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Vier minus drei

Titel: Vier minus drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Pachl-Eberhart
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Ruins treiben.
    Das schöne Bild vom mittellosen, blondgelockten, kinderlieben Marlboro-Man, der nichts lieber wollte als mit mir ein Kind zu zeugen, zerbröckelte gnadenlos vor meinem inneren Auge. Doch aufgeben kam nicht in Frage. Ich hatte Fini doch ein Versprechen gegeben!
     
    Frau – Mann + X = Baby.
    Letzte Rettung – Samenbank!
    Warum war ich denn nicht gleich auf diese Idee gekommen? Gut, eigentlich hätte ich Fini einen echten Vater gewünscht. Aber was sollte ich denn machen, wenn die Herren der Schöpfung das Spiel nicht mitspielen wollten?
    Fini würde eben mit einem Engels-Papa namens Heli aufwachsen. Im Ausgleich dafür hätte sie die glücklichste Mama der Welt. Genügend Freunde waren da, sie alle würden mir ein Kind gönnen und mich unterstützen, wo immer ich Hilfe brauchte. Meine Tochter würde Teil einer wunderbaren Gemeinschaft sein.
    Samenbank.
    Euphorisch tippte ich das Wort in das Suchfenster von Google ein. Tatsächlich: Allein für Österreich fand ich 3270 Ergebnisse. Ich wählte das erstbeste Institut und kam auf eine ansprechende Startseite, ganz in rosa. Die Überschriften des Menüs klangen etwas sperrig.

    Indikationen. Risiken. Juristisches. Zyklusablauf.
    Vergeblich suchte ich nach Slogans, nach ermutigenden Türöffnern:
    So kommen Sie zu Ihrem Kind. Befruchtung noch heute. Wählen Sie einen passenden Spender.
    Ganz so einfach war es allerdings nicht.
    »Patienten«.
    Damit war vermutlich ich gemeint. Also dann. Ich klickte, sah, und meine Euphorie versiegte.
    Schon durch die ersten Zeilen wurde klar, dass Samenbanken medizinische Einrichtungen sind. Mann muss zeugungsunfähig sein. Mindestens. Ein Erbschaden gilt auch, zur Not. In jedem Fall muss man zu zweit sein, Männlein und Weiblein, erfolglos bei der natürlichen Paarung, verheiratet oder in eheähnlicher Lebensgemeinschaft und einhellig gewillt, ein Kind großzuziehen. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Bevor ich es zu glauben bereit war, besuchte ich sieben weitere Seiten. Deutschland, Italien, die Schweiz. Überall das Gleiche.
    In den darauffolgenden Tagen mussten meine Freunde eine wutschnaubende, lamentierende Barbara über sich ergehen lassen.
    Was soll das heißen! Ich könnte noch heute einen Mann verführen und schwanger werden, ohne dass er es weiß, könnte dann sogar Alimente verlangen. Aber auf rechtlichem Weg, ganz offiziell, kann ich mich nicht befruchten lassen? Wie viele Kinder erleben täglich Scheidungen? Kein Mensch regt sich darüber auf. Aber wenn man ein Kind ganz friedlich allein großziehen will, darf man es nicht.

    Ich war Feministin. Aktionistin. Politikerin. Alles zugleich.
    Meine Freunde ließen mich toben und wüten. Sie gaben keinen Kommentar ab. Das mussten sie auch nicht. Ich ahnte selbst, dass es da noch eine andere Sichtweise gab.
    Wie mag es einem Kind gehen, das nicht weiß, wer sein Vater ist? War es außerdem nicht vielleicht gut, dass ich keine überstürzte Schwangerschaft eingehen konnte? Was, wenn ich schwanger wäre und mich plötzlich doch verlieben würde? Würde ich es bereuen?
    »Ich glaube, in Amerika gibt es Samenbanken, wie du eine suchst.«
    Dieser Hinweis einer Bekannten, die ich nur zufällig bei einem Sommerfest traf, kam leider – oder Gott sei Dank – etwas spät. Nein, ich würde zu keiner Samenbank gehen. Ich würde dem Schicksal eine Chance geben, mir ein Kind mit zugehörigem Vater zu verschaffen. Irgendwann. Wir hatten ja noch eine Weile Zeit, das Schicksal und ich.
    Die Feministin in mir war dennoch glücklich über den Notnagel. Ja, es gibt sie – Samenbanken für Alleinerziehende. In Kalifornien. Dänemark. Holland. Samen kann man bekommen. Die Verantwortung muss man selbst tragen.
    Ich suchte inzwischen nach einem anderen Weg. Theoretisch. Auch wenn ich mir noch Zeit lassen würde.
    Es ist nie zu früh, einen Plan zu haben.

    Aus meinem Tagebuch
    19.6.2008
    In der Nacht die Bitte an dich nach einem Traum der Verbundenheit. Der Traum war ganz klar: Ein neuer Mann, der in mein Leben tritt. Heli, ich nehme es als Erlaubnis, dass ich mich wieder verbinden darf.
    Und, ja, Fini, ich werde wieder Kinder haben und wenn ich darf, möchte ich deine Seele wieder empfangen.
    Es wird nur noch eine ganze Weile dauern. Heli, es gibt keinen Mann, der dir und unserer Liebe auch nur annähernd das Wasser reichen kann. Und wenn ich Pimmel sehe, wird mir SCHLECHT! Vielleicht könnt ihr mir da helfen? Ganz allein möchte ich nicht bleiben. Bitte!
    Mann + Frau –

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