Vier Werte, die Kinder ein Leben lang tragen
verlieren, wertvoll für Sie zu sein, wodurch auch Sie all das Gute einbüßen, das sie Ihnen geben könnten.
Integrität
… heißt, zu sich selbst Ja zu sagen – und auch mal Nein zu Wünschen anderer
Die eigene Persönlichkeit wahren
Ich erlebe bei vielen Paaren, die in meine Beratung kommen, dass ein Elternteil versucht in der Familie einen Konsens herzustellen. Aus diesem Grund ist er bereit, schnell nachzugeben und vieles mitzumachen, obwohl seine eigenen Grenzen dabei überschritten und seine Bedürfnisse missachtet werden. Wer jedoch zu häufig seine Integrität verliert und »Ja« sagt, wo er eigentlich »Nein« meint, erlebt Liebe schnell als Gefängnis und Familie als erdrückend. Ich bin davon überzeugt, dass eine Gemeinschaft umso stärker ist, je stärker jeder Einzelne sich als Individuum definiert. Das heißt, je genauer er weiß, was er will oder nicht will, und dies auch deutlich ausdrücken kann. Das hat nichts mit Egoismus zu tun. Denn seine Bedürfnisse zu äußern bedeutet nicht, sie um jeden Preis durchsetzen zu wollen oder zu erwarten, dass sie erfüllt werden. Es ist vielmehr der Einstieg, um anderen zu begegnen und sich mit deren Bedürfnissen auseinanderzusetzen.
In jeder Familie treffen Unterschiede aufeinander. Jeder Einzelne, ob groß oder klein, ist ein Individuum mit eigenen Bedürfnissen, die gesehen werden wollen. Das anzuerkennen ist für viele Eltern schwer, weil sie in ihrer Herkunftsfamilie nicht lernen konnten, ihre Integrität zu wahren. Schließlich wurden die physischen und psychischen Grenzen und Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen über Jahrhunderte hinweg systematisch missachtet. Um geliebt zu werden, wurde von ihnen erwartet, die eigene Individualität zu unterdrücken und gehorsam das zu tun, was die Eltern forderten.
Ein solches Verhalten wurde noch vor nicht allzu langer Zeit als richtig und notwendig angesehen. Und noch heute spuken meiner Meinung nach einige dieser Gedanken in den Köpfen moderner Eltern herum. Sie haben schließlich selbst gelernt zu kooperieren, wie es alle Kinder machen, um von ihren Eltern geliebt zu werden:
Kinder sind bereit, sich anzupassen und alles zu tun, was von ihnen gefordert wird. Dabei übersehen Eltern oft die Signale des Unwohlseins, die ihre Kinder dabei aussenden und die sich in diversen Symptomen zeigen können. Wenn Kinder dauernd entgegen ihren wahren Bedürfnissen kooperieren, kann dies entweder zu selbstzerstörerischem Verhalten führen, das sich zum Beispiel in Form von Bauchschmerzen oder Essstörungen äußert (wie der erste Elternbrief sehr gut zeigt), oder sie stellen die Kooperation ein und werden aus Sicht der Erwachsenen »schwierig«.
Als Erwachsene müssen wir die volle Verantwortung für unser Handeln übernehmen und deshalb unser Verhalten immer wieder kritisch überprüfen. Es hilft niemandem, wenn wir die Führungsrolle abgeben und zu allem »Ja« sagen. Ein »Ja« ist Kindern immer willkommen. Ein »Nein«, auch ein freundliches, frustriert dagegen und macht traurig oder wütend, sodass es je nach Temperament des Kindes durchaus zu einer anstrengenden Szene kommen kann. Doch da müssen alle Beteiligten durch, denn nur so lernen Kinder mit der Zeit mit einem »Nein« umzugehen. Es ist eine elementare Lebenserfahrung, die sie dringend brauchen, um später, auch nach Niederlagen und Schicksalsschlägen, wieder aufstehen zu können. Es nützt jedoch genauso wenig, ein nicht verhandelbares »Nein« um jeden Preis durchdrücken zu wollen.
Integrität in der Familie bedeutet, dass Eltern, statt Grenzen für ihre Kinder zu definieren, ihre eigenen Grenzen aufzeigen, zum Beispiel: »Mir ist die Musik zu laut, bitte mach sie leiser« anstatt: »Mach sofort das Handy leiser, sonst kommt es weg!« So kann schließlich ein Miteinander in der Familie entstehen, in dem sich Kinder geliebt und respektiert zugleich fühlen.
Kinder und Stress
Ich habe in der Zeitung erst kürzlich eine Reihe von Artikeln über Kinder und Stress gelesen. Ich bin Vollzeit berufstätig und erziehe meine 10-jährige Tochter allein. Sie musste schon früh selbstständig werden, da ich morgens nicht so lange zu Hause bleiben kann, dass ich sie wecken, mit ihr frühstücken oder darauf achten kann, dass sie ordentlich angezogen ist, wie das bei anderen Kindern aus ihrem Freundeskreis der Fall ist. Ich rufe sie dann aus der Arbeit an und vergewissere mich, dass sie auch aufgestanden ist und gefrühstückt hat.
Schon seit einem
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