Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Vier Zeiten - Erinnerungen

Titel: Vier Zeiten - Erinnerungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard von Weizsäcker
Vom Netzwerk:
un-vergleichlichen
Gabe, Geschichte zu begreifen und Geschichten zu erzählen, von Otto von Simson, dem Forscher und Lehrer der europäischen Kunst- und Kulturgeschichte, der in der Hitler-Zeit auswandern mußte, nur um alsbald danach zurückzukehren und die jungen Menschen mit neuem Mut zu erfüllen.

    Ein Traum ging für mich in Erfüllung, als 1990 die Idole aus der Jugendzeit Heinz Rühmann und Max Schmeling meine Gäste im Berliner Schloß Bellevue waren.
    Wie um die Träume aus meiner Kindheit zu erfüllen, fand ich mich eines Tages zwischen Heinz Rühmann und Max Schmeling wieder, die in ihrer Freundlichkeit unserer Einladung gefolgt waren.
    Zu Ehren von Bernhard Minettis fünfundachtzigstem Geburtstag waren die Großen der Bühnen erschienen, unter ihnen Marianne Hoppe und Jutta Lampe, Martin Held und Klaus Maria Brandauer, Claus Peymann und Dieter Dorn, George Tabori und Klaus Michael Grüber, Elisabeth Trissenaar und Hans Neuenfels.

    Im Jahre 1989 traf man sich mit Helmut Schmidt in der Villa Hammerschmidt zu einem Jubiläum von Marion Gräfin Dönhoff. Aus dem Freundschaftsfest wurde ein kleiner Staatsakt zu Ehren dieser in aller Welt angesehensten deutschen Publizistin. Rechts neben ihr Henry Kissinger, mit dem ich mich schon seit den sechziger Jahren regelmäßig getroffen hatte; bei jedem erneuten Treffen mit Kissinger lernte ich Neues sowohl über Geschichte wie über Politik.
    Für Marion Gräfin Dönhoff gab es zu ihrem achtzigsten Geburtstag ein Freudenfest, ein Familientreffen und einen kleinen Staatsakt. Bei Kleist und Fontane lernen wir, daß es vor allem Frauen sind, die das Maß, die Würde und die innere Kraft Preußens bewahren. In diesem Geist ist Marion Dönhoff die Preußin unseres Jahrhunderts.
    Wir ehrten Hermann Josef Abs zu seinem neunzigsten Geburtstag. Mit seiner klugen und souveränen Unabhängigkeit hatte er nicht nur sein Haus geleitet, sondern Ehre für sein Land eingelegt und Ansehen für uns gewonnen. Kaum überschaubar sind Zahl und Qualität seiner Dienste zugunsten deutscher Kul-tur
und Kunst, zuletzt seine Initiative für das Beethoven-Archiv und den Kammermusiksaal in Bonn, wofür ihm diese seine Geburtsstadt nur ungenügend gedankt hat. Es gibt viele Scherze und Pointen von ihm und über ihn, die ihn erfreuten. So akzeptierte er mit dem ihm eigenen unnachahmlichen Selbstbewußtsein gern die Behauptung, er lasse mit grenzenloser Liebenswürdigkeit andere Menschen an der Freude teilhaben, die er an sich selbst habe.

    Zur Feier des 75.Geburtstages von Willy Brandt kamen Freunde und Politiker aus aller Welt in die Villa Hammerschmidt, unter ihnen François Mitterrand, Shimon Peres, die norwegische Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland, Jacques Delors, Bruno Kreisky und Mieczyslaw Rakowski. Ein Heer von Photographen vor der Villa intonierte gerade »Happy Birthday, lieber Willy«, als das Bild aufgenommen wurde.
    Das größte Aufsehen dieser öffentlich bekannt gewordenen Veranstaltungen erzeugte die Feier zum fünfundsiebzigsten Geburtstag von Willy Brandt. Freunde und Politiker aus aller Welt
kamen, unter ihnen die Staatspräsidenten Mitterrand aus Frankreich, Mario Soares aus Portugal und Carlos Perez aus Venezuela, die Regierungschefs Kohl, Vranitzki, Brundtland, Carlsson, Peres und Rakowsky, ferner Jacques Delors, Bruno Kreisky, Walter Scheel, Rainer Barzel, Hans-Dietrich Genscher und weitere engere Freunde des Jubilars. Von »Geburtstagspolitik« war die Rede, warum auch nicht? Willy Brandt für seinen mutigen und humanen, illusionsfernen und festen Friedenswillen zu ehren, darin waren sich die Teilnehmer aus dem In- und Ausland einig. Er war eine der Leitfiguren in der Welt nach dem zweiten Krieg; ein eigenwilliger und nachdenklicher Einzelgänger, der nicht den Entscheidungshelden spielte. Oft war er schmähenden Angriffen ausgesetzt, und eine Elefantenhaut besaß er nicht. Macht wuchs ihm zu, aber Machtworte kamen ihm nicht über die Lippen. Und seine Abbitte am Warschauer Ghetto war wie das Zeichen eines Fremdlings unter Mächtigen. In seiner Person hob er die Spannung auf zwischen Macht und Moral.
    Als er in seiner ersten Regierungserklärung als Kanzler verkündete, jetzt gehe es erst richtig los mit der Demokratie, ließ sich die Opposition, die gerade zwanzig demokratische Regierungsjahre hinter sich hatte und in deren Reihen ich nun hineingewählt worden war, dies natürlich nicht widerspruchslos gefallen. Doch als er die Adenauer zu verdankende feste

Weitere Kostenlose Bücher