Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition)

Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition)

Titel: Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Clair
Vom Netzwerk:
überzeugend.
    Hey, Joey, begrüßten sie mich freudig, there might be some action tomorrow. Sie grinsten, während sie ihre Waffen überprüften.
    Die Stunden flogen an mir vorbei. Bald würde es losgehen. Wieder am frühen Morgen, noch während der Dunkelheit. Den Gegner überraschen, dachte ich bitter.
    Als es dunkel wurde, versuchte ich müde zu werden. Ich war voll mit Adrenalin. Noch niemals war ich vor einer Operation so beunruhigt gewesen. Die Zeit raste dahin, Minuten wurden zu Sekunden, während ich auf den Schlaf wartete, der sich nicht einstellen wollte. Ich wälzte mich hin und her, schwitzte, fror, kroch unter den Schlafsack, schälte mich wieder heraus. Schließlich schaffte ich es mit Kopfhörern und Musik, mich einigermaßen zu entspannen. Ich fiel in einen unruhigen Dämmerschlaf. Irgendwann schreckte ich auf. Ein Geräusch? Hatte ich den Wecker überhört? Eine Taschenlampe ging an, der Lichtstrahl wanderte hektisch durch den Raum. Ich wurde geblendet. Eine unbekannte Stimme in der Dunkelheit.
    Die Operation wurde eben abgeblasen.
    Was??
    Ungläubig starrte ich in den Lichtkegel.
    Alles abgesagt, rief die Stimme wieder und verschwand.
    Ich sprang auf, stürmte durch den Flur vor den Containern. Als ich um eine Ecke bog, rannte ich beinahe Nossi um.
    Was ist passiert?, keuchte ich atemlos.
    Kannst dich wieder hinlegen, meinte er gelassen. Der Kommandeur hat die Operation abgesagt. Die afghanische Armee hat keine Freigabe für die Operation bekommen.
    Kurze Zeit später lag ich wieder im Feldbett. Zwei Kompanien, unzählige Zusatzkräfte, drei Tage Vorbereitung. Alles zum Teufel. Ich sank auf die Jacke, die ich als Kissen benutzte. Enttäuschung machte sich in mir breit, als ich langsam in einen tiefen Schlaf fiel. Und Erleichterung.
    Am nächsten Morgen dann die beunruhigende Nachricht: Der Zug Amerikaner, der mit uns hier im Polizeihauptquartier hauste, war am frühen Morgen für seinen Teil der Operation aufgebrochen. Seit Sonnenaufgang befanden sie sich in Nar-i-Sufi. Und kurze Zeit später hörten wir von dort die ersten Schüsse.
    Wir ham die verdammt noch mal im Stich gelassen, wetterte Simbo, der in meine Richtung stapfte.
    Wir wissen nicht, ob sie der Befehl nicht erreicht hat oder ob sie vielleicht trotzdem dahin wollten, versuchte ich zu beschwichtigen.
    Scheißegal, Mann, die sind ohne uns los und werden sich in Zukunft zweimal überlegen, mit uns zusammenzuarbeiten, schimpfte Simbo weiter.
    Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?, wollte ich wissen.
    Alter, ich hab Scheißstress mit Nossi.
    Sein Tonfall war immer noch scharf.
    Das geht schon seit einiger Zeit so, fuhr er fort. Ich denke, er kann mich nicht leiden und lässt mich das auch spüren.
    Simbo war richtig wütend und wirkte überfordert.
    Er hat gesagt, dass er mich nach Hause schicken will.
    Das war schlimm. Diese verdammten Dickköpfe, seufzte ich insgeheim. Simbo sprach offen aus, was er dachte. Aber bei einem Truppführer wie Nossi, der seine Autorität verteidigte, war Diplomatie eben angebrachter. Oder einfach mal still zu sein.
    Ich werde Muli drauf ansprechen, versprach ich ihm schließlich.
    Viel schlimmer als der Abbruch der Operation wog die Tatsache, dass am Vorabend die Fahrzeuge von der Zufahrt zur Westplatte abgezogen worden waren. Alle verfügbaren Kräfte sollten für Qara Yatim zur Verfügung stehen, und es standen keine Truppen mehr für diesen wichtigen Posten bereit. Kurz nachdem die Gruppe am Abend die kleine Brücke hinter sich gelassen hatte, flog sie in die Luft.
    Aufständische hatten sie gesprengt, um unsere Bewegungen zu behindern. Dem Hotel Zug fiel nun die undankbare Aufgabe zu, diesen Posten am Morgen wieder als Erster zu besetzen. Kurz nachdem sie die zerstörte Brücke erreichten, hörten wir eine starke Explosion. Die Rauchsäule war im Polizeihauptquartier deutlich sichtbar. Ein Gruppenführer des Hotel Zuges wurde verletzt, weil neben der zerstörten Brücke auch noch ein Sprengsatz vergraben worden war. Er musste mit einem amerikanischen Hubschrauber ausgeflogen werden. Die Stimmung im Polizeihauptquartier kippte nun vollends. Selten hatte ich die ganze Kompanie so wütend erlebt.
    Nicht nur, dass wir die Operation abgeblasen haben, jetzt sind auch noch monatelange Arbeit und die stundenlangen Wachen auf diesem Posten umsonst gewesen, schimpften fast alle.
    Das einzige Positive war die schnelle Reaktion des Chefs. Binnen weniger Stunden wurde eine Panzerschnellbrücke über den

Weitere Kostenlose Bücher