Vier Morde und ein Hochzeitsfest
Dran.«
»Kann es sein, dass du Fred abgemurkst hast?«, sagte Grandma. »Vielleicht hast du es für Geld gemacht.«
Meine Mutter knallte eine Schüssel Erbsen in Sahnesauce auf den Tisch.
»Mutter!«, sagte sie.
»Ich habe nur laut gedacht«, entschuldigte sich Grandma bei Mabel.
Wir nahmen unsere Plätze ein, und meine Mutter stellte Mabel einen Highball und meinem Vater ein Glas Bier hin und gab Briggs ein Sitzkissen für seinen Stuhl.
»Die benutzen sonst immer meine Enkel«, sagte sie.
Briggs sah zu mir herüber.
»Die Kinder von meiner Schwester Valerie«, erklärte ich.
»Ha«, sagte er. »Dann sind Sie also im Rennen um die Enkelkinder auch ein Versager.«
»Ich habe einen Hamster«, erwiderte ich.
Mein Vater lud sich ein Stück von dem Brathähnchen auf den Teller und nahm sich die Schüssel mit Kartoffelpüree.
Mabel setzte den Highball an und trank ihn zur Hälfte aus.
»Was willst du dir noch kaufen?«, fragte Grandma sie.
»Vielleicht fahre ich noch in Urlaub«, sagte Mabel. »Nach Hawaii. Oder ich mache eine Kreuzfahrt. Ich wollte schon immer mal eine Kreuzfahrt machen. Natürlich würde ich das erst nach einer gewissen Zeit tun. Es sei denn, Stephanie findet diesen Mann. Das würde die Dinge etwas beschleunigen.«
»Welchen Mann?«, wollte Grandma wissen.
Ich erzählte ihr von der Frau, die ich im Grand Union getroffen hatte.
»Allmählich kommen wir der Sache näher«, sagte Grandma. »Jetzt brauchen wir nur noch diesen Mann zu finden.« Sie wandte sich mir zu. »Gibt es irgendwelche Verdächtigen?«
»Nein.«
»Keinen Einzigen?«
»Ich kann dir sagen, wen ich verdächtige«, mischte sich Mabei ein. »Ich verdächtige das Müllabfuhrunternehmen. Die Leute konnten Fred nicht ausstehen.«
Grandma wedelte mit einem Hühnchenschenkel vor ihrer Nase herum.
»Genau das habe ich gestern auch gesagt. An diesem Abfuhrunternehmen ist irgendwas faul. Wir gehen heute Abend zu der Aufbahrung und sehen uns das mal näher an.« Sie kaute an ihrem Hühnchen, während sie weiter nachdachte. »Du hast den Verstorbenen doch gesehen, als du bei dem Abfuhrunternehmen warst, oder?«, fragte sie mich. »Wie sah er aus? Könnte er der Mann gewesen sein, der Fred abgeholt hat?«
»Er könnte auf die Beschreibung passen.«
»Schade, dass der Sarg schon geschlossen ist. Wenn er noch offen wäre, könnten wir die Frau, die du im Grand Union getroffen hast, mitnehmen und sehen, ob sie Lipinski wiedererkennt.«
»Meine Güte«, sagte mein Vater, »warum holst du Lipinski nicht gleich aus dem Sarg und stellst ihn für die Frau zum Wiedererkennen wie bei der Polizei neben andere Verdächtige in eine Reihe.«
Grandma sah meinen Vater an. »Meinst du, das geht? Steif genug wird er ja wohl sein.«
Meine Mutter sog hörbar Luft ein.
»Ich weiß nicht, ob man nach dem Tod steif bleibt«, sagte Mabel. »Ich glaube, man taut wieder auf.«
»Könntet ihr die Sauce mal weiterreichen«, sagte mein Vater. »Ich will auch noch was davon abbekommen.«
Grandmas Gesicht hellte sich auf. Sie hatte einen Einfall. »Heute Abend kommen doch bestimmt viele Verwandte von diesem Lipinski. Vielleicht schenkt uns einer ja ein Foto von dem Mann. Das brauchen wir dann nur noch der Frau zu zeigen, die du im Grand Union getroffen hast.«
Ich fand das alles ein bisschen gruselig, vor allem, weil Mabel mit am Tisch saß, aber Mabel schien das kalt zu lassen.
»Was meinst du, Stephanie?«, fragte sie mich. »Findest du, ich soll nach Hawaii fliegen? Oder soll ich lieber eine Kreuzfahrt machen?«
»Meine Fresse«, sagte Briggs zu mir, »wenn man bedenkt, aus was für einer Erbmasse Sie stammen, sind Sie ja noch ganz anständig geraten.«
9
»Wahnsinn«, sagte Grandma beim Anblick des Parkplatzes. »Das ist ja die reinste Völkerwanderung heute Abend. Das kommt nur, weil Stiva ein volles Haus hat. Jeder Raum ist belegt. Ich habe heute Jean Moon gesprochen. Sie hat mir erzählt, ihre Kusine Dorothy sei gestern Früh verstorben, und sie konnten sie nicht mehr zu Stiva bringen, sie mussten sie bei Mosel abgeben.«
»Was haben Sie denn gegen Mosel?«, fragte Briggs. »Er versteht nichts von Schminke«, sagte Grandma. »Er verwendet zu viel Rouge. Mir gefällt es besser, wenn der Verstorbene hübsch und natürlich aussieht.«
»Ja, das gefällt mir auch besser«, sagte Briggs. »Nichts ist hässlicher als eine Leiche, die unnatürlich aussieht.«
Der Regen war in Niesei übergegangen, aber es war trotzdem nicht sonderlich
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