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Vier Morde und ein Hochzeitsfest

Vier Morde und ein Hochzeitsfest

Titel: Vier Morde und ein Hochzeitsfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Ich meine nicht die hässlichen, schweißtreibenden Masken aus Gummi, die man über den ganzen Kopf zieht. Ich finde die anderen viel schöner, die nur die Augen verdecken, hinter denen man aussieht wie ein einsamer Streuner. Und Gesichtsbemalung finde ich auch ziemlich cool.
    »Natürlich ziehe ich nicht mehr los und mache mich über Leute lustig oder lege sie rein«, sagte ich und spießte ein Stück Wurst auf. »Heute gehe ich zu meinen Eltern und verteile Süßigkeiten. Grandma Mazur und ich verkleiden uns immer extra für die Kinder, wenn sie die Häuser abklappern. Letztes Jahr bin ich als Zorro gegangen, und Grandma als Lily Munster. Dieses Jahr will sie als Spiee Girl gehen.«
    »Ich kann mir dich gut als Zorro vorstellen«, sagte Ranger. Zorro gehört zu meinen Lieblingsgestalten. Zorro finde ich klasse.
    Zum Nachtisch bestellte ich Tiramisu, erstens weil Ranger bezahlte und zweitens weil Rossini’s affengeiles Tiramisu machte. Ranger ließ den Nachtisch natürlich ausfallen, weil er seinen Körper nicht mit Zucker verunreinigen, seinen Waschbrettbauch nicht mit einem noch so zarten Speckfältchen verunzieren wollte. Ich schob mir die letzten Kuchen- und Sahnereste zwischen die Kiemen und fasste diskret unters Tischtuch, um mir den obersten Hosenknopf aufzumachen.
    Ich leide nicht unter Verfettunsgswahn. Ich besitze nicht mal eine Waage. Ich beurteile mein Gewicht danach, ob mir meine Jeans passt oder nicht. Und so ungern ich es auch gestehe, diese Jeans passte überhaupt nicht. Ich musste mich gesünder ernähren. Und ich musste regelmäßig trainieren. Gleich morgen. Ab morgen ohne Aufzug in den ersten Stock, ab morgen keine Doughnuts mehr zum Frühstück.
    Ich musterte Ranger während der Fahrt nach Hause, Details, die im aufflackernden Licht der entgegenkommenden Scheinwerfer und der Straßenlaternen zu sehen waren. Ranger trug heute keine Ringe, keine Knöpfe in den Ohrläppchen, nur eine Uhr am linken Handgelenk, ein breites Nylonband. Um die Augen herum spann sich ein Netz aus feinen Linien, die von der Sonne herrührten, nicht vom Alter. Wenn ich sein Alter hätte schätzen müssen, hätte ich bestenfalls sagen können, zwischen fünfundzwanzig und fünfunddreißig. Das wusste niemand so genau. Es wusste auch niemand etwas über seine Vorgeschichte. Er bewegte sich instinktsicher in der Halbwelt von Trenton, sprach deren Sprache, kannte sich in den miesen Stadtvierteln bestens aus. Heute war von dieser Seite an Ranger nichts zu spüren.
    Heute redete er eher wie einer von der Wall Street statt wie einer von der Stark Street.
    Die Fahrt zu meiner Wohnung verlief ruhig. Ranger bog auf unseren Parkplatz, und ich hielt kurz Ausschau nach dubiosen Gestalten. Da ich keine entdecken konnte, hatte ich meine Tür bereits geöffnet, bevor der Wagen ganz zum Stehen gekommen war. Warum in der Dunkelheit verweilen, allein mit Ranger, das Schicksal herausfordern? Ich hatte mich schon das letzte Mal, als ich halb betrunken war, lächerlich gemacht.
    »Hast du es eilig?«, fragte Ranger und sah mich belustigt an. »Ich habe noch einiges zu erledigen.«
    Ich drehte mich zur Seite, um aus dem Wagen zu steigen, aber Ranger packte mich hinten am Kragen. »Du wirst ab jetzt vorsichtig sein«, sagte er.
    »J..j..ja.«
    »Und du wirst jetzt immer eine Waffe dabeihaben.«
    »Ja.«
    »Die geladen ist.«
    »Ja.«
    Er ließ meinen Kragen los. »Angenehme Träume.« Ich lief ins Haus, die Treppe hoch, huschte in meine Wohnung und rief Mary Lou an.
    »Ich brauche heute Abend Hilfe bei einer Beschattung«, sagte ich zu Mary Lou. »Kann Lenny auf die Kinder aufpassen?«
    Lenny ist Mary Lous Mann. Er ist ein netter Kerl, aber er hat obenrum nicht viel zu bieten. Mary Lou kommt das entgegen, sie interessiert sich sowieso mehr für das, was die Männer untenrum zu bieten haben.
    »Wen wollen wir denn beschatten?«
    »Morelli.«
    »Ach herrje. Liebes. Du hast es schon gehört.«
    »Was soll ich gehört haben?«
    »Ach so. Du hast es also noch nicht gehört.«
    »Was denn? Was denn bloß?«
    »Terry Gilman.«
    Ein Pfeil direkt ins Herz. »Was ist mit Terry?«
    »Es heißt, sie trifft sich spätabends mit Joe.«
    Meine Güte, man kommt wirklich nie ungestraft davon in Burg. »Ich weiß, dass sie sich treffen. Sonst noch was?«
    »Das ist alles.«
    »Nicht nur, dass er mit Terry ausgeht, er hängt außerdem in einer Sache mit drin, die irgendwie was mit Freds Verschwinden zu tun hat, aber er will nicht mit mir darüber

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