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Vier minus drei

Titel: Vier minus drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Pachl-Eberhart
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sich Notizen, dann schaut er mir in die Augen.
    »Ich sehe deine Aura. Es kommt mir so vor, als ob sie über deinem Körper schweben würde wie ein Luftballon. Sie ist nicht da, wo dein Körper ist, sie zieht nach oben.«
    Wieder einmal beginne ich zu weinen, wieder einmal hat jemand ins Schwarze getroffen.

    »Wir werden versuchen, dich wieder ein wenig auf die Erde zu bringen.«
    Er deutet auf seine Behandlungsliege, ich lege mich darauf, gespannt, was passiert. Ich war noch nie bei einem Osteopathen.
    Zunächst passiert … gar nichts. Ich liege da. Entspanne mich. Mein Therapeut beobachtet meinen Atem und fordert mich auf, dasselbe zu tun. Ich schließe die Augen. Irgendwann spüre ich, wie zwei Finger auf meine Beckenknochen gelegt werden, ganz sacht, federleicht. Die Finger der anderen Hand berühren meine Schulter. Ich atme weiter.
    Der Kontakt ist leicht und sanft, und doch scheint er mir fast unerträglich. Er quält mich, je länger er andauert. Mein Körper möchte sich aufbäumen. Ich fühle mich, als wäre ich ein Vogel, der fliegen möchte und von einem zentnerschweren Gewicht auf einer Unterlage festgehalten wird. Ich möchte schreien.
    Das alles erzähle ich dem Osteopathen. Er aber lässt die Finger, wo sie sind.
    »Achte weiter auf deine Atmung. Versuche, auf der Unterlage anzukommen.«
    Ich will nicht ankommen! Nicht auf der Unterlage und nicht auf der Erde!
    Ich konzentriere mich darauf, nicht laut zu schreien. Zwinge mich dazu, heftig in den Bauch zu atmen. Mit einem Mal beginnen meine Tränen zu fließen. Ich weine bitterlich, wie ein kleines Kind.
    »Die Tränen sind ein Geschenk. Stell dir einen großen Wasserfall vor, während du weinst. Wasser tut dir gut, im Moment. Es spült die Dinge weg, die dich belasten.«

    Ja, das Bild des Wasserfalls wirkt. Mein Körper kommt mehr und mehr auf der Unterlage an. Es wird richtig gemütlich. Schließlich meine ich sogar, meine Aura zu spüren. Rund und rosa, eine Blase, die mich umhüllt.
    Der Therapeut gibt mir eine Hausaufgabe mit. Ich soll mir einen Platz suchen, auf dem ich einen guten Ausblick habe und der mir im Rücken Schutz bietet.
    Diesen Platz habe ich schon: mein Baumstumpf im Wald!
    Außerdem soll ich in der Erde graben und mich mit viel Wasser umgeben.
    Wie gut, dass ich so gern in der Badewanne liege! Und meinen Garten, ja, den wollte ich schon lange in Angriff nehmen. Der Rest wird sich schon fügen.

    Eine Mail
     
    Von: Barbara Pachl-Eberhart
    Gesendet: Donnerstag, 1. Mai 2008 12:35
    An: Alle Kontakte
    Betreff: Nachrichten aus dem Kokon
     
    Liebe Freunde!
    Eine Welle aus Energie ist durch die Welt geströmt in den letzten Tagen. Ein Kokon aus Menschen hat sich um mich gelegt und ein dichtes Netz gewoben aus lieben Worten, Hilfsangeboten, Geschichten, Gedichten und Getextetem.

    So viel Kunst liegt in der Luft.
    So viele Mails liegen in meiner Mailbox.
    Ich liege im warmen Kokon und befinde mich in einer großen Wandlung, brauche momentan sehr viel Ruhe und Stille.
    Nebenher spinnt mein Computer. Und noch daneben muss ich flix-flux meine St. Mareiner Wohnung renovieren, da es einen Kaufinteressenten gibt, und das wäre großartig! Ich habe viele Helferlein bzw. muss diese noch organisieren.
    Und bei alledem kann es passieren, dass ich eure Mails nicht so schnell und ausführlich beantworten kann, wie ich es gern täte, weil es ja jedem von euch so viel zu sagen gäbe. Ich muss mich jetzt trotzdem zurückziehen (selbst mein Handy hebe ich nicht immer ab). Das heißt nicht, dass ich eure Kraft nicht spüre und mich irgendwann, Stück für Stück, wieder aus meinem Kokon herausschälen werde.
    Inzwischen danke ich euch für alles, was ihr mir geschickt und geschenkt habt. Möge die Energie im Fluss bleiben!
    Ein »Bis bald« aus dem tiefsten Inneren des kuscheligen Hängematten-Kokons schickt Euch
    Eure Barbara
    Das Bild vom Kokon habe ich nicht erfunden. Aus der Kinderpsychologie weiß man, dass der Schmetterling mit seiner Metamorphose gern im Zusammenhang mit dem Tod genannt wird. Sterbende Kinder malen sich selbst oft als Schmetterling.
    Eine meiner Clownkolleginnen wählte bei Beginn ihrer Tätigkeit im Krankenhaus intuitiv ein Schmetterlingskostüm. Erst viel später erfuhr sie von der Psychologin der Onkologie, warum gerade Kinder auf der Krebsstation
die Frau Dr. Flora Flatterhaft, den Schmetterlings-Clown, so besonders liebten.
    Ich hörte vor einigen Jahren eine Geschichte über den Prozess der Verwandlung, den die Larve des

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