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Vier minus drei

Titel: Vier minus drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Pachl-Eberhart
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Beziehung = Baby.
    Eine geniale Lösung.
    Meine fixe Idee begleitete mich schon seit mehr als zwei Wochen. Zwanzig, dreißig Freunden hatte ich in den Ohren gelegen mit meinem Wunsch nach einem Kind ohne zugehöriger Paarbeziehung. Geduldig hatten sie mir zugehört, oft genug hatten sie dabei doch etwas verstört gewirkt.
    »Ich bin euch so dankbar, dass ihr mir zuhört und so tut, als würde ich das alles ernst meinen.«
    So rettete ich mich einmal, nachdem ich es offensichtlich zu weit getrieben hatte mit meinen Fantasien. Das Lachen
meiner Freundinnen zeigte, wie erleichtert sie waren, und ich lachte gleich mit. So ganz war mir die Fähigkeit zur Selbsterkenntnis also noch nicht verloren gegangen!
    Doch es gab auch Menschen in meiner Umgebung, die mich ernst nahmen, ernster noch als ich mich selbst. Menschen, mit denen ich alle gedanklichen Tabus brechen konnte, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Mit denen ich neben der Kinderfrage auch andere Themen diskutieren konnte.
    Wer freut sich über die Kleider der toten Fini? Soll ich im Keller ein Kinderzimmer einrichten? Wie könnte ich Helis Urne knacken, damit Helis Eltern die Hälfte der Asche bekommen können? Wird ein neues Kind eines Tages die Asche seiner Geschwister sehen wollen?
    Ein Kollege aus meiner Impro-Theatergruppe war bei diesen Fragen der Unerschrockenste von allen. So war es auch ein Gespräch mit ihm, über Gott, die Welt im Allgemeinen und Männer im Speziellen, in dem mir die Lösung für mein Kinderproblem plötzlich sonnenklar vor Augen stand.
    Natürlich! Warum denn nicht gleich? Es gibt Männer, wie ich sie suche, und sie sind … homosexuell !
    Andreas, zwar sehr kinderlieb, aber leider hetero und bereits vergeben, brachte mir sogleich einen gemeinsamen alten Freund in Erinnerung.
    »Soll ich ihn einmal fragen?«
    Moment. Nicht so schnell! Zuerst noch ein paar Details. Wie soll das überhaupt funktionieren, schwanger zu werden von einem Mann, der nichts mit Frauen am Hut hat?
    Auch das war kein Tabu für Andreas, den Mutigen.

    »Ich hab das schon einmal gehört. Der Mann muss auf andere Weise zu einem Orgasmus kommen. Den Samen fängt man in einem Schüsselchen auf und versucht dann, ihn möglichst schnell und keimfrei in die Scheide der Frau zu bringen. Meistens funktioniert es allerdings nicht beim ersten Mal.«
    Das war denn nun sogar für mich zu viel. Zu technisch, zu unromantisch. So hatte ich es mir auch wieder nicht vorgestellt. Außerdem kränkte mich der Gedanke, dass mich der Vater meines zukünftigen Kindes kein bisschen attraktiv finden sollte, doch mehr, als mir lieb war.
    »Ähm, vielleicht sollten wir uns diese Variante für den Notfall aufheben«, druckste ich herum.
    »Okay, sag mir einfach, wenn es so weit ist. Und jetzt lass uns kochen. Was hältst du von Risotto?«
    Ich nicke, froh über den Themenwechsel.

Ausblick
    Der 29. Juni 2008
     
    Der Wahrsager, bei dem ich mich angemeldet habe, hat sein Büro in einem ganz normalen Einfamilienhaus. Kein Türschild, keine Hinweistafel. Werbung hat der Mann offensichtlich nicht nötig.
    Sabine hat ihn mir empfohlen. Er hat ihr schon öfters sehr treffend die Zukunft vorhergesagt. Was meine Zukunft angeht, so habe ich guten Rat dringend nötig.
    Ich brauche einen Dolmetscher, der mir die Zeichen, die mir der Himmel schickt, übersetzt, bis die Engel endlich gelernt haben, mit großen Lettern auf Hauswände zu schreiben. Ich brauche schleunigst ein paar Antworten.
    Hat es etwas zu bedeuten, dass mir ein Betrunkener ins parkende Auto fuhr? Was soll es heißen, dass meine Vermieterin den Kaufvertrag für das Haus zunächst unterschrieb und ihn plötzlich wieder annullieren lassen möchte? Befinde ich mich in einer Pechsträhne, oder hat das alles einen tieferen Sinn? Ach ja, und das Wichtigste: Wann kommt Fini?

    Im Vorraum stehen drei Stühle. Sie sind leer. Gott sei Dank. Ich bin nervös, als würde ich auf den Zahnarzt warten. Hoffentlich geht es schnell.
    »Bitte sehr.«
    Kann vielleicht die Empfangsdame bereits meine Gedanken lesen? Unbeholfen stehe ich auf. Meine Beine fühlen sich an wie Wackelpudding.
    Wieso bin ich so aufgeregt? Ich habe doch bloß ein Rendez-vous mit meiner eigenen Zukunft, nichts weiter.
    Das Zimmer des Hellsehers ist unmöbliert, abgesehen von einem unscheinbaren Stuhl, dem Bürosessel des Hausherrn und einem großen Glastisch. Darauf ein Stapel abgegriffener Spielkarten. Und eine Packung Kleenex.
    Hinter dem Tisch sitzt ein Sir in schwarzem Anzug. Er

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