    »Ein paarmal. Yancy macht das gut. Manchmal treff ich dort Freunde, manchmal nicht. Ich denke, Yancy hoffte, es würde ein Treffpunkt werden, aber wer geht schon in einen Biomarkt? Leute mit Geld. Wer arm ist, kann die Preise nicht bezahlen.«
    »Genau. Ich kann Yancy eigentlich nicht leiden. Ich weiß selbst nicht recht warum, aber er geht mir gegen den Strich.«
    »Mir auch.«
    »Du spielst mit Barbara Golf. Sie magst du.«
    »Ja. Aber sie ist ein scheues Reh. Sie spricht nie von ihm. Nicht ein Wort, das finde ich ein bisschen seltsam. Du und ich und wir Übrigen reden doch auch manchmal über unsere bessere Hälfte.«
    »Oder schlechtere Hälfte.«
    »Das auch.«
    Sie lachten noch, als Harry vor dem Stall hielt.
    »Warum habt ihr mich nicht mitgenommen?« , fragte Tucker, als die zwei Frauen ausstiegen. Harry bückte sich und hob das Feuerzeug auf. Sie nahm sich vor, Victor anzurufen, weil es ihm gehören musste.
    »Weil du dich in Pferdekacke gewälzt hast.« Pewter war es, die diese hilfreiche Vermutung von sich gab.
    »Weißt du eigentlich, Pewter, dass dein Bauch schwabbelt, wenn du sprichst?«
    »Weißt du eigentlich, Tucker, wenn ich hinter dir bin, du schwanzloses Ding, dass ich dann was sehe, was ich lieber nicht sehen würde?«
    32
    H arry und Susan hatten gerade die Küche betreten, als das Wandtelefon klingelte.
    Harry nahm ab. »Hallo.«
    »Stell dir vor«, sagte Franny atemlos, »meine Reifen sind wieder aufgetaucht.«
    »Wo?«
    Susan schenkte sich Eistee ein und stellte sich damit neben Harry, um mithören zu können.
    »In einem Lagerhaus bei Zion Crossroads.«
    Zion Crossroads lag an der Kreuzung I- 64 und Route  250 in Louisa County. Jahrelang war es ein verschlafenes Nest gewesen, doch in den letzten zehn Jahren hatte es sich zu einem Knotenpunkt für Handel, Verpflegung und Treibstoff entwickelt. Die I- 64 verlief in westlicher Richtung bis nach St. Louis. Dort mündete sie in die I- 70 und führte bis zu den Rocky Mountains. Sogar Fahrer auf der kurzen Strecke nach Richmond hielten in Zion Crossroads an, holten sich eine Cola oder einen Kaffee und streckten die Beine aus.
    Das alte Holzlager gab es noch, doch die Einheimischen hatten den Eindruck, dass jeden Tag ein neues Lager in Betrieb ging. Zum Wohl der Kassen von Louisa County.
    Susan, das Ohr dicht am

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