Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition)
unverletzt, entgegnete er knapp.
Mica?, fragte ich.
Jaja, alles okay, war seine Antwort.
Ich kniff Muli in die Schulter. Hinten alles in Ordnung.
Auch Muli beruhigte sich schnell, es wurde still im Fahrzeug, während wir langsam auf die große Brücke über den Kundus-Fluss zurollten. Diese war nur wenige hundert Meter vom Anschlagsort entfernt, afghanische Soldaten waren auf beiden Seiten postiert.
Was war eben mit dem Dingo?, wollte Muli wissen.
TJ erklärte es, hastig atmend. Auch seine Scheibe hatte einen Sprung, der sogar noch größer war als der bei Hardy.
Ich hatte einen Fehler in der elektronischen Gangschaltung. Ich konnte nicht hochschalten und konnte deshalb nicht schneller fahren.
Diese Dreckskerle, brüllte Muli, die ham uns in die Falle gelockt! Bei dem Auto ham wir die Bombe vermutet und gegenüber davon ham sie sie gezündet!
Wir hielten an.
Okay, Joe und Hardy, ihr sitzt ab und sichert das Flussufer.
Hardy war kreidebleich und sah mitgenommen aus. Er grinste nicht wie sonst und sein Mund stand offen. Er war auch beim ersten Sprengstoffanschlag von uns am nächsten dran gewesen. Eine Woche war seitdem vergangen. Wir gingen an eine Mauer mit guter Übersicht und setzten uns erst einmal ins Gras. Während wir unsere Augen in die Ferne richteten, verfolgten wir am Funkgerät das weitere Geschehen. Die restlichen Fahrzeuge waren erst stehengeblieben und dann rückwärtsgefahren. Um Abstand zur Gefahrenstelle zu gewinnen. Die Situation zu überblicken.
Mü, hier Muli. Ich habe keine Verletzten. Ich weiß nicht, wie groß die Schäden am Fahrzeug sind, aber ich beantrage einen Testschuss mit der Waffenanlage, damit ich weiß, ob sie noch funktioniert.
Mü lehnte den Antrag ab.
Wir sind allein hier vorne, sagte Muli gereizt.
Nossi schaltete sich ein. Mü, hier Nossi. Ich beantrage, zu Muli durchzubrechen, um ihn zu sichern.
Auch das lehnte Mü ab. Ihm schien das zu gefährlich zu sein. Inzwischen hatten die Schützenpanzer ihre Kanonen nach links und rechts gerichtet.
Ein Funkspruch. Hier Shorty, ich habe zwei Männer im Visier, die uns mit Ferngläsern beobachten.
Shorty war einer der Panzerkommandanten des India Zuges. Ein kleiner Mann mit klaren Augen und wachem Blick.
Sind Waffen zu erkennen?, wollte der Chef wissen.
Negativ, antwortete Shorty. Ich vermute, die haben die Bombe ausgelöst. Sie haben ganz klar ein Fernglas und ein Handy.
Der Panzer hatte eine gute Optik mit starker Vergrößerung.
Wenn das Ziel klar ist, fertigmachen zum Feuern, befahl der Chef über Funk.
Das Rohr hob sich. Ich freute mich darauf, dass diese mächtige Waffe gleich zwei Attentäter beseitigen würde.
Ha, denen zeigen wir’s, rief ich trotzig. Doch nichts passierte.
Ein neuer Funkspruch von Shorty. Sie haben sich zurückgezogen, ich sehe sie nicht mehr.
Verdammt, schrie Hardy auf. Diese Scheißkerle.
Nossi wandte sich wieder an Mü. Ich beantrage noch mal, zu Muli durchzubrechen.
Abgelehnt, war Müs Antwort.
Da geschah etwas Unerwartetes. Ich hörte Nossi am Funkgerät.
Bitte wiederholen, ich habe den Funkspruch nicht verstanden.
Antrag abgelehnt, sagte Mü, diesmal lauter.
Eine Pause.
Hier Nossi, ich konnte Sie nicht verstehen, breche jetzt durch.
Mü funkte nicht mehr. Ob er ahnte, dass Nossi ihn an der Nase herumführte?
Der Transportpanzer von Nossi setzte sich in Bewegung, erreichte uns nach wenigen Augenblicken. Auch Muli schien die Gelegenheit nutzen zu wollen.
Über Funk meldete er: Achtung, ich gebe jetzt einen Probeschuss ab.
Plötzlich knallte es. Kein Geräusch wie ein Schuss, dafür war es zu leise. Mehr wie eine starke Metallfeder, die gegen irgendetwas schlug. Mica hatte versucht, mit dem Maschinengewehr zu schießen. Dann tauchte er durch die Luke auf das Dach hinaus.
Ich dachte mir doch, dass die Anlage etwas abbekommen hat, schimpfte er.
Waffenanlage ausgefallen, meldete Muli an Mü.
Im Polizeihauptquartier wurden wir diesmal sofort untersucht. TJ hatte sich den Arm geprellt, als sich durch die Explosion das Lenkrad ruckartig gedreht hatte. Wir anderen hatten nichts abbekommen. Das Fahrzeug war nicht mehr im besten Zustand, die Ladefläche hinten, wo unsere Rucksäcke und die Verpflegung gelegen hatten, war von Splittern durchsiebt.
Die haben unseren Cappuccino durchlöchert, verkündete Mica verärgert.
Immerhin durften wir am nächsten Tag noch einmal ins Feldlager fahren, um den Dingo prüfen zu lassen. Der Mechaniker in der Werkstatt war nicht begeistert, uns
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