Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition)
Boden ab und markierten den bereits kontrollierten Weg mit bunten Fähnchen.
Ich machte ihnen keinen Vorwurf, weil sie die Zufahrt nicht verdächtigt hatten. Wir selbst waren genau an dieser Stelle vom Fahrzeug abgesessen. Wir selbst hatten diesen Bereich abgesucht, ja sogar genau mitten auf der Bombe gestanden, mit den Stiefeln im weichen Sandboden gescharrt. Und nicht die geringste verdächtige Spur bemerkt. Für mich war diese Tatsache immer noch so unwirklich, als hätte ich im Fernsehen davon gehört und es nicht gerade am eigenen Leib erlebt. Ich spürte keine Angst, keine Panik. Im Gegenteil, ich war sogar freudig erregt. Wir waren gerade dem Tod von der Klinge gesprungen, und es fühlte sich großartig an.
Also, die Bombe auszulösen ging auf jeden Fall schneller, als sie auszugraben und dann zu räumen, bemerkte Hardy beiläufig und grinste.
Ihm war das Herumstehen zu anstrengend geworden und er setzte sich entspannt und auffällig auf den Wall, der uns eigentlich Deckung bieten sollte. Zwei weitere Belgier hatten angefangen, den Jammer und den Krater zu untersuchen und gaben ihn nach wenigen Minuten zur Bergung frei.
Über Funk befahl der Chef den beiden Männern im zerstörten Jammer abzusitzen. Sie sollten herauskommen und sich von den Sanis untersuchen lassen.
Sie weigerten sich, herauszukommen. An der Stimme erkannte ich, dass sie ziemlich am Ende sein mussten. Ich hatte Verständnis dafür, aber es verzögerte unsere Arbeit. Schließlich sollten sie versuchen, aus eigener Kraft aus dem Krater zu fahren. Der Motor sprang tatsächlich auf Anhieb an. Aber erst beim vierten Versuch schaffte es der Fahrer, genug Gas zu geben, um den Panzer rückwärts aus dem Krater herauszufahren. Der zerstörte Reifen, die verbogenen Achsen, all das war nun auf der Straße sichtbar.
Die Belgier arbeiteten sich in der Mittagshitze langsam vorwärts. Sie waren schon einige Stunden dabei, den Weg zum zerstörten Dingo freizuräumen. Niemand wollte mehr ein Risiko eingehen. Die Sonne brannte unerbittlich auf uns nieder. Wir saßen immer noch am Wall fest. Der Chef kam von hinten zu uns.
Ist der Bereich zwischen dem Weg zum Dingo und eurem Wall geräumt?, fragte er laut rufend.
Mulis Antwort klang nach Galgenhumor: Nein, aber Sie können ja in unseren Fußspuren laufen. Wenn Sie noch eine Bombe finden, landen Sie vielleicht schneller bei uns.
Wir grinsten. Als der Chef uns erreichte, lehnte er sich gegen den Wall.
Puh, ganz schön heiß hier, sagte er und blickte uns an. Männer, wie gehts euch? Alles klar?
Von der Hitze mal abgesehen, bemerkte ich, den Blick geradeaus gerichtet.
Mann, war das ’n Ding, wandte er sich an Muli. Damit hätte keiner gerechnet. Ich stand ja genau hinter dem Jammer, als die Bombe hochging. Ihr seid alle tot, hab ich sofort gedacht, als ich auf den Boden geschleudert wurde. Und mich dann gewundert, dass ich selbst noch lebe.
Er machte eine Pause, atmete laut aus. Als wir hierherkamen, hab ich mich schon gewundert, dass der Dingo am Rand der Steilkante angesprengt wurde. Aber dass die bereits in der Zufahrt über eine Bombe gefahren sind … Der Chef schüttelte ungläubig den Kopf.
Wahrscheinlich hätten wir die an der Steilkante gar nicht gefunden, wäre nicht zuerst die Bombe in der Zufahrt ausgelöst worden, meinte Muli.
Ich war mir nicht sicher, ob ich froh sein sollte, dass wir auf unfreiwillige Weise zwei Bomben an einem Tag »entschärft« hatten. Aber andererseits hätte es uns sonst noch mal erwischen können.
Ein Funkspruch aus dem Feldlager unterbrach das Gespräch. Es konnte oder sollte kein Bergepanzer geschickt werden, um den Dingo aus dem Krater zu ziehen. Stattdessen wollte man einen Kran schicken. Der Chef wurde wütend.
Ein Kran, auf dem unebenen Gelände? Völliger Schwachsinn, schimpfte er.
Als der Kran schließlich zusammen mit einem Tieflader und einem Schutzkonvoi aus dem Feldlager eintraf, waren weitere Stunden verstrichen. Die Hitze machte uns zu schaffen. Wir harrten die ganze Zeit in der prallen Sonne aus, konnten uns keinen Meter vom Fleck rühren.
Kurz bevor die Belgier am Dingo angekommen waren, gingen ihnen die bunten Markierungsfähnchen aus. Einer der Kampfmittelbeseitiger schien einen Einfall zu haben. Er lief zum belgischen Fahrzeug und kam wieder, die Hände voller Wasserflaschen. Sie waren gekühlt, wie an der Kondensation auf dem Plastik deutlich erkennen war. Er warf die Flaschen auf den Boden und die Belgier begannen, den restlichen Pfad
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