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Vier zauberhafte Schwestern

Vier zauberhafte Schwestern

Titel: Vier zauberhafte Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheridan Winn
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runzelte angestrengt die Stirn.
    »Sehr gut«, lobte Mum, nachdem ihre jüngste Tochter die schwierige Passage gemeistert hatte.
    Dann stimmte Flame ein. Sie spielte ihre Geige stets hochkonzentriert und voller Leidenschaft. Marina genoss den warmen Klang ihrer Bratsche und musizierte mit viel Gefühl. Die Bassstimme steuerte Floras Cello bei. Sie liebte seinen tiefen, natürlichen Klang und das Gefühl, den Bogen aus Pferdehaar über die Saiten zu ziehen.
    Die Schwestern brachten ihr Stück zu einem mitreißenden Crescendo – und das Konzert war zu Ende.
    »Bravo!«, rief Dad.
    »Wunderschön!« Grandma klatschte begeistert.
    »Und jetzt verbeugt euch!«, sagte Mum lächelnd.
    Die vier Mädchen erhoben sich, wandten sich ihrem Publikum zu, verbeugten sich und lächelten.
    »So, und nun räumt eure Instrumente weg, packt eure Schultaschen und dann ab ins Bett«, sagte Mum.
    »Grandma, deckst du uns heute zu?«, fragte Sky.
    »Sehr gerne.« Grandma lächelte. »Bist du einverstanden damit, Ottalie?«
    »Aber natürlich, Marilyn, ich danke dir«, erwiderte Mum.
    Mum und Grandma sahen so verschieden aus, dachte Flame, während sie die Geige in ihren Kasten zurücklegte. Mum war klein und zart. Sie sah nicht besonders energisch aus, aber Flame und ihre Schwestern wussten es besser. Ottalie Cantrip war eine strenge Mutter, auch wenn sie ausgelassen und liebevoll sein konnte.
    Grandma dagegen sah aus, als könne sie sehr energisch sein – und manchmal war sie das auch, dachte Flame. Ihre Großmutter achtete sehr darauf, stets äußerst gepflegt aufzutreten. Noch nicht einmal im Kreis ihrer Familie hätte sie einen Morgenmantel getragen. Marilyn Cantrip war eine schöne, elegante Frau mit ihrem modischen grauen Bob. Flame wusste, dass das Haar ihrer Großmutter früher den gleichen intensiven kupferfarbenen Ton besessen hatte wie ihr eigenes und dass sie von allen vier Enkelinnen Grandma am ähnlichsten war, sowohl, was ihren schlanken Wuchs und ihren scharfen Verstand betraf, als auch, was ihre Haar- und Augenfarbe anging.
    Flame sah zu Flora hinüber, während sie die Notenblätter einsammelte. Flora ähnelte Dad. Sie sehen aus wie zwei Bäume, überlegte Flame. Sie waren groß, breitschultrig und stark, und nichts warf sie so leicht um. Flame mochte Floras Gelassenheit und ihre Gabe, die Dinge entschlossen anzugehen, während alle anderen Mädchen sich noch zierten.
    Flame warf Marina einen Blick zu. Grandma sagte immer, sie sähe aus wie Sheldon, der Großvater der Mädchen. Flame hatte ihn nur als alten Mann gekannt, mit silberweißem Haar. Aber sie hatte Fotografien von ihm gesehen, die ihn als jungen Mann zeigten: Marina hatte seine leuchtend blauen Augen und sein lockiges schwarzes Haar geerbt.
    »Ach, er war so ein gutaussehender Mann, euer Großvater!«, sagte Grandma stets sehnsüchtig, wenn sie die alten Aufnahmen mit ihnen anschaute.
    Viele Jahre lang hatten sie und Großvater in Südfrankreich gelebt. Als er vor ein einigen Jahren gestorben war, hatte ein Rechtsanwalt sich mit einem Großteil ihres Geldes aus dem Staub gemacht. Und so war Grandma zurückgekommen, um bei ihrem Sohn und seiner Familie auf Cantrip Towers zu leben.
    Zu dieser Zeit, erinnerte sich Flame, hatte sie zum ersten Mal die Magie in ihren Händen gespürt. Sie war gerade neun Jahre alt geworden. Grandma war zu ihr gekommen und hatte ihr erklärt, was es damit auf sich hatte. Seit damals hatten sie oft über die Magie gesprochen. Jetzt war Sky neun Jahre alt, und Flame ahnte, dass Grandma an diesem Abend etwas Wichtiges mit ihnen zu besprechen haben würde.
     
    Bald war alles für die Schule am Morgen bereit und es wurde Zeit für die Mädchen, ihren Eltern eine Gute Nacht zu wünschen.
    »Ab, ins Bad mit euch!«, sagte Grandma.
    Die Schwestern gingen mit ihrer Großmutter durch die große Halle, vorbei am Porträt von Sidney Cantrip, dem Erbauer von Cantrip Towers, das am Fuße der breiten Mahagonitreppe an der Wand hing.
    Sidneys Porträt, das sich in einem massiven, mit Ornamenten verzierten Goldrahmen befand, zeigte ihn als bärtigen, gutgelaunten Kerl, ein Mann, der gerne Toffees aß und dem es Spaß machte, Geschichten zu erzählen. Er war außerdem, so hatte man es den Mädchen schon oft erzählt, ein leidenschaftlicher Astronom gewesen und hatte es geliebt, den nächtlichen Himmel von den Türmen des Hauses aus zu beobachten.
    Es war eine Familientradition, dass alle ihm eine gute Nacht wünschten, wenn sie auf dem Weg ins Bett

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