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Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition)

Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition)

Titel: Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Clair
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handelte und sich der Angriff des Feindes auf einen kleinen Raum beschränkte. Man musste also zusehen, rasch dort wegzukommen.
    Alle nickten.
    Dir ist klar, dass ich allein auf dem Fahrzeug bin, wenn ihr abgesessen seid, warf TJ plötzlich ein. Ich habe dann nicht mal jemanden für die Waffenanlage. Und die Türen sind auch nicht verschlossen, bis ihr wieder reinkommt.
    Wir verstanden seine Sorge. Er stand zwar zwischen den übrigen Fahrzeugen, konnte aber in der Dunkelheit nicht sehen, wenn sich jemand dem Fahrzeug näherte. Es war ein scheiß Gefühl, nachts, mitten in feindlichem Gebiet, allein auf der Straße zu sein.
    Wir passen auf dich auf, wir stehen mit unserem Dingo fast genau neben dir, versuchte Jonny ihn zu beruhigen.
    So eine Scheiße, brummte TJ missmutig. Ihr müsst mit eurem neuen Dingo auch erst mal klarkommen.
    Das lass mal unsere Sorge sein, konterte Nossi.
    Muli wandte sich wieder an alle. Okay, Marschreihenfolge für die Fahrzeuge: Ich – Jammer – Kampfmittelbeseitiger belgisch, dann deutsch – Nossi – Sanis – Schließender Russo. Wenn wir etwas finden, übernehmen die Kampfmittelbeseitiger. Wir sichern dann den Bereich. Beim ersten Beschuss brechen wir ab und weichen sofort aus. Ihr Kampfmittelbeseitiger habt dann nichts anderes zu tun, als sofort aufs Fahrzeug aufzusitzen, damit wir den Feuerkampf übernehmen können. Ihr kennt unsere Verfahren nicht, und ich will nicht, dass es in der Dunkelheit zu Beschuss durch eigene Kräfte kommt. Und denkt dran, dass es einige Zeit dauert, die Fahrzeuge auf der engen Straße zu wenden. Noch irgendwelche Fragen?
    Die meisten schüttelten den Kopf.
    Weißlicht oder Infrarot?, meldete sich Mica.
    Muli überlegte.
    Die Frage war nicht unbedeutend. Wenn wir das Weißlicht der Laser-Lichtmodule an den Waffen nutzten, wären wir Hunderte von Metern weit zu sehen. Aber das Infrarotlicht funktionierte nur in Verbindung mit dem Nachtsichtgerät. Durch die Nachtoptik wurde die Welt in ein unscharfes Grün gehüllt. Keine zufriedenstellende Wirkung, wenn wir im Dunkeln nach einem möglicherweise kleinen Objekt suchten.
    Wir müssen einen Sprengsatz finden, der vielleicht getarnt wurde, also Weißlicht, entschied Muli schließlich. Habt ihr alles verstanden?, fragte er die Belgier.
    Nicken.
    Gut, Waffen und Ausrüstung prüfen, Abmarschbereitschaft in 15 Minuten. Uhrenvergleich.
    Check.
    Alle verließen eilig den Raum. Ich ging noch einmal in den Schlafraum. um meine Ausrüstung umzustellen, denn ich würde nicht meine übliche Waffe tragen. Das bedeutete, alle Magazine in der Weste austauschen, zusätzlich noch ein paar Granaten einpacken, die ich mit meinem zweiten Gewehr verschießen konnte, und die Funktionsfähigkeit des G36 prüfen: Lampe und Laser, Verschluss und Abzug. Ein kurzer Blick durch die Optik. Alles funktionierte.
    Über den sandigen Hof ging ich zum Fahrzeug. Dort waren Mica und TJ bereits damit beschäftigt, die Plane von unserer Waffenanlage zu nehmen. Die rote Beleuchtung im Inneren war eingeschaltet und warf einen schwachen Lichtschein durch die Fenster.
    Als ich die Beifahrertür öffnete, um die Frequenzen am Funkgerät zu prüfen, fiel mir Mulis Schutzweste entgegen.
    Verdammt, fluchte ich. Wieso kann er sie nicht ordentlich ablegen.
    Ich stopfte sie wieder auf den Sitz und kletterte die Stufe zum Führerhaus hinauf. Mica lag quer über meinem und seinem Sitz hinten im Fahrzeug und tastete suchend mit der rechten Hand auf dem Boden herum.
    Was machst du?
    Dein komisches Vieh ist mir runtergefallen, nuschelte er undeutlich in den Sitz.
    Meinst du Trüffel? Nicht im Ernst, raunte ich gereizt.
    Jetzt reg dich ab, ich finde ihn schon, sagte Mica, als er wieder auftauchte. Ich hab dir schon ein paarmal gesagt, du sollst ihn vernünftig festmachen, mit ’nem Kabelbinder oder so.
    Ich hatte ihn festgebunden, aber das muss irgendwie abgegangen sein, versuchte ich mich zu entschuldigen.
    Jedenfalls finde ich ihn im Moment nicht, ich hab da jetzt keine Zeit für.
    Inzwischen waren Wizo und Muli eingetroffen, wir waren startklar. TJ hatte schon das Nachtsichtgerät über die Augen geschoben. Er würde gleich im Dunkeln fahren müssen. Ich beneidete ihn nicht darum.
    Es war kurz vor Mitternacht, als wir langsam durchs Tor rollten. Ein Fahrzeug nach dem anderen bog nach links auf die Hauptstraße. Ich versuchte, etwas im schwachen Schein der wenigen Lampen erkennen zu können. Die Straße schien menschenleer zu sein, sogar der Mond hatte

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