Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition)
nickte und verschwand.
Gut, Mica und TJ, ihr geht ein Stück weiter, aber haltet Verbindung zu mir.
Dann rannte ich zu Simbo und Hardy, die immer noch mit Brandys Gruppe am Graben lagen.
Ich zog sie von ihrer Position ab und war wieder voll in meinem Element. Eine große Erleichterung überkam mich, als ich merkte, dass ich klar denken und handeln konnte. Offenbar kann ich Muli besser bei der Führung der Gruppe unterstützen, als vorneweg marschieren und schießen, dachte ich.
Der nächste Hof schien menschenleer. Der Mann, der vorhin noch aufgeregt herumgesprungen war, führte uns nun durchs Dorf. Offenbar hatte er inzwischen verstanden, dass wir nichts Böses vorhatten und uns nur vorübergehend im Dorf aufhalten würden. Vielleicht behielt er uns auch nur vorsichtshalber im Auge. Weil niemand die große Eingangstür öffnete, mussten wir sie eintreten. Gleich darauf marschierten wir demonstrativ entspannt, aber sehr vorsichtig in den Hof. Deckung geben, vorrücken, Deckung geben, nachrücken. Ein alter Mann kam aus dem Haus und blickte in unsere Waffen.
Meine Seite sicher!, rief Mica.
Sicher!, rief auch Jonny.
Hier auch sicher, tönte TJ, und wir senkten unsere Gewehre.
Der Mann, der uns führte, betrachtete misstrauisch die zerstörte Tür. Aber als der Sprachmittler, der uns wie immer begleitete, erklärte, dass wir den Schaden ersetzen würden, schien er beruhigt zu sein. Er hätte dafür ins Polizeihauptquartier kommen können, aber der Chef regelte es über den Verbindungsoffizier an Ort und Stelle. Der alte Mann bekam dreißig Dollar, was hier vermutlich für drei Türen reichte, und war zufrieden.
Als der Hotel Zug zu unserer Position aufgeschlossen hatte, sollten wir weiter vorrücken. Auf dem Dorfplatz angelangt, nahmen wir eine ringförmige Position zur Sicherung der Umgebung ein. Irgendwo weiter weg sprach der Chef mit ein paar Einheimischen. Viele Menschen hatten wir nicht getroffen. Hatten sie uns kommen sehen? Oder waren sie erst verschwunden, als wir schon ins Dorf einmarschierten? Diese Menschen blieben ein großes Rätsel. Aber die deutliche Blutspur führte bis in die Moschee, die nach einigen Diskussionen von den afghanischen Polizisten durchsucht wurde. Ohne Ergebnis.
Plötzlich hörten wir Schüsse. Ich zuckte zusammen, hatte schon wieder dieses widerliche Gefühl im Bauch. Ich versuchte, Ruhe auszustrahlen, was mir einigermaßen gelang.
Simbo schien sich zu freuen. Er lag mit Hardy in einem Graben, der der Baumreihe am nächsten war.
Darf ich da reinhalten?, fragte er Muli, während er sich hinter das Maschinengewehr legte.
Kannst du einen Feind erkennen?, wollte Muli wissen.
Simbo verneinte.
Nein, schärfte Muli ihm ein, die schießen nicht auf uns. Vielleicht haben die uns noch gar nicht entdeckt.
Er hatte recht. Als einer der Schützenpanzer vor dem Dorf ebenfalls feuerte, wussten wir, dass die Aufständischen gar nicht wahrgenommen hatten, wie dicht wir an sie herangerückt waren.
Ein taktischer Vorteil, erklärte Muli. Wir schießen erst, wenn wir sie genau vor Augen haben, sonst geht die Überraschung verloren.
Ich war trotzdem nicht beruhigt und drückte mich an eine Hauswand, obwohl das noch gefährlicher war. Wenn hier eine Panzerabwehrrakete einschlug, würde ich alles abbekommen.
Auf einmal knallte es laut. Dann schoss wieder der Schützenpanzer.
Hier Shorty, die ham eine tragbare, rückstoßfreie Kanone in Stellung gebracht und schießen auf mich!
Der Schuss ging daneben. Selbst für den Panzer war das eine gefährliche Situation. Die Gegner zeigten uns, dass wir sie wieder in ihrem Rückzugsraum erwischt hatten und ihnen das überhaupt nicht gefiel. Nachdem mehrere Schützenpanzer Salven abgefeuert hatten, wurde es still. Ein neuer Funkspruch durchbrach die Ruhe.
Hier Shorty, die werden ab jetzt keine Kanone mehr in Stellung bringen, Ende.
Langsam schien sich die Lage zu beruhigen. Nur Simbo fluchte in seinem Graben, weil er nicht schießen durfte.
Der Chef funkte uns an. Fertigmachen zum Abrücken, die Gespräche sind beendet.
Ich atmete durch, wollte hier nicht mehr verweilen. Aber erst im Polizeihauptquartier beruhigte ich mich wieder.
Als wir früh am nächsten Morgen zur Westplatte fuhren, um wieder für drei Stunden die Sicherung an der Brücke zu übernehmen, genoss ich den anbrechenden Tag.
Ich will die Wache um vier Uhr übernehmen, hatte ich auf der Hinfahrt verkündet.
Für mich war es die schönste Zeit am Tag. Der Moment, in dem die Sonne
Weitere Kostenlose Bücher