Vier Morde und ein Hochzeitsfest
Luchs.«
Allen Shempsky hatte Fred in einem Waldstück gegenüber dem Kleintierfriedhof an der Klockner Road in einer Mulde vergraben. Er behauptete, er habe Fred versehentlich erschossen, aber das war wenig glaubhaft, da die tödliche Kugel Fred genau zwischen die Augen getroffen hatte.
Freds Leiche war Freitag Früh ausgegraben worden, Montag war die Autopsie erfolgt, jetzt hatten wir Mittwoch, und für Fred war ein abendlicher Kondolenztermin reserviert worden. Mabel hatte anscheinend ihren Spaß, und Fred hätte sich sicher über die vielen Leute gefreut, die gekommen waren, um Abschied von ihm zu nehmen. Ende gut, alles gut, könnte man sagen.
Ich stand im hinteren Teil des Raumes, neben der Tür, und zählte die Minuten, bis ich gehen konnte. Ich versuchte, so wenig wie möglich aufzufallen, starrte auf den Teppichboden vor mir, nicht erpicht auf irgendein Gespräch über Fred oder Shempsky.
Ein Paar Motorradstiefel geriet in mein Blickfeld. Aus ihnen ragten levisumhüllte Beine, die ich nur allzu gut kannte.
»Na, meine Süße«, sagte Morelli. »Vergnügst du dich?«
»Und wie. Nichts lieber als Leichenschau. Die Rangers spielen in Pittsburgh, aber die kommen gegen so eine geile Leichenschau wie diese nicht an. Hallo. Lange nicht gesehen.«
»Das letzte Mal bist du in meinem Schlafzimmer in Klamotten in ein Koma gefallen.«
»Und ohne Klamotten wieder aufgewacht.«
»Ist dir auch aufgefallen, ja?«
Ich merkte, dass ich rot anlief. »Warst wohl beschäftigt in letzter Zeit.«
»Ich musste meinen Fall mit der Steuerfahndung zum Abschluss bringen. Die wollten Vito nach Washington bringen, und Vito wollte, dass ich mitfuhr. Ich bin erst heute Nachmittag zurückgekommen.«
»Ich habe Shempsky geschnappt.«
Ein Lachen erschien auf seinem Gesicht. »Habe ich schon gehört. Meinen Glückwunsch.«
»Ich verstehe immer noch nicht, wieso er der Überzeugung war, er müsste die Leute umbringen. Er hat doch einfach nur seine Aufgabe als Bankangestellter erfüllt und Konten für Kunden eröffnet.«
»Er sollte das Geld eigentlich auf eine Bank auf den Caymaninseln weiterleiten und steuerfrei Konten einrichten. Das Problem war nur, dass Shempsky die Absahner selbst auch noch mal geschröpft hat. Als Lipinski und Curly dann Panik bekamen und ihr Geld haben wollten, war es futsch.«
Den Teil der Geschichte hatte Shempsky mir nicht erzählt. »Wieso hat Shempsky das Geld nicht einfach ersetzt?«
»Weil er es für Risikoinvestitionen ausgegeben hat, die sich nicht rentiert haben. Ich glaube, das Ganze ist ihm über den Kopf gewachsen, und es wurde schlimmer und schlimmer, bis es ganz außer Kontrolle geriet. Außerdem gab es ein paar Unregelmäßigkeiten bei den Buchungen. Shempsky wusste, dass es schmutziges Geld war.«
Ich spürte einen heißen Atem in meinem Nacken. Morelli s.ih die Person an, die hinter mir stand, und stöhnte angewidert auf.
Es war Bunchy. »Hübscher Kragen«, sagte er.
Sein Haar war gewaschen und geschnitten, und er hatte sich Irisch rasiert. Er trug ein Hemd mit angeknöpftem Kragen, Pullover mit rundem Ausschnitt und beige Hosen. Wenn die Augenbrauen nicht gewesen wären, hätte ich ihn nicht wiedererkannt.
»Was machen Sie denn hier?«, sagte ich. »Ich dachte, der Fall sei erledigt. Fahren Sie jetzt wieder zurück nach Washington?«
»Die Steuerfahndung arbeitet nicht nur in Washington. Ich bin zum Beispiel von der Steuerfahndung von New Jersey.« Er sah sich im Raum um. »Ist Lula heute nicht mitgekommen»? Sie beide sind doch sonst ein Herz und eine Seele.«
Ich sah ihn misstrauisch an. »Lula?«
»Ja. Ich dachte, man könnte sich ganz gut die Zeit mit ihr vertreiben.«
»Hören Sie, nur weil sie früher mal eine Nutte war -«
Er hob abwehrend die Hände. »He, so meine ich das nicht. Ich mag sie einfach, mehr nicht. Ich finde sie ganz in Ordnung.«
»Dann rufen Sie sie doch an.«
»Meinen Sie? Glauben Sie, dass sie mir wegen der Sache mit den Reifen noch böse ist?«
Ich holte einen Stift aus meiner Tasche und schrieb Lulas Nummer auf Bunchys Handrücken. »Versuchen Sie Ihr Glück.«
»Und ich?«, sagte Morelli, als Bunchy gegangen war.
»Schreibst du mir auch eine Nummer auf meine Hand?«
»Du hast genug Nummern. Die reichen bis an dein Lebensende.«
»Du schuldest mir noch etwas.«
Ein prickelndes Gefühl jagte durch meinen Magen. »Ja. Aber ich habe nicht gesagt, wann ich es dir zurückzahle.«
»Du bist am Zug«, sagte Morelli.
Das hatte ich doch schon mal
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