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Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition)

Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition)

Titel: Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Clair
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alte Mann wieder auf. Er rannte weiter in das Dorf hinein. Plötzlich stürzte er zu Boden. Kurz darauf brach auch die Kuh zusammen. Sie waren wohl versehentlich von einer Maschinengewehrsalve getroffen worden.
    Geschieht dem Verräter recht, dachte ich.
    Dann spritzte Erde vor uns auf.
    Der hat sich auf uns eingeschossen!, brüllte Muli.
    In einem Reflex sprangen wir hinter die Ruine in Deckung. Der Feuerkampf ging weiter. Mit dem Zielfernrohr suchte ich nach dem Schützen. Plötzlich stieß Muli mich an.
    Scheiße, ich hab eben mein Fernglas fallen gelassen. Das brauchen wir zurück!
    Weniger der Wert war entscheidend als die Tatsache, dass ein Fernglas in den Händen der Aufständischen viel Unheil anrichten konnte.
    Ich hols dir, rief ich und bereute gleich darauf meinen Entschluss.
    Die Einschläge an der Lehmwand neben uns ließen Staub auf uns rieseln.
    Ich habs verloren, ich hole es!, rief Muli und hielt mich zurück.
    Ich sank zusammen. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Als ich mich aufgemacht hatte, um das Ding zu holen, war ich fast panisch gewesen. Jetzt saß ich auf dem Boden und presste mich an die Mauer der Ruine. Ich wagte es nicht, den Kopf zu heben und in Richtung des Dorfes zu spähen.
    Verdammt, was ist mit mir los, schoss es mir durch den Kopf.
    Zögerlich schob ich meine Augen über den Rand der Deckung, als wieder Schüsse aufpeitschten. Sofort merkte ich, dass sie nicht Muli und mir galten, trotzdem sackte ich wieder zusammen. Wir waren viel weiter von dem Schützen entfernt als Mica, Hardy und Nossis Trupp, und ich war noch nie so froh darüber gewesen.
    Scheiße, dachte ich. So eine Scheiße!
    Die Salven krachten immer noch in dem Lehmgebäude gegenüber ein.
    Simbo schrie: Panzerfaust klar!
    Dann stand er auf, zielte und feuerte das gewaltige Projektil in Richtung Quatliam. Es krachte ohrenbetäubend. Kurz darauf schlug das Geschoss in das Lehmgebäude ein. Er hatte getroffen.
    Muli funkte den Chef an. Wir sind hier zu weit vorne, die könnten uns rechts und links umgehen!
    Er hatte recht. Wir bildeten im Moment eine Speerspitze in dem Gräberfeld und saßen dort auch erst einmal fest. Im Falle eines Angriffs über die Flanken wäre die Position nicht zu halten gewesen. Und wir kannten das Gelände nicht.
    Ein Brummen. Plötzlich knallte es neben mir.
    Als ich mich nach links drehte, sah ich, dass einer der Schützenpanzer weit nach vorne gefahren war. Er stand auf der Kreuzung und feuerte in Richtung Quatliam.
    Hier Shorty, ich kleb an eurem Arsch und geb euch ’n bisschen Deckung.
    Die vertraute Stimme klang für uns wie ein rettender Schutzengel. Währenddessen kam Muli zurückgekrochen und brüllte die anderen an.
    Hört auf zu schießen!
    Nach einem kurzen Moment schwiegen endlich die Waffen. Die Maschinengewehre qualmten, wir blickten uns vorsichtig um. Nichts war zu sehen. Plötzlich krachte es wieder. Aber das Geräusch kam von oben.
    Der schon vor längerem angeforderte Kampfjet flog im Tiefflug über uns hinweg und stieg über dem Dorf steil in den Himmel. Show of Force bedeutete dieses Manöver. Diese Demonstration der Macht sollte den Feind einschüchtern.
    Die Abenddämmerung war hereingebrochen, langsam verschwand das Licht des Tages. Nach ein paar Minuten wurde Muli vom Chef angefunkt.
    Das Feldlager hat die Freigabe zum Luftangriff erteilt. Bitte geben Sie die Koordinaten durch.
    Juhuu, schrien alle wie aus einem Mund.
    Endlich kriegen die was auf die Fresse, grölte Hardy.
    Aber es funktionierte nicht. Jedes Mal, wenn Muli die Position der Mauer durchgab, konnte sie nicht vom Piloten bestätigt werden.
    Der Kampfjet kreiste über uns. Schließlich wurde der Chef ungeduldig: Verdammt, ich brauch jetzt ’ne Position, Ende.
    Muli sprang auf: Ich markiere jetzt das Ziel mit dem Laser an meiner Waffe. Über Funk gab er die Information weiter.
    Aber auch das schien nicht zu klappen. Immer, wenn er den Laser einschaltete, meldete der Pilot, dass er kein klares Ziel erkennen könne. Muli rannte vor die Ruine. Inzwischen war es fast dunkel.
    Ich geh jetzt nach vorne!, rief er. Wer kommt mit?
    Ich blieb wie angewurzelt sitzen. Ich konnte nicht aufstehen, schaffte es noch nicht einmal, ihm zuzurufen. Ich fühlte mich beschissen. Hitze und Kälte stiegen abwechselnd in mir hoch, mir wurde schlecht. Dann schaffte ich es irgendwie, mich aufzuraffen, erkannte Muli vor mir. Er stand auf der Wiese, etwa zehn Meter vor Nossis Stellung. Allein.
    Dann schaltete er den Laser ein und markierte

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