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Vier Mäuse und ein Todesfall

Vier Mäuse und ein Todesfall

Titel: Vier Mäuse und ein Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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nachzusehen, ob Sie einen kaputten Explorer da haben, der Tara Meola gehört hat?«
    »Ich schau sofort nach.« Kurze Stille. »Der ist noch hier. Ist noch nicht in der Presse gelandet. Also, das ist ein Verfahren, das sollten Sie mal sehen. Ein großes Auto, von dem nicht mehr als ein Metallwürfel bleibt – ein großer Würfel, aber erstaunlich.«
    »Madam, der Wagen wurde ausgeschlachtet, ja?«
    »Oh ja. Zwei Felgen waren noch dran. Sogar das Lenkrad wurde abmontiert.«
    »Warum waren die zwei Felgen noch dran?«
    »Die anderen beiden hatten Risse. Felgen sind heute aus einem Guss. Früher waren Felgen aus Stahl, heute sind sie aus Aluminium, aus einem Guss. Dadurch sind sie leichter, das spart Benzin. Deswegen kostet es um die vierhundert Dollar, wenn man sie auswechselt. Reifen sind leicht zu ersetzen, Felgen nicht mehr.«
    »Risse?«
    Froh über ihre Kenntnisse, flötete Mildred: »Seh ich andauernd. Sie würden staunen, was ich hier alles zu sehen kriege. Billiges Material. Manchmal hat man sie geschweißt, das verändert die Molekularstruktur, macht das Material brüchig. Ich sehe Imitate der Originalfelgen – billigen Ersatz. Die Leute erkennen den Unterschied nicht.«
    »Die zwei gerissenen Felgen – könnten die ersetzt gewesen sein?«
    »Billig, billig, billig. Sehen aber genauso aus wie die Originale von Ford. Die kaputten Felgen waren nach einem anderen Unfall ausgetauscht worden, da bin ich mir sicher. Vermutlich durch den Erstbesitzer des Explorers«, gluckste Mildred.
    »Ma’am, vielen Dank. Sie haben mir sehr geholfen.« Harry legte auf und lehnte sich an die Anrichte. »Susan, langsam mach ich mir ein Bild.«
    Vivien machte sich auch ein Bild. Durch Susans höchst ungewöhnliche Fragen war Vivien aufgegangen, dass etwas im Busch war. So unglücklich sie über Latigos Weibergeschichten war, sie liebte ihn. Sie würde ihn schützen und zu ihm halten.
    Er verdiente es nicht.
    33
    M rs. Murphy schlief hinter Harrys Computer. Pewter war auf der Satteltruhe weggesackt, Tucker lag flach in der Stallgasse, durch die eine kühlende Brise zog. Grillen zirpten, und die Frösche im Teich sangen laut – melodiöse Lieder, mit den tiefen Rufen der Froschmännchen durchsetzt. Plattgesicht hob von ihrem Nest ab und begab sich hinaus zur abendlichen Futtersuche.
    Dünne anthrazitgraue Wolkenbänder schwebten über den Blue Ridge Mountains, die jetzt dunkel aufragten. Viele tausend und abertausend Kilometer entfernt sandten weißglühende Sterne ihr Licht herab und ließen es über den einstmals mächtigen Bergen scheinen. Plattgesicht, im Niedrigflug, verschwendete niemals einen Gedanken an die Geschichte der Blue Ridge Mountains. Dieses geographische Phänomen war das einzige, das die große Eule kannte. Die meisten Menschen verschwendeten ebenfalls keinen Gedanken an die Berge, aber wer es doch tat, der wusste, dass die Blue Ridge Mountains, bevor unsere Spezies auf Erden wandelte, die Alpen und die Rocky Mountains überragten. Der Atlantische Ozean hatte sich da noch viel näher an sie herangewälzt als heute.
    Harry saß wie gebannt an ihrem Computer. In ihrer ländlichen Gemeinde wurde kein Breitbandkabel angeboten, so wenig wie in den meisten ländlichen Gemeinden. Sie war auf eine Funkverbindung angewiesen, die zwar besser war als nichts, aber langsamer sein konnte, als ihr lieb war.
    »Mach schneller, verdammt.«
    Mrs. Murphy schlug ein goldgelbes Auge auf. »Mama, du gehörst ins Bett.«
    Fair dachte dasselbe, als er auf die Nachttischuhr sah. Er war eingeschlafen bei der Lektüre von The Utility of Force , das er schon seit Jahren hatte lesen wollen. Ein gutes Buch, aber er war so müde, dass er eingeschlummert und das Buch auf seine muskulöse Brust gesunken war.
    Er legte es beiseite, stand auf und zog seinen Bademantel an. Harry war weder in der Küche noch im Wohnzimmer, wo sie zuweilen beim Lesen einschlief, vor allem im Winter am prasselnden Kaminfeuer. Er trat auf die Veranda und sah, dass ein Lichtschein auf die Weide fiel. Harry war in der Sattelkammer.
    Er ging nach draußen und betrachtete den ständig wechselnden Himmel; die Spätjuninacht war mit silbernen Sternen gesprenkelt. Die Juni- und Julinächte kamen ihm nie so pechschwarz vor wie eine Januarnacht.
    »Schatz.«
    Harry blickte erschrocken auf. »Hast du mich erschreckt.«
    »Es ist ein Uhr nachts. Komm ins Bett«, sagte Fair.
    »Ich hab die Zeit vergessen.«
    Er grinste diabolisch. »Guckst du dir hier Pornos an?«
    »Nein.

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