Vier Werte, die Kinder ein Leben lang tragen
gegangen ist – und vielleicht immer noch geht.
Darüber würde ich mich riesig freuen!«
Hier geht es nicht um eine altersbedingte Entwicklungsphase, sondern um ein persönliches Anliegen zwischen Ihrer Tochter und Ihnen, den Eltern, und so sollte es auch behandelt werden.
Wenn Sie der Vorstellung anhängen, dass sich der Konflikt (ohne Ihren persönlichen Einsatz) schon irgendwann in Luft auflösen werde, bedeutet das nur, dass Mette weiter »gegen eine Wand anredet« und die Problematik irgendwann in ihre Seele einschließt, wo sie ihr Leben lang eine ganz eigene Rolle spielen wird. So ist es Millionen von Kindern im Lauf der Zeit ergangen, und dennoch sind anständige Erwachsene aus ihnen geworden.
Mama ist psychisch krank
Ich habe mit großem Gewinn Ihre Bücher und Artikel gelesen und möchte Sie nun in einer persönlichen Angelegenheit um Rat fragen. Ich bin verheiratet, wir haben einen Sohn von 3 Jahren, und ein weiteres Kind kündigt sich bereits an. Neulich habe ich erfahren, dass ich an einer Bipolaren Störung, Typ II, leide. Ich hatte jahrelang mit heftigen Gefühlsschwankungen und Depressionen zu kämpfen und tue nun alles dafür, um völlig symptomfrei zu werden.
Ich habe gelesen, dass eine solche Erkrankung auch eine große Belastung für die anderen Familienmitglieder darstellt.
Kinder von depressiven Personen können sich abgewiesen und missachtet fühlen, da die depressive Person nur in eingeschränktem Maß auf das Zusammenspiel eingeht und leicht reizbar ist. Kann ich etwas tun, um das zu vermeiden? Und wenn ja – wie soll ich das einem 3-Jährigen vermitteln?
Ist es möglich, dass mein Sohn bisher noch nichts von meiner Krankheit gemerkt hat und auch noch nicht von ihr belastet wurde? Wegen seines munteren, extrovertierten Wesens ist er allgemein sehr beliebt.
Ich sehe noch keinerlei Anzeichen einer Verhaltensauffälligkeit. Andererseits kann sich auch kaum jemand vorstellen, dass ich an einer Bipolaren Störung leide, da ich in sozialen Zusammenhängen und bei der Arbeit bestens »funktioniere«. Ich frage mich also, wann ein geeigneter Zeitpunkt wäre, um den Kindern davon zu erzählen, und in welcher Form ich das tun sollte. Haben Sie einen Rat für mich? Schon mal vielen Dank im Voraus für Ihre Antwort!
Eine besorgte Mutter
Antwort von Jesper Juul:
Kinder von psychisch kranken Eltern müssen im Allgemeinen mit drei Gefühlen zurechtkommen: mit Schuld, Scham und einer übersteigerten sozialen Verantwortung. Diese drei Gefühle oder Arten, sich selbst wahrzunehmen, können zu einer langen Reihe von »Symptomen« führen, die dem inneren und äußeren Verhalten entsprechen und die Empfindung zum Ausdruck bringen, anders zu sein als die anderen Kinder (vor allem die Kinder der näheren Umgebung).
Ich habe keinen Zweifel, dass Sie Ihren Kindern von Ihrer Diagnose erzählen sollten; davon, was es für Sie persönlich heißt, Mensch zu sein im Umgang mit anderen Menschen. Kinder spüren und erleben absolut alles , was sich zwischen den Eltern abspielt.
Wenn Erwachsene Kindern keine Erklärungen liefern, bleiben diese ihrer Fantasie überlassen, und leider folgern sie allzu oft, dass mit ihnen selbst etwas nicht stimmt.
Deshalb gilt für einen psychisch kranken Erwachsenen genau dasselbe wie für einen gesunden Erwachsenen: Er muss sich so authentisch wie möglich verhalten und die Verantwortung für sich selbst und sein Verhalten übernehmen.
Wenn man dies tut, beugt man den beiden schlimmsten Konsequenzen vor: Schuld und Scham, die oft die existenzielle Grundlage für spätere Depressionen und selbstzerstörerisches Verhalten darstellen. Was auch bedeutet, dass Sie sich nicht selbst mit Schuld und Scham wegen Ihrer Krankheit belasten sollten. Dieser Bestandteil Ihrer Existenz beeinflusst nicht Ihren Wert als Mensch. Das Folgende ist sozusagen auf Sie und andere mit derselben Diagnose zugeschnitten, kann aber nicht ohne Weiteres auf andere psychische Leiden übertragen werden.
Vor allem für kleinere Kinder ist es schwierig, mit depressiven Phasen eines Erwachsenen umzugehen. Wenn wir deprimiert sind, ziehen wir uns in uns selbst zurück und erschweren es anderen, Kontakt mit uns aufzunehmen. Kinder bis zum vierten, fünften Lebensjahr haben eine natürliche Erwartung, dass ihre Eltern stets zugänglich und bereit sind, mit ihnen zusammen zu sein. Als Eltern müssen wir diese Erwartung zwangsläufig frustrieren – vor allem, nachdem ein Kind älter als anderthalb ist –,
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