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Vier Morde und ein Hochzeitsfest

Vier Morde und ein Hochzeitsfest

Titel: Vier Morde und ein Hochzeitsfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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küsste mich flüchtig auf die Lippen. »Achte darauf, dass die Waffe auch geladen ist.«
    Eigentlich war er ein ganz netter Kerl und von den weniger wünschenswerten Morelli-Genen verschont geblieben. Er hatte das gute Aussehen und den Charme der Morellis geerbt, keine von den schlechteren Eigenschaften. Nur seine Schürzenjägerei stand noch in Frage.
    Ich lachte und bedankte mich, obwohl mir gar nicht klar war, wofür ich mich bedankte. Wahrscheinlich dafür, dass er sich wegen der angeblichen Erlaubnis, die Pistole verdeckt zu tragen, anständig verhalten hatte. Oder dass er um meine Sicherheit besorgt war. Jedenfalls interpretierte er das Lachen und den Dank als Aufforderung. Er zog mich an sich und küsste mich, diesmal war es ein heißer, leidenschaftlicher Kuss. Ein Kuss, den ich so schnell nicht vergessen würde, und der niemals enden sollte, wenn es nach mir gegangen wäre.
    Als Morelli sich losriss, mich immer noch eng an sich gepresst, kehrte sein Grinsen wieder. »Das tat gut«, sagte er. »Ich rufe an, sobald ich kann.«
    Damit war er verschwunden.
    Scheiße? Ich verriegelte die Tür hinter ihm und schlug mir mit dem Handballen an die Stirn. Was war ich doch für ein Trottel. Ich hatte Morelli geküsst, als gäbe es kein morgen. Als gäbe es keine Fragen, die ich ihm stellen wollte: Was ist mit Terry? Was ist mit Bunchy? Was ist mit Ranger? Ranger lass mal außen vor, dachte ich. Ranger gehörte nicht in diesen Zusammenhang. Ranger war ein Problem für sich.
    Briggs steckte den Kopf durch die Badezimmertür. »Alles klar? Kann ich jetzt rauskommen?«
    »Was machen Sie denn da drin?«
    »Ich habe Sie im Flur gehört und wollte Ihnen den Spaß nicht verderben. Ich dachte, endlich hätten Sie mal jemand Lebendiges abgekriegt.«
    »Vielen Dank, aber so lebendig war er nun auch wieder nicht.«
    »Wie man sieht.«
    Um ein Uhr war ich immer noch wach. Es lag an dem Kuss. Ich musste immer an den Kuss denken, und daran, wie ich mich gefühlt hatte, als Morelli mich in den Arm genommen hatte. Und dann musste ich daran denken, wie ich mich gefühlt hätte, wenn er mir die Kleider vom Leib gerissen und mich noch an anderen Stellen geküsst hätte. Ich musste unentwegt an Morelli denken. Morelli nackt. Morelli nackt und erregt. Und Morelli, der diese Nacktheit und Erregtheit nutzte. Deswegen fand ich keinen Schlaf. Wieder nicht.
    Um zwei Uhr hatte ich immer noch kein Auge zugetan. Scheiß auf Morelli. Ich wälzte mich aus dem Bett und tapste barfuß in die Küche. Ich durchforstete die Regale und den Kühlschrank, aber ich konnte nichts Geeignetes finden, das meinen Hunger gestillt hätte. Natürlich hatte ich eigentlich Hunger auf Morelli, aber wenn ich den nicht kriegen konnte, dann wollte ich wenigstens einen Oreo-Riegel haben. Viele Oreo-Riegel. Ich hätte daran denken sollen, als ich einkaufen gewesen war.
    Der Grand Union hatte durchgehend geöffnet. Verlockend, aber keine gute Idee. Vielleicht wartete Ramirez schon auf mich. Schlimm genug, tagsüber wegen ihm Angst haben zu müssen, wenn Menschen um einen herum waren und es hell war. Nachts rauszugehen, erschien da dumm und riskant.
    Ich ging wieder ins Bett, aber statt an Morelli dachte ich jetzt an Ramirez, fragte mich, ob er wohl irgendwo da draußen war, auf dem Parkplatz oder in einer der Seitenstraßen parkte. Ich kannte alle Autos, die auf den Parkplatz gehörten. Wenn ein fremdes darunter gewesen wäre, ich hätte es sofort erkannt.
    Jetzt hatte mich die Neugier gepackt, dazu die Aufregung einer möglichen Festnahme. Wenn Ramirez auf dem Parkplatz vor meinem Haus in seinem Auto saß, konnte ich ihn verhaften lassen. Ich kroch unter der Bettdecke hervor und schlich mich ans Fenster. Der Platz war gut ausgeleuchtet. Es gab keine Stelle, an der man seinen Wagen im Schatten hätte verstecken können. Ich packte den Vorhang und zog ihn zur Seite. Ich hatte den Blick auf den Parkplatz erwartet, statt dessen blickte ich in die glasigen Augen von Benito Ramirez. Er stand auf der Feuerleiter und schielte lüstern nach mir, das Gesicht vom diffusen Licht erhellt, der wuchtige Körper ein bedrohlicher Schatten vor dem Nachthimmel, die Arme ausgebreitet und die Hände flach auf das Fensterglas aufgelegt.
    Ich schrie auf und sprang zurück, der Schreck fuhr mir durch alle Glieder. Ich konnte nicht atmen, mich nicht bewegen, nicht mehr denken.
    »Stephanie«, sang er, die Stimme durch das schwarze Glas wie gedämpft. Er lachte leise und sang wieder meinen Namen.

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