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Vier minus drei

Titel: Vier minus drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Pachl-Eberhart
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du denkst. Vielleicht ist er ja erst … vierundvierzig?«
    »Wieso gerade vierundvierzig?«
    »Ich finde, du solltest dich endlich entspannen. Es gibt bestimmt einen Mann, der dich lieben und gern ein Kind
mit dir bekommen wird. Ich habe da sogar einen ganz bestimmten im Kopf. Gib ihm einfach noch ein bisschen Zeit.«
    Moment. Soeben habe ich eine runde Summe beim Wahrsager ausgegeben, und nun unterbreitet mir meine beste Freundin, ganz nebenbei, dass sie den Mann meines Lebens bereits kennt?!
    »Wer soll denn das sein? Ich kenne keinen einzigen Mann, mit dem ich mir vorstellen könnte …«
    »Nein, du kennst ihn nicht. Aber ich.«
    »Und wie heißt er, dieser Mann?«
    »Ulrich.«
    Ulrich.
    Ich weiß sofort, wer gemeint ist. Sabine hat mir vor längerer Zeit von ihm erzählt. Er ist ein Freund ihres Lebensgefährten, ein Schauspieler aus Wien. Begeistert schwärmt sie nun von seinem feinfühlenden Wesen, von seinem Interesse an Philosophie und Spiritualität und, nicht zuletzt, von seiner gescheiterten Ehe.
    Es gefällt mir, was Sabine da erzählt. Es ist fast zu schön, um wahr zu sein.
    »Aber ich bin doch noch nicht so weit!«
    »Wenn es passt, werdet ihr euch schon kennenlernen. Irgendwann kommt er uns einmal besuchen, das hat er fest versprochen, und wenn du willst, dann lade ich dich dazu ein.«
    Ich lege auf. Schaue gedankenverloren auf das Display.
    Was mache ich da? Streichle ich tatsächlich mein Handy?

    »Ulrich.«
    Der Name klang gut in meinem Mund. Auf der Heimfahrt im Auto hatte ich genügend Zeit, mir aus den sechs Buchstaben in Gedanken ein rosarotes Päckchen zu basteln. Ich füllte es mit all meinen Hoffnungen, meinen Träumen und Worten wie Zukunft und Liebe. Verschloss es sorgsam mit einer großen, bunten Schleife. Noch bevor ich zu Hause angekommen war, hatte ich es schon gut verstaut, in einem entlegenen Winkel meines Kopfes. Sicherheitshalber.
    Denn meine innere Stimme, die es doch so gut mit mir meinte, konnte nicht davon lassen, mich zu warnen.
    Pass auf! Dein Lebenswille hängt an einem seidenen Faden. Mache nicht den Fehler, deine Hoffnungen auf einen Namen zu setzen. Auf einen Mann. Was ist, wenn er deine Erwartungen nicht erfüllt? Was wird dir dann die Kraft geben, weiterzumachen?
    Im Grunde gab ich der Stimme Recht. Ich kannte ihn ja gar nicht, diesen Mann. Und doch …
    Es muss ja nicht unbedingt dieser Ulrich sein. Aber an das »Prinzip Ulrich«, daran will ich gern glauben. An die Idee, dass es da draußen irgendwo einen Mann gibt, der mich eines Tages lieben wird und den ich in mein Herz einlassen werde. Irgendwann.
    Mein Kopf gab sich damit zufrieden. Er gewöhnte sich an den Unbekannten. Und ich begann, Ulrich auf meine Waldspaziergänge einzuladen, bei denen ich zuvor nur die Begleitung meines unsichtbaren Mannes zugelassen hatte. Ich sprach mit Heli, dann wieder mit Ulrich, oder mit beiden zugleich. Erzählte ihnen von meine Sorgen, Hoffnungen und Träumen.

    Ab und zu sprach ich auch mit dem Schicksal:
    Du weißt, dass ich dir immer vertraut habe. Ich bin sicher, dass du dir etwas dabei gedacht hast, als du mich verschont hast. Damals, an dem Tag, als der Unfall passierte. Ich habe nie mit dir gehadert, nie böse Worte gegen dich gerichtet. Ich will dir weiter vertrauen, denn ich glaube nicht, dass du es böse mit mir meinst.
    Das »Prinzip Ulrich« habe ich für dich erfunden. Nun sorge du dafür, dass es Wirklichkeit wird. Wie und wann, das überlasse ich ganz dir.
    In der Zwischenzeit wollte ich mich erst einmal weiter daran machen, ein hübsches Nest zu bauen. Für Fini. Für das Prinzip Ulrich. Und, ja, zur Not auch ganz für mich allein.

Nestbaubetrieb
    Ein Sonnentag Anfang Juli
     
    Mein Heim ist in keinem besonders guten Zustand. Viel zu lange schon habe ich ihm keine Beachtung geschenkt. So etwas rächt sich.
    Ein Haus muss gepflegt werden wie ein lebendiger Organismus , das hat Heli immer schon gewusst.
    Ich bin auferstanden. Energiegeladen. Das Leben hat mich wieder. Das bisschen Hausarbeit werde ich schon in den Griff bekommen.
    Ich sehe mich um. Erstelle eine Bestandsaufnahme.
    Die Küche: etwas staubig, aber immerhin schön warm, denn draußen sind es bereits mehr als zwanzig Grad.
    Fenster auf, ja, das ist besser.
    Mein Schreibtisch: voll mit Formularen, Bürokratie ohne Ende, Helis Steuererklärung wartet auf mich, offene Rechnungen, ein dicker Fragebogen von der Sozialversicherung.
    Ja, ihr kommt auch noch dran, aber nicht heute. Heute muss ich erst einmal

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