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Vier Morde und ein Hochzeitsfest

Vier Morde und ein Hochzeitsfest

Titel: Vier Morde und ein Hochzeitsfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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der Lärm?«
    »Rufen Sie die Polizei!«, schrie ich. »Hilfe! Polizei!«
    »Keine Angst, meine Liebe«, sagte Mrs. Keene. »Ich habe meine Knarre dabei.« Sie gab zwei Schüsse ab und holte eine Deckenlampe herunter. »Habe ich ihn getroffen?«, fragte sie.
    »Soll ich noch mal schießen?«
    Mrs. Keene hatte den grauen Star und ihre Brillengläser waren dick wie Flaschenböden.
    Ramirez hatte beim ersten Schuss einen Satz zur Tür gemacht. »Sie haben danebengeschossen, Mrs. Keene. Aber es ist schon gut. Sie haben ihn verjagt.«
    »Soll ich trotzdem die Polizei rufen?«
    »Danke«, sagte ich. »Das erledige ich schon selbst.« Alle hielten mich für eine erfolgreiche Kopfgeldjägerin, und das Image wollte ich nicht kaputtmachen, daher schlenderte ich seelenruhig zur Treppe. Ich erklomm eine Stufe nach der anderen und redete mir gut zu, konzentriert bei der Sache zu bleiben.
    Du schaffst es bis in deine Wohnung, sagte ich mir. Schließ die Tür hinter dir ab und ruf die Polizei. Eigentlich hätte ich meine Pistole hervorholen und hinter Ramirez her, auf den Parkplatz laufen sollen. In Wirklichkeit hatte ich dazu viel zu viel Schiss.
    Und wenn ich ganz ehrlich sein soll: Ich bin sowieso kein guter Schütze. So etwas sollte man lieber der Polizei überlassen. Als ich vor meiner Wohnungstür stand, hielt ich den Schlüsselbund bereits in der Hand. Ich holte tief Luft und bekam den Schlüssel gleich beim ersten Versuch ins Schloss. In der Wohnung war es dunkel und ruhig. Es war noch keine Schlafenszeit für Briggs, wahrscheinlich war er ausgegangen. Rex trippelte leise in seinem Laufrad. Das rote Lämpchen an dem Anrufbeantworter leuchtete. Zwei Nachrichten. Eine vermutlich von Ranger, vom frühen Nachmittag. Ich knipste das Licht an, stellte meine Tasche auf den Küchentresen und hörte die Maschine ab.
    Die erste Nachricht war tatsächlich von Ranger, wie ich vermutet hatte. Ich sollte versuchen, ihn über seinen Pager zu erreichen.
    Die zweite war von Morelli. »Es ist wichtig«, sagte er. »Ich muss mit dir reden.«
    Ich wählte Morellis Privatnummer. »Komm schon«, sagte ich. »Heb ab.« Keine Reaktion. Ich betätigte die Schnelldurchwahl. Als Nächstes stand Morellis Autotelefon auf der Liste. Wieder keine Antwort. Versuch ihn über sein Handy zu erreichen, sagte ich mir. Ich ging mit meinem Telefon ins Schlafzimmer, kam aber nur bis zur Tür.
    Allen Shempsky saß auf meinem Bett. Das Fenster hinter ihm war eingeschlagen. Man konnte sich denken, wie er ins Schlafzimmer gekommen war. Er hielt eine Pistole in der Hand, und er sah ziemlich schrecklich aus.
    »Leg auf«, sagte er. »Sonst bringe ich dich um.«

15
    »Was machst du hier?«, fragte ich Shempsky.
    »Gute Frage. Ich dachte, das wüsste ich auch. Ich dachte, ich hätte alles im Griff.« Er schüttelte den Kopf. »Und jetzt geht alles mit einem Schlag den Bach runter.«
    »Du siehst furchtbar aus.« Sein Gesicht war rot, die Augen blutunterlaufen, der Blick glasig, und seine Haare waren zerzaust. Er trug einen Anzug, aber das Hemd hing aus der Hose, und die Krawatte war lose. Hose und Jackett waren zerknittert.
    »Hast du getrunken?«
    »Mir ist nicht gut«, sagte er.
    »Dann leg lieber die Pistole weg.«
    »Kann ich nicht. Ich muss dich töten. Was bist du bloß für eine? Jeder andere hätte längst aufgegeben. Ich meine, Fred war nicht mal besonders beliebt.«
    »Wo ist Fred?«
    »Ha! Noch so eine Frage.«
    Ich vernahm gedämpfte Geräusche aus meinem Schrank. »Das ist der Zwerg«, sagte Shempsky. »Er hat mich zu Tode erschreckt. Ich dachte, es wäre keiner hier. Und dann kommt urplötzlich dieser kleine Wicht angeschnurrt.«
    Ich riss die Schranktür auf und sah hinunter. Briggs war verschnürt wie ein Rollbraten, die Hände hinten auf dem Rücken mit der Wäscheleine aus meinem Badezimmer zusammengebunden, ein Klebestreifen vor dem Mund. Er schien unverletzt, aber sehr verängstigt und mit einer tierischen Wut im Bauch. »Mach die Tür zu«, sagte Shempsky. »Bei geschlossener Tür ist er ruhiger. Ich werde ihn auch töten müssen. Ich habe es bis jetzt hinausgezögert. Es ist, als würde man einen von den sieben Zwergen beseitigen. Chef, Hatschi oder Brummbär. Und eins muss ich dir sagen, um Hatschi täte es mir Leid. Hatschi mag ich wirklich gern.«
    Wer noch nie mit einer Waffe bedroht wurde, kann sich keine Vorstellung von der Angst machen, die man empfindet, und von dem Kummer über den Gedanken, dass das Leben zu kurz war und man es nicht

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