Vier Werte, die Kinder ein Leben lang tragen
gemeinsam nach Afrika, fuhren Schlitten und vieles mehr.
Ich habe Mette im Alter von 36 Jahren bekommen. Mein Mann war damals 38, und wir hatten beide absolut keine Ahnung von Kindern. Ich gehörte zu der Kategorie von Frauen, die meinen, man sollte sich um die Kinder kümmern, die schon auf der Welt sind. Eigene Kinder zu bekommen hielt ich bis zu einem gewissen Grad für egoistisch. Darüber hinaus habe ich mir nicht vorstellen können, eine gute Mutter zu sein, da meine Eltern keine positiven Vorbilder waren und ich auch ein eher mäßiges Verhältnis zu ihnen habe. Mein Mann ist der einzige Mensch, auf den ich mich verlassen kann. Er ist sehr zuverlässig, hatte eine schöne Kindheit und Eltern, die gute Rollenmodelle waren.
Mette ist ein aufgewecktes und soziales Mädchen, und bis jetzt ist alles besser gelaufen, als ich es mir je hätte vorstellen können. Doch nun fürchte ich, dass ich sie nicht gut genug auf die Ankunft ihrer kleinen Schwester vorbereitet habe. Eigentlich hat sie bereits während meiner Schwangerschaft begonnen, sich zu verändern, trauriger zu werden. Sie erzählte mir, dass sie Angst hat, ich würde sie gar nicht mehr stillen, was ich bis zu diesem Zeitpunkt getan hatte. Ich habe sie beruhigt und gesagt, dass ich das schon noch ein bisschen weitermachen würde. Meine Ärztin und mein Mann hatten mir allerdings davon abgeraten, weil sie beide meinten, dass ich schon viel zu lange stillen würde. Mette und ich haben in enger Symbiose gelebt, vielleicht zu eng, und so war sie es immer gewohnt, meine ungeteilte Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich hatte Angst, einer empfindsamen und künstlerischen Seele nicht gerecht zu werden, die sie meiner Vermutung nach (leider) von mir geerbt hat.
Als sie eineinhalb Jahre alt war, kam sie in eine Kindereinrichtung.
Bis dahin sind wir ständig zusammen gewesen. Dort verhielt sie sich sozial und war gut integriert. Am liebsten hätte ich sie ja in eine Montessori-Einrichtung gegeben, doch mein Mann ist der Meinung, sie solle möglichst in einem ganz »normalen« Milieu aufwachsen und außerdem in unserer näheren Umgebung sein. Kurz vor Kristins Geburt haben wir sie deshalb in einen anderen Kindergarten gegeben, dessen Lage uns besser gefällt.
Ich habe deswegen ein furchtbar schlechtes Gewissen, weil sie sagt, dass sie sich dort langweilt und wieder in die alte Einrichtung zurückmöchte. Also bin ich mit ihr noch einmal dorthin gefahren, obwohl mein Mann meint, dass ihr das nicht guttut. Mette hat im neuen Kindergarten eigentlich gleich Anschluss und sogar einen kleinen »Verehrer« gefunden. Mein Mann meint, sie hätte den alten Kindergarten längst vergessen, aber zu mir sagt sie, dass sie ihn vermisst.
Was glauben Sie? Nutzt sie, um Aufmerksamkeit zu bekommen, nur mein schlechtes Gewissen aus, von dem ich eigentlich weiß, dass ich es endlich überwinden sollte?
Wir versuchen, ihr negatives Verhalten nicht so sehr zu beachten.
Stattdessen loben wir sie lieber, wenn sie zum Beispiel aufräumt, und geben ihr genug Zeit, mit uns zusammen in ihrer Welt zu leben, gemeinsam Schnecken zu studieren und zu spielen.
Eigentlich würde Mette gern noch ein Baby sein, und auch das haben wir akzeptiert, doch jetzt hat sie sich einen quengeligen, sehr entnervenden Ton angewöhnt. Dann will sie wieder ein großes Mädchen sein und alles alleine schaffen. Sie kann sich gut ausdrücken und findet für die meisten Dinge die richtigen Worte.
Mit Kristin scheint irgendwie alles leichter zu gehen, aufgrund unserer Erfahrung, doch anfangs hatte ich Angst, ihr nicht genug Aufmerksamkeit zu widmen. Zu ihrer kleinen Schwester ist Mette nett, spielt mit ihr und bringt sie zum Lachen. Ich glaube also, dass sich mit der Zeit schon alles regeln wird. Aber wie sollen wir das tiefe Vertrauen wiederherstellen, das sie zu uns hatte, ehe sie sich einredete, wir wollten sie gegen das Baby austauschen? Haben Sie einen guten Rat? Sollen wir noch eine Weile tolerieren, dass sie derzeit eine unausstehliche kleine Zicke ist, oder sollen wir dagegen vorgehen? Ist das vielleicht der ganz normale Ablösungsprozess in der Trotzphase? Das sind so die Gedanken, die ich mir mache …
Eine sehr verunsicherte Mutter
Antwort von Jesper Juul:
Lassen Sie mich mit etwas beginnen, mit dem ich oft beginne: Das Verhalten der Kinder ist ihr persönlicher Ausdruck dafür, wie es ihnen mit sich selbst geht, wie sie in ihrer Familie, im Kindergarten und so fort zurechtkommen. Allein deshalb ist es
Weitere Kostenlose Bücher