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Vier Morde und ein Hochzeitsfest

Vier Morde und ein Hochzeitsfest

Titel: Vier Morde und ein Hochzeitsfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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ihr Bratenstück. »Meint ihr, das würde klappen?«
    Alle außer Grandma unterbrachen ihr Essen, die Gabel auf halbem Weg zum Mund.
    »Ich würde natürlich kein lebendes Huhn begraben, wenn ihr das meint«, erklärte Grandma.
    Danach hatten wir uns nicht mehr viel zu sagen, und ich merkte, wie ich bei meinem zweiten Kuchenstück langsam einnickte.
    »Du siehst ziemlich erledigt aus«, stellte Grandma fest. »In die Luft gejagt zu werden, zehrt sicherlich an den Kräften, was?«
    »Ich habe gestern Nacht nicht lange genug geschlafen.«
    »Du kannst dich ja solange ausruhen, während deine Großmutter und ich den Abwasch machen«, schlug meine Mutter vor. »Du kannst dich ins Gästezimmer legen.«
    Normalerweise hätte ich mich verabschiedet und wäre nach Hause gegangen, aber heute Abend hockte Bunchy zwei Häuser weiter am Straßenrand in seinem Dodge. So früh zu gehen, hätte mir daher überhaupt nicht behagt. Vielmehr wollte ich, dass es für Bunchy eine möglichst lange Nacht würde.
    In meinem Elternhaus befinden sich drei Schlafzimmer. Grandma Mazur schläft im Zimmer meiner Schwester und mein ehemaliges Mädchenzimmer wird als Gästezimmer benutzt. Natürlich bin ich der einzige Gast, der jemals Gebrauch davon macht. Alle Freunde und Verwandten meiner Eltern wohnen in einem Umkreis von knapp zehn Kilometern, es gäbe also keinen Grund für sie, über Nacht zu bleiben. Ich wohne auch innerhalb dieses Umkreises, aber von mir weiß man, dass ich auf Grund gelegentlicher Katastrophen in meinem Leben immer wieder mal auf der Suche nach einer vorübergehenden Bleibe bin. Folglich hängt im Kleiderschrank unseres Gästezimmers mein Bademantel.
    »Ein kleines Nickerchen täte mir ganz gut«, sagte ich. »Ich bin hundemüde.«
    Als ich aufwachte, fielen zwischen den Vorhängen Sonnenstrahlen schräg ins Zimmer. Für einen Moment hatte ich die Orientierung verloren, fragte mich, ob ich zu spät zur Schule kommen würde, aber dann fiel mir ein, dass ich ja seit Jahren aus der Schule war, dass ich mich nur kurz hatte hinlegen wollen und dann die ganze Nacht durchgeschlafen hatte.
    Ich war immer noch angezogen, wälzte mich aus dem Bett und schlurfte hinunter in die Küche. Meine Mutter kochte Gemüsesuppe, und meine Großmutter saß zeitunglesend am Küchentisch und studierte die Todesanzeigen.
    Grandma sah mich an, als ich hereinkam. »Warst du gestern bei deiner Suche nach Fred nicht bei dem Müllabfuhrunternehmen?«
    Ich goss mir eine Tasse Kaffee ein und setzte mich ihr gegenüber. »Ja.«
    »Hier steht, Martha Deeter, die am Empfang von RGC gearbeitet hat, sei gestern Nacht erschossen worden. Man hat sie auf dem Parkplatz hinter ihrem Haus gefunden.« Grandma schob mir die Zeitung hin. »Sogar mit Bild und allem.«
    Ich starrte mit weit aufgerissenen Augen das Foto an. Tatsächlich, es war Martha. Nach der Art, wie sie sich mit dem Kollegen aus dem Büro angelegt hatte, hätte man Würgemale an ihrem Hals erwarten können. Aber eine Kugel in den Kopf – darauf wäre ich nie gekommen.
    »Hier steht, sie würde morgen Abend bei Stiva aufgebahrt«, sagte Grandma. »Wir sollten hingehen, schon weil es unser Müllabfuhrunternehmen ist.«
    Die katholische Kirche veranstaltete nur zweimal die Woche Bingopartys, deswegen dehnten Grandma und ihre Freundinnen ihr gesellschaftliches Leben auch auf Totenfeiern und Aufbahrungen aus.
    »Es gibt keine Verdächtigen«, las ich weiter. »Die Polizei geht von einem Raubüberfall aus. Ihre Handtasche fehlt.«
    Der braune Dodge stand immer noch am Straßenrand, als ich das Haus meiner Eltern verließ. Bunchy schlief auf dem Fahrersitz, den Kopf hinten angelehnt, den Mund offen. Ich klopfte ans Fenster und er schnellte hoch.
    »Scheiße«, sagte er. »Wie spät ist es?«
    »Sind Sie die ganze Nacht über hier gewesen?«
    »Scheint wohl so.«
    Schien mir auch so. Er bot noch einen schlimmeren Anblick als sonst. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen, er war unrasiert, und die Haare sahen aus, als hätte eine Schreckschusspistole sie frisiert.
    »Sie haben gestern Abend nicht zufällig jemanden umgebracht, oder?«
    Bunchy klimperte mit den Wimpern. »Nicht, dass ich wüsste. Wer hat denn ins Gras gebissen?«
    »Martha Deeter. Sie arbeitete bei RGC, dem Müllabfuhrunternehmen.«
    »Wieso sollte ich ein Interesse daran haben, sie umzubringen?«
    »Weiß ich nicht. Ich habe es heute Morgen in der Zeitung gelesen und mir gedacht, ich frage mal.«
    »Fragen kostet ja nichts«, sagte

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