Vier Morde und ein Hochzeitsfest
annulliert.«
»Gut«, sagte Larry. »Bringen Sie ihn her, und ich gleiche das Konto aus.
»Wie lange haben Sie geöffnet?«
»Bis fünf.«
»Ich komme vorher vorbei.«
Ich steckte meine Ausrüstung in die Umhängetasche, schloss die Wohnungstür hinter mir ab und ging die Treppe zur Eingangshalle hinunter. Ich trat aus dem Haus und überquerte den Parkplatz. Ich hatte den Autoschlüssel schon in der Hand, wollte gerade die Tür aufschließen, da spürte ich die Anwesenheit eines anderen Menschen hinter mir. Ich drehte mich um und sah mich Benito Ramirez gegenüber.
»Hallo, Stephanie«, sagte er. »Wie schön, dich mal wieder zu sehen. Der Champ hat dich vermisst während seiner Abwesenheit. Er hat viel an dich gedacht.«
Der Champ. Auch bekannt als Benito Ramirez, der so durchgeknallt war, dass er von sich selbst nicht in der ersten Person sprach.
»Was wollen Sie?«
Er setzte sein irres Lachen auf. »Du weißt genau, was der Champ will.«
»Sie könnten es mir ja auch sagen.«
»Er will dein Freund sein. Er will dir helfen, den Weg zu Gott zu finden.«
»Wenn Sie mir weiterhin auflauern, sorge ich dafür, dass Ihre Bewährung aufgehoben wird.«
Das maskenhafte Lachen blieb, aber sein Blick wurde plötzlich kalt und starr. Seine Augen waren stählerne Himmelskörper, die im leeren Raum schwebten. »Vor Gott hat kein Mensch Bewährung, Stephanie.«
»Gehen Sie von meinem Auto weg.«
»Wo fährst du hin?«, fragte Ramirez. »Warum fährst du nicht mit dem Champ? Der Champ lädt dich zu einer Spazierfahrt ein.« Er strich mit dem Handrücken über meine Backe. »Er führt dich auf den Weg zu Gott.«
Ich kramte in meiner Umhängetasche und zog meine Pistole. »Lassen Sie mich in Ruhe.«
Ramirez lachte leise und trat einen Schritt zurück. »Wenn deine Zeit gekommen ist, Gottes Antlitz zu sehen, dann gibt es kein Entrinnen.«
Ich schloss die Autotür auf, glitt auf den Fahrersitz und fuhr los, während Ramirez auf dem Parkplatz stehen blieb. Zwei Straßen weiter hielt ich vor einer Ampel an, und ich merkte, dass mir Tränen übers Gesicht liefen. Scheiße. Ich wischte die Tränen ab und ermahnte mich. »Du hast keine Angst vor Benito Ramirez!«
Das war natürlich dummes, leeres Gerede. Ramirez war ein Ungeheuer. Jeder, der auch nur einen Funken Verstand besaß, hätte Angst vor ihm gehabt. Bei mir war es mehr Angst. Ich hatte eine solche Höllenangst, dass mir die Tränen kamen.
Als ich ins Büro kam, war ich wieder in einigermaßen annehmbarer Verfassung. Meine Hände hatten aufgehört zu zittern, und meine Nase lief auch nicht mehr. Mir war immer noch übel, aber ich würde mich nicht gleich übergeben. Ich empfand es als Schwäche, sich dermaßen erschrecken zu lassen, ein Gefühl, auf das ich absolut verzichten konnte, besonders weil ich einen Job in der Verbrechensbekämpfung gewählt hatte. Wenn man vor Angst zittert, lässt sich schlecht effektiv arbeiten. Das Einzige, was ich für mich verbuchen konnte, war, dass ich Ramirez meine Angst nicht gezeigt hatte.
Connie pinselte gerade knallroten Nagellack auf ihren Daumennagel. »Hast du dich schon mal in den Krankenhäusern und Leichenschauhäusern nach Fred umgesehen?«
Ich legte den Scheck auf den Kopierer, klappte den Deckel zu und drückte die Starttaste. »Das mache ich jeden Morgen als Erstes.«
»Und was jetzt?«, wollte Lula wissen.
»Mabel hat mir ein Foto von Fred gegeben. Ich dachte, ich zeige es in der Ladenzeile mal herum und gehe damit in dem Viertel hinter dem Grand Union von Haus zu Haus.« Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es wirklich keinen Menschen gab, der Fred von dem Parkplatz hatte weggehen sehen.
»Hört sich ziemlich langweilig an«, sagte Lula.
Ich nahm die Kopie des Schecks und steckte sie in meine Umhängetasche. Dann holte ich einen Hefter, schrieb Freds Namen darauf, legte das Original hinein und ordnete den Hefter im Karteischrank unter Shutz ein. Es wäre einfacher gewesen, ihn in meinem Schreibtisch aufzubewahren, aber ich besaß in diesem Büro keinen Schreibtisch.
»Was ist mit Randy Briggs«, sagte Lula. »Wollten wir heute nicht noch mal bei ihm vorbeischauen?«
Ich wusste nicht, wie ich Randy Briggs aus seiner Wohnung locken sollte, außer durch Brandbomben.
Vinnie steckte den Kopf durch die Tür zu seinem Büro. »Habe ich hier gerade den Namen Randy Briggs gehört?«
»Ich habe nichts gesagt«, antwortete Lula.
»Du hast nur diesen einen leichten Fall für Anfänger«, sagte Vinnie zu mir.
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