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Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition)

Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition)

Titel: Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Clair
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den Ausdruck vergessen, den Smokey und Schieli dabei in den Augen hatten. Es war eine Mischung aus Erschrecken und nervöser Furcht.
    Es dauerte einen Moment, ehe sie wieder zu lächeln begannen.
    Habt ihr den Gesichtsausdruck gesehen, den die beiden hatten?, fragte ich, als sie wieder weg waren.
    Ja, sagte Mica, ganz so, als ob sie sich fürchten würden.
    Vielleicht dürfen sie gar keinen Kontakt zu uns haben und kriegen Ärger, wenn sie damit erwischt werden, meinte Muli nachdenklich.
    Oder sie haben noch nie so etwas geschenkt bekommen und wussten nicht, wie sie reagieren sollen, rief Hardy, der die Mütze tief im Gesicht hatte und im Sitz lehnte.
    Während der Nachtwachen auf der Westplatte oder dem Polizeihauptquartier konnten wir wieder Hubschrauber sehen, die über den Dörfern in der Luft standen. Spezialkräfte im Einsatz. Auch der Chef setzte seine Ankündigungen in die Tat um und intensivierte unsere Patrouillen. Wir näherten uns immer weiter den sogenannten heißen Zonen an. Dort, wo wir die Rückzugsorte der Aufständischen vermuteten. Dörfer, in denen wir mit einer großen Konzentration an Aufständischen rechneten. Isa Khel war so ein Dorf. Quatliam lag unmittelbar daneben, versteckt hinter einer dichten Waldung. Der Ort war deshalb von Höhe 432 aus nur zu erahnen. Zwischen den beiden Dörfern verlief die Straße, die auch zu den Höhen 431 und 432 führte.
    Heute wollte der Chef bis zur Kreuzung zwischen den beiden Dörfern vorstoßen und die Straße bis dorthin von Sprengsätzen räumen. Dafür war der India Zug mit seinen Schützenpanzern eingeteilt worden, Golf eins sollte unterstützen.
    Der Chef will, dass wir bis zur Kreuzung hinter dem India Zug bleiben. Dann überholen wir sie und sind das vorderste Element vor den Dörfern, erklärte Muli uns während der Einsatzbesprechung. Außerdem haben wir für drei Stunden einen amerikanischen Flieger in der Luft.
    Es war wieder ungewöhnlich heiß an diesem Tag. Aufgrund der Nähe zum Feind nahmen wir wieder mehr Munition mit als sonst. Schon beim Marsch von Höhe 432 zur Kreuzung verbrauchten wir das meiste Wasser, mussten uns kurz vor dem Ziel bei den Panzern mit frischem versorgen. Sobald wir die Kreuzung überquert hatten, sollten die Kampfmittelbeseitiger die Straße absuchen.
    Schon auf dem Weg dorthin war mir nicht ganz wohl. Ich weiß nicht, woher es kam, aber ich hatte ein merkwürdiges Gefühl im Bauch, das mich nicht mit der gleichen Motivation wie sonst an die Aufgabe herangehen ließ. Wir alle schienen nicht so konzentriert zu sein wie sonst.
    Als wir die Straße überqueren sollten, bekamen Muli und Nossi Streit. Sie gifteten sich an, weil jeder eine andere Vorstellung vom sichersten Weg zu haben schien. Es ging um unsere Sicherheit, und ich spürte ganz deutlich, dass auch sie äußerst angespannt waren. Schließlich lagen wir unmittelbar vor der Kreuzung in Stellung. Alles schien ruhig zu sein. Aber hinter der Kreuzung stand ein verlassener Lastwagen.
    Scheiße, der bringt den ganzen Zeitplan durcheinander, meinte Muli, der neben mir lag.
    Sollen sie ihn doch einfach wegsprengen, empfahl Hardy und grinste.
    Er hatte nicht ganz unrecht. Es war ein ganz einfaches Mittel, um uns aufzuhalten. Ein unscheinbarer Lastwagen am Straßenrand. Und keine Person in Sichtweite. Vermutlich war es Absicht gewesen.
    Die wussten genau, dass wir jetzt eine Bombe vermuten und den Lastwagen erst ganz vorsichtig untersuchen müssen, brummte Nossi. Seid wachsam, befahl er.
    Über zwei Stunden lagen wir dem Lastwagen in einem Straßengraben gegenüber. Die Sonne brannte.
    Die Kampfmittelbeseitiger hatten ihre Arbeit weiter hinten begonnen und näherten sich zusammen mit einem Jammer langsam unserer Position. Es war eine mühsame Arbeit, nur mit dem Metalldetektor und einer Gartenharke bewaffnet.
    Eine weitere Stunde verging. Wir warteten und schwitzten.
    Als der Jammer nur noch dreißig Meter entfernt war, rannte plötzlich ein Afghane in unsere Richtung und fuchtelte mit den Armen herum.
    Als wir ihm zu verstehen gaben, dass er sein Gewand hochheben sollte, zeigte er uns, keinen Sprengstoffgürtel zu tragen. Dann stürzte er in den Lastwagen und fuhr hastig davon.
    Ich atmete auf.
    Ey Digger, habt ihr gesehen, wie nervös der war?, rief Wizo amüsiert herüber.
    Wenn der Lastwagen sein ganzer Besitz ist, hatte der wahrscheinlich gerade panische Angst um seine Existenz, raunte ich Muli zu.
    Der Chef befahl uns, die Kreuzung in einem Bogen zu

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