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Vier Morde und ein Hochzeitsfest

Vier Morde und ein Hochzeitsfest

Titel: Vier Morde und ein Hochzeitsfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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von der Leiche.
    »Grandma!«
    »Liebes Lottchen«, sagte sie, »der Kerl sieht ja schlimm aus.«
    »Komm da runter!«
    »Ich muss den Film zu Ende knipsen. Ich kann es nicht leiden, wenn noch Bilder übrig sind.«
    Ich lief den Gang zwischen den Klappstühlen entlang. »Das darfst du nicht. Das geht nicht!«
    »Doch. Jetzt mit dem Stuhl geht es sogar besser. Vorher habe ich nur sein Profil erwischt. Aber das hätte uns auch nicht weitergeholfen, denn von seinem Kopf fehlt ein großes Stück.«
    »Hör auf zu fotografieren, und komm sofort da runter!«
    »Noch ein Bild!«, sagte Grandma, stieg von dem Stuhl und ließ die Kamera in ihrer Handtasche verschwinden. »Es sind ein paar herrliche Fotos darunter.«
    »Mach den Deckel zu! Mach den Deckel zu!«
    Rumms!
    »Hätte nicht gedacht, dass der so schwer ist.«
    Ich rückte den Stuhl wieder an die Wand. Ich sah mir den Sarg genauestens an, ob auch alles in Ordnung war, dann nahm ich Grandma an die Hand. »Und jetzt nichts wie raus hier.«
    Noch bevor wir die Tür erreicht hatten, wurde sie aufgestoßen, und Stiva sah mich verdattert an. »Was machen Sie denn hier? Ich dachte, Sie hätten das Gebäude längst verlassen.«
    »Ich konnte meine Großmutter nicht entdecken«, sagte ich. »Und da…«
    »Sie hat mich gerettet«, sagte Grandma, stützte sich auf mich und schlurfte zum Ausgang. »Ich wollte gerade kondolieren, als der Alarm losging, und alle liefen in Panik hinaus. Jemand hat mich umgerannt, und ich konnte von allein nicht wieder aufstehen. Der Zwerg war noch hier drin, aber für so etwas hätte es zwei gebraucht. Wenn meine Enkelin nicht gekommen wäre und mich geholt hätte, wäre ich zu Asche verbrannt.«
    »Das heißt kleiner Mensch!«, sagte Briggs. »Wie oft muss ich Ihnen noch sagen, dass ich kein Zwerg bin.«
    »Für mich sehen Sie jedenfalls aus wie ein Zwerg«, sagte Grandma. Sie schnupperte die Luft. »Riecht es hier nicht nach Feuer?«
    »Nein«, sagte Stiva. »Es war wahrscheinlich ein Fehlalarm. Ist Ihnen auch nichts passiert?«
    »Ich glaube nicht«, sagte Grandma. »Ich kann von Glück sagen. Ich habe nämlich einen zarten Knochenbau, weil ich schon so alt bin.« Grandma sah mich von der Seite an. »Stell dir vor, ein Fehlalarm.«
    Stelle sich einer vor. Soso. Auf der Straße standen zwei Löschzüge. Die Trauergäste bibberten in der Kälte, nur die Neugier hielt sie noch dort, und die Tatsache, dass ihre Mäntel drinnen lagen. Ein Polizeiwagen parkte schräg auf dem Gehsteig.
    »Du hast nicht zufällig den Alarm ausgelöst, oder?«, fragte ich Grandma.
    »Ich doch nicht.«
    Meine Mutter wartete schon an der Tür, als wir nach Hause kamen. »Ich habe die Sirenen gehört«, sagte sie. »Ist euch auch nichts passiert?«
    »Natürlich nicht«, sagte Grandma. »Das siehst du doch.«
    »Mrs. Ciak hat einen Anruf von ihrer Tochter gekriegt. Sie hat gesagt, bei Stiva hätte es gebrannt.«
    »Es war kein Feuer«, sagte Grandma. »Bloß ein Fehlalarm.« Die Mundwinkel meiner Mutter verzogen sich nach unten. Grandma schüttelte ihren regennassen Mantel aus und hing ihn auf einen Bügel in den Garderobenschrank. »Normalerweise hätte ich es bedauert, wenn die Feuerwehr umsonst ausrücken muss. Aber ich habe gesehen, dass Bucky Moyer am Steuer saß. Und ihr wisst ja, wie gern Bucky diesen schweren Wagen fährt.«
    Das stimmte. Es gab sogar den schlimmen Verdacht, dass Bucky mehrmals selbst Fehlalarm ausgelöst hatte, nur damit er das Feuerwehrauto fahren konnte.
    »Ich muss gehen«, sagte ich. »Ich habe morgen viel zu tun.«
    »Warte«, sagte meine Mutter. »Ich packe dir noch was von dem Hühnchen ein.«
    Um acht Uhr rief Grandma an. »Ich habe heute Morgen einen Termin im Schönheitssalon«, sagte sie. »Ich dachte, du könntest mich vielleicht hinfahren. Auf dem Weg könnten wir den – na, du weißt schon abgeben.«
    »Den Film?«
    »Ja.«
    »Wann ist der Termin?«
    »Um neun.«
    Wir hielten zuerst an dem Fotolabor an. »Nimm den Expressservice. Da ist er in einer Stunde fertig«, sagte Grandma und händigte mir den Film aus.
    »Das kostet ein Vermögen.«
    »Ich habe einen Gutschein«, sagte Grandma. »Den kriegen wir Senioren geschenkt, weil sie meinen, wir hätten keine Zeit zu verschwenden. Wenn wir zu lange auf unsere Fotos warten müssten, könnten wir in der Zwischenzeit sterben.«
    Nachdem ich Grandma beim Friseur abgesetzt hatte, fuhr ich zum Büro. Lula lag auf der Nappaledercouch, trank Kaffee und las ihr Horoskop. Connie saß an ihrem

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