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Vier Morde und ein Hochzeitsfest

Vier Morde und ein Hochzeitsfest

Titel: Vier Morde und ein Hochzeitsfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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verlockend, sich draußen aufzuhalten, deswegen setzte ich Grandma und Briggs vor der Haustür ab und begab mich auf die Suche nach einem Parkplatz. Anderthalb Häuserblocks weiter fand ich schließlich einen Platz, und als ich wieder vor dem Eingang zu Stiva stand, war mein Haar eher gekräuselt als lockig, und mein Strickpullover aus Baumwolle war fünf Zentimeter länger.
    Larry Lipinski lag in Zimmer Nummer eins, wie es sich für einen Selbstmörder und Killer gehörte. Freunde und Familienangehörige hatten sich um den Sarg versammelt. Die übrigen Plätze wurden von derselben Meute eingenommen, die ich schon bei der Aufbahrung von Martha Deeter kennen gelernt hatte, die Profitrauergemeinde, zu der auch Grandma Mazur und Sue Ann Schmatz gehörte. Und dann waren da noch die Leute von der Müllabfuhr.
    Grandma Mazur kam schnurstracks auf mich zu. Briggs im Schlepptau. »Ich habe schon kondoliert«, sagte sie. »Und ich muss dir sagen, die sind wirklich eine ziemlich hochmütige Truppe. Eine Schande, dass solche Gestalten anderen Leuten wie Dorothy Moon die Plätze wegnehmen.«
    »Das soll wohl heißen, dass sie dir kein Foto gegeben haben.«
    »Nichts«, sagte Grandma. »Sie haben mir gar nichts gegeben.«
    »Die haben sie echt abblitzen lassen«, stellte Briggs schmunzelnd fest. »Sie hätten dabei sein müssen.«
    »Ich glaube sowieso nicht, dass er es war«, sagte ich.
    »Da wäre ich mir nicht so sicher«, erwiderte Grandma. »Für mich sehen sie aus wie Leute, die etwas zu verbergen haben. Das sind mir komische Heilige.«
    Wenn ich mit jemandem verwandt wäre, der einen Mord gestanden hätte, würde ich mich wahrscheinlich auch nicht ganz wohl in meiner Haut fühlen.
    »Keine Sorge«, sagte Grandma. »Ich habe mir schon gedacht, dass es so kommt. Für diesen Fall habe ich einen Plan.«
    »Ja«, sagte ich »und der Plan sieht vor, dass wir das Ganze vergessen.«
    Grandma rückte ihr Oberteil zurecht und überflog mit einem Blick die Menge. »Emma Getz hat mir gesagt, die Verstorbene in Raum vier sei sehr schön zurechtgemacht. Ich werde sie mir mal anschauen.«
    »Ich auch«, sagte Briggs. »Ich will nichts versäumen.«
    Mich interessierte nicht, wie Raum vier ausgeschmückt war, und so erklärte ich mich bereit, im Foyer zu warten. Die Warterei wurde nach wenigen Minuten langweilig, ich schlenderte daher hinüber zu dem Teetisch und nahm mir ein paar Plätzchen. Die Plätzchen waren auch nicht der Hit. Ich ging auf die Damentoilette, um meine Frisur zu überprüfen. Ein schwerer Fehler. Besser nicht in den Spiegel schauen, dachte ich mir. Ich ging wieder zurück zu den Plätzchen und steckte eins für Rex in meine Tasche.
    Ich war gerade dabei, die Wandfliesen an der Decke zu zählen, als plötzlich der Feueralarm losging. Da Stivas Institut erst vor kurzem bis auf die Grundmauern abgebrannt war, hatten es alle eilig, das Gebäude zu verlassen. Menschen strömten aus den Aufbahrungsräumen in das Foyer und weiter zum Ausgang. Ich konnte Grandma Mazur unter ihnen nicht entdecken, daher kämpfte ich mich durch die Menschenmenge hindurch zu Raum vier. In dem Raum war niemand mehr, mit Ausnahme von Mrs. Sloane, die in ihrem Zwölftausend-Dollar-Mahagoni-Messing-»Schlummerbettchen« lag. Ich lief zurück ins Foyer und wollte gerade nach draußen, um dort nach Grandma Mazur zu suchen, als mir auffiel, dass die Tür zu Raum eins geschlossen war. Alle anderen Türen standen offen, nur die zu Lipinski war zu. In der Ferne heulten Sirenen, und ich hatte so ein komisches Gefühl, was Raum eins betraf. Stiva stand am anderen Ende des Foyers und schrie seinen Assistenten an, er solle gefälligst die hinteren Zimmer überprüfen. Er drehte sich zu mir um, sah mich an und wurde kreidebleich im Gesicht.
    »Ich war es nicht!«, sagte ich. »Ich schwöre!«
    Er folgte seinem Assistenten. Kaum war er außer Sicht, lief ich zu Raum eins und versuchte, die Tür zu öffnen. Der Knauf ließ sich drehen, aber die Tür ging nicht auf. Ich holte aus und warf mich mit meinem ganzen Gewicht dagegen. Die Tür flog auf, und Briggs fiel rücklings hin.
    »Scheiße«, sagte er, »schließen Sie die Tür, Sie Hornochse.«
    »Was machen Sie hier?«
    »Ich stehe für Ihre Großmutter Schmiere. Was haben Sie denn gedacht?«
    Grandma befand sich am anderen Ende des Raums und hatte den Deckel von Lipinskis Sarg aufgeklappt. Sie stand mit einem Fuß auf einem Klappstuhl, mit dem anderen auf dem Sargrand und machte mit einer Einwegkamera Fotos

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