Vier zauberhafte Schwestern
und sie über die Mauer geschleudert – aber ich denke nicht, dass er mir geglaubt hat«, sagte Flora kichernd. »Dann hast du die Mittagsglocke geläutet, und wir sind alle davongerannt. Und seitdem habe ich es geschafft, ihm aus dem Weg zu gehen.«
»Bist du böse auf uns, Grandma?«, fragte Sky. »Wir haben das Gemüse gerettet.«
Die Schwestern waren verstummt.
»Nein, ich bin nicht böse auf euch.« Grandma gluckste. »Es hört sich lustig an, das ganze Herumgerenne im Garten. Aber ich glaube, es ist an der Zeit, dass ihr über ein paar Dinge nachdenkt.«
Grandmas Gesicht wurde ernst. »Ihr habt diese wundervollen Kräfte. Aber ihr müsst jedes Mal sehr gut überlegen, bevor ihr sie gebraucht. Und das hat zwei Gründe: Erstens, weil sie euer Geheimnis bleiben müssen. Niemand außer uns darf von ihnen erfahren. Das versteht ihr doch, oder?«
Grandma sah Flame, Marina und Flora an. Mit ihnen hatte sie in den letzten Jahren schon viele Gespräche dieser Art geführt.
»Ja.« Flame, Flora und Marina nickten.
»Und was ist mit dir, Sky?« Grandma guckte ihre jüngste Enkeltochter fragend an.
»Warum muss es denn ein Geheimnis bleiben, Grandma?«, fragte Sky. »Es ist so lustig, alles durch die Luft fliegen zu lassen. Ich kenne niemanden sonst, der das kann.«
»Nur sehr wenige Menschen können so etwas, Sky«, sagte Grandma. »Und genau deshalb muss es geheim bleiben. Wenn die Leute herausfinden, dass du magische Kräfte hast, werden sie dich plötzlich ganz anders behandeln. Sie haben dann vielleicht Angst vor dir und gehen dir womöglich aus dem Weg. Sie wissen ja nicht, dass du ihnen keinen Schaden zufügen willst.
Viel wichtiger aber ist, dass du deine Kräfte verlieren wirst, wenn du sie nicht geheim hältst. Vielleicht sogar für immer. Im Moment seid ihr sehr jung und eure Magie ist noch nicht voll entwickelt – ganz besonders deine, Sky. Sie ist nicht stark genug, um öffentlich zur Schau gestellt zu werden. Deine Kräfte müssen noch wachsen. Sie werden stärker werden, je älter du wirst, aber das braucht Zeit. Hüte sie sorgfältig, gebrauche sie nicht leichtfertig und halte sie geheim, wenn du möchtest, dass sie wachsen. Hast du das verstanden?«
Sky sah ihre Großmutter an. Ihr Blick war ernst. »Ich denke schon, Grandma«, antwortete sie.
»Deine Schwestern werden dir dabei helfen. Nicht wahr, Mädchen?«, sagte Grandma.
»Ja.« Die älteren drei Schwestern nickten.
»Aber warum dürfen Mum und Dad nichts davon erfahren?«, fragte Sky. »Ich würde Mum so gerne erzählen, dass ich Dinge durch die Luft fliegen lassen kann.«
»Das weiß ich, mein Engel«, erwiderte ihre Großmutter. »Aber das Gleiche gilt auch für deine Eltern: Wenn du über deine Kräfte sprichst oder versuchst, andere damit zu beeindrucken – sogar deine Mutter oder deinen Vater –, wird es sie schwächen. Ihr Mädchen habt sehr viel Glück. Ihr könnt miteinander reden und voneinander lernen. Und ihr könnt eure Gedanken und Gefühle mit mir teilen.«
»Aber Dad ist ein Cantrip, würde er es nicht verstehen?«, fragte Flora.
»Die einzigen Menschen, die es verstehen können, sind solche, die selbst magische Fähigkeiten besitzen«, antwortete Grandma.
Flora nickte. »Das hatte ich mir schon gedacht«, sagte sie nachdenklich.
»Was ist der zweite Grund, Grandma?«, fragte Flame. Wie immer erinnerte sie sich an jedes Detail eines Gesprächs.
»Das andere, woran ihr stets denken müsst, ist, dass ihr eure Kräfte verlieren könnt, wenn ihr sie nicht gutüberlegt und zum Wohle aller einsetzt«, sagte Grandma. »Ich weiß das, weil ich früher selbst magische Kräfte hatte – und sie verloren habe.«
Flame, Marina und Flora wussten das bereits, aber keine von ihnen hatte je herausgefunden, wie es dazu gekommen war. Grandma hatte ihnen immer gesagt, sie würde es ihnen erzählen, sobald auch Sky über magische Kräfte verfügte. Auf diesen Moment hatten sie alle lange gewartet. Flame wartete seit vier Jahren.
»Ihr habt sehr viel Geduld bewiesen, Mädchen – Flame ganz besonders.« Grandma lächelte.
»Erzähl uns deine Geschichte, Grandma«, sagte Marina.
»Ja, erzähl uns, was passiert ist«, bat auch Flora. Die Schwestern schmiegten sich auf dem Bett aneinander.
»Als ich ein kleines Mädchen war und meinen neunten Geburtstag feierte, geschahen plötzlich seltsame Dinge mit mir«, erzählte Grandma. »Wie bei euch kribbelte es in meinen Fingern. Ich fand heraus, dass ich Dinge bewegen konnte,
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