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Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition)

Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition)

Titel: Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Clair
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sich versteckt, kein Stern blitzte am Himmel.
    Was für eine verdammt dunkle Nacht, bemerkte ich laut.
    Ja, aber vielleicht ist es nur wieder eine Luftblase und wir sind schnell wieder im Bett, sagte TJ.
    Wir alle hatten keine allzu großen Erwartungen an die Nachrichten, die über Informanten aus dem Feldlager kamen. Zu häufig schon hatten sie sich als falsch herausgestellt.
    TJ wich gekonnt den zahlreichen Schlaglöchern aus, was das Fahrzeug wie immer stark zum Schwanken brachte. Mica hatte es schon vor einiger Zeit aufgegeben, nachts die ganze Zeit durch die Nachtsichtoptik seiner Waffenanlage zu schauen. Zu groß war die Gefahr, sich bei einem Schlagloch ein blaues Auge zu holen. Muli sah das zwar nicht gerne, aber in voller Fahrt war sowieso kaum etwas zu erkennen.
    X minus zwo Minuten, sprach Muli ins Funkgerät, aber so, dass auch wir es hören konnten.
    X minus zwo, wiederholte ich von hinten, um ihm zu melden, dass wir verstanden hatten.
    X minus eins, rief Muli, diesmal noch etwas lauter.
    X minus eins, gab ich zurück.
    Keine Hektik. Ich atmete ruhig, blickte noch einmal nach draußen und hatte das Gefühl, es war noch dunkler geworden. Die Umrisse der Berge waren vom tiefen Schwarz des Himmels verschluckt worden. Der Straßenrand war nur noch zu erkennen, wenn ich mich sehr anstrengte. Ich klappte mein Nachtsichtgerät nach unten und nahm meine Waffe fester in die linke Hand. Es war beruhigend, nicht mit leeren Händen hier draußen sein zu müssen. Sich wehren zu können. Die Waffe in der Hand flößte mir Vertrauen ein, machte mich gelassen. Ich dachte daran, dass wir nachts noch nie Feindkontakt hatten. Auch heute war es unwahrscheinlich. Schließlich befanden wir uns sehr nahe am Polizeihauptquartier. Dem einzigen halbwegs sicheren Hafen mit seinen alten und grob errichteten Mauern und seinen Sandsäcken, mit seinem Beton und dem Schimmel, das Einzige, was wir hier draußen hatten.
    Fertigmachen zum Absitzen!, brüllte Muli.
    Mit der freien rechten Hand griff ich noch einmal an meine Taschen, prüfte, ob alles an seinem Platz war. Die Rauchgranate? Die Munition? Die Pistole? Routine. Als ich bei der Einfahrt in das Dorf ein wenig Licht bemerkte, klappte ich erleichtert mein Nachtsichtgerät wieder hoch. Ich spürte den Druck im Nacken, den das Gerät verursachte, weil es so weit vorne über die Stirn ragte und den Helm über das Gesicht zog.
    TJ ließ den Dingo nur noch rollen. Durch die Frontscheibe waren die Umrisse der Häuser zu sehen, die links und rechts die Straße säumten. Es waren die gleichen alten Lehmhäuser, die es hier überall gab. Der Straße war etwa sechs Meter breit und gesäumt von zwei langen Mauern, die etwas höher als unser Fahrzeug waren. Die Wohnhäuser, die sich dazwischen gezwängt hatten, waren noch höher. Auf Höhe des ersten Stockwerks befanden sich Öffnungen, manche mit altmodischen Fensterrahmen aus Holz, manche nur als bloße Löcher im Lehm. Einige wenige schmale Gassen unterbrachen die Mauern dort, wo man anscheinend an weiter hinten liegende Häuser gelangen konnte. In guter Steinwurflänge, hinter einer kleinen Brücke, war ein kleiner Holzverschlag zu sehen, nicht größer als zwei Telefonzellen. Wahrscheinlich eines der kleinen Geschäfte, die man hier überall fand und die nachts meistens mit einem großen Brett verriegelt waren. TJ hielt den Dingo mit einem beherzten Tritt auf die Bremse an der linken Straßenseite an.
    Absitzen!
    Die Nacht empfing mich, als ich einen Stiefel auf das Trittbrett setzte. Die Luft hatte sich selbst jetzt immer noch nicht merkbar abgekühlt. Sofort kniete ich mich mit dem Rücken zum Fahrzeug hin, während hinter uns die anderen Fahrzeuge anhielten. Jetzt durchbrach unsere hektische Betriebsamkeit die Nacht. Ich sah mich um, wie ich es immer tat, um einen Überblick zu gewinnen. Ich konnte nichts sehen, was mir verdächtig erschien.
    Muli stieg ebenfalls ab.
    Ich sichere dich, sagte ich.
    Nur aufeinander aufpassen reichte nicht. Man musste miteinander sprechen, um einen Überblick zu behalten. Das war sehr wichtig. Wir nannten es das kleine Kampfgespräch, und es half, die richtigen Dinge zur richtigen Zeit zu tun.
    Dann ging es los. Muli und Mica postierten sich links, Wizo und ich an den rechten Straßenrand, etwa einen Meter von der Mauer entfernt, die die Straße begrenzte. Die Kampfmittelbeseitiger waren hinter uns. So bildeten wir einen Keil, der sich auf der Straße nach vorne bewegte, in Richtung Westen. Dort, wo

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