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Vier minus drei

Titel: Vier minus drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Pachl-Eberhart
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klar. Fini brauchte ein Nest in meinem Bauch, dann würde sie wiederkommen.
    Doch wie sah es in der Praxis aus? Wie sollte ich ein Kind empfangen? Ich – eine alleinstehende Frau, von einer Lichtblase umgeben, von einem warmen Mantel umhüllt mit ziemlich wenig Kontakt zu dem, was man Realität nennt?
    Ernsthaft widmete ich mich meinem selbstgeschaffenen Problem. Ich war glücklich, eine konkrete Aufgabe zu haben.

    Meine Therapeutin erklärte mir einmal anhand einer Metapher, wie der Prozess der Erdung nach einem Trauma vonstatten geht:
    »Wenn dir etwas Schreckliches geschieht, ist es nur logisch, dass du ein wenig von der Erde abhebst. Da oben, wo du fliegst, ist alles gut und schön, du fühlst dich leicht und sorgenfrei. Das Landen auf der Erde kannst du dir so vorstellen, als würdest du mit einem Paragleiter auf einer abschüssigen Wiese landen. Ab und zu kommt dein Hinterteil am Boden auf, was nicht gerade angenehm ist. Der Wind hebt dich wieder in die Luft. Du fliegst ein Stück. Doch bald schon berührst du wieder den Boden.
    Jedes Mal tut es ein bisschen weh, aber immer nur so sehr, wie du gerade vertragen kannst. Irgendwann landest du vollständig. Dann kannst du aufstehen und weitergehen.«
     
    Finis mögliche Reinkarnation – die Nuss, die ich unbedingt knacken wollte – forderte mich dazu heraus, die Erde zu berühren. Irgendetwas in mir wollte herausfinden, ob ich schon bereit war zu landen. Ich streckte mein Hinterteil hoffnungsfroh in Richtung Boden. Kam auf. Und holte mir blaue Flecken. Denn da unten auf der Erde lief es nicht gerade so, wie ich es mir vorgestellt hatte.
     
    Frau + X = Baby.
    Ich brauche einen Mann!
    Die Gleichung war einfach. Und doch war mir das Ergebnis gar nicht recht. Was sollte ich mit einem Mann anfangen, der nicht Heli war? Heli war mein Geliebter, mein
Ehemann, mein Lebenspartner, mein Seelenfreund. So sollte es am besten für immer bleiben. Fini zuliebe würde ich eventuell eines Tages ein Auge zudrücken und einen Abend lang das Nötige tun, um sie zu empfangen. Aber Beziehung? Partnerschaft?
    Oh Gott!
     
     
    Aus meinem Tagebuch
    17.6.2008
    Heli, ich werde irgendwann einen neuen Mann brauchen. Ich habe keine Ahnung, wie das gehen soll. Du bist mein Mann, mein Seelenpartner, mein Alles!
    Kannst du mir eine irdische Vertretung schicken? Nur kurz, bis wir uns wiedersehen?
    Meine Liebe zu dir wird stets ungebrochen sein! Ich bin dermaßen stolz auf dich, Heli. Ich bin stolz, deine Frau zu sein. Es erfüllt mich mit großer Ehre, dass du mein Weggefährte warst und nun in anderer Form bist. Ich werde deinen Platz stets ehren und achten. Das verspreche ich dir!
     
    18.6.2008
    Heli, jetzt habe ich schon zwei Mal etwas Komisches geträumt. Du hast im Traum darauf bestanden, ein eigenes Haus zu haben oder ein eigenes Zimmer. Du brauchst deinen eigenen Raum, das war dein Wunsch.

    Ich wollte immer noch näher zu dir, du aber woll-
test allein sein.
Ich bin verzweifelt.
Bitte sende mir das Gefühl der Verbundenheit
ebenso. Getrennt sind wir ohnehin schon genug,
oder?
Darf ich dich lieben? Bitte!
    Natürlich wünschte ich Fini einen Vater, der sich um sie kümmern sollte. Aber hatte dieser Vater denn gleich mein Partner zu sein? Nein – es musste eine andere Lösung geben.
    Es sollte doch zum Beispiel möglich sein, einen Mann zu finden, der sich ein Kind wünscht, aber genau wie ich keine Lust auf Beziehung hat. In Gedanken schrieb ich bereits eine Zeitungsannonce:
    Kinderlieber Kindsvater gesucht. Kein Beziehungsstress. Keine Verpflichtungen. Kontakt zum Kind jederzeit möglich. Ansonsten völlige Freiheit. Verzicht auf Alimentenzahlungen garantiert.
    Wie viele Männer würden sich auf eine solche Anzeige melden? Hunderte? Tausende? Mein Angebot müsse doch ähnlich attraktiv sein wie ein Sechser im Lotto. Dachte ich.
    Die Männer, denen ich von meiner Idee erzählte, fanden sie nicht besonders toll. Na, so etwas! Ich hatte immer geglaubt, dass der männlichen Hälfte unserer Gattung die Freiheit als höchstes Gut über allem anderen steht. Stattdessen outeten sich nun diverse Exemplare als bindungsfreundliche, nähebedürftige Herdentiere mit Nestbautrieb!

    Ein befreundeter Rechtsanwalt wies mich zudem darauf hin, dass mein Plan einen weiteren Haken hatte: Eine Mutter kann nicht auf Alimente verzichten. Es ist das Kind, dem die Alimente zustehen, und dieses könnte spätestens an seinem achtzehnten Geburtstag den Vater mit einer Nachforderungsklage an den Rand des

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