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Vierbeinige Freunde

Vierbeinige Freunde

Titel: Vierbeinige Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wera Tschaplina
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daß Kinuli wieder ganz gesund war.
    Kinuli wird erwachsen
    Nach der Krankheit nähten wir Kinuli ein neues Halsband, und ich beschloß, sie wieder auszuführen. Ich befürchtete, daß sie nach so langer Zeit wieder scheu geworden wäre. Lag es nun daran, daß Kinuli jetzt, da sie größer an Wuchs geworden war, die Menschen nicht mehr so groß und furchteinflößend erschienen, oder daran, daß sie nun eine fast erwachsene Löwin war, jedenfalls verhielt sie sich auf der Straße so ruhig wie nie und ging ebensogut an der Leine wie Peri. Dafür aber erregte ihr Erscheinen auf der Straße ein desto größeres Aufsehen! Die Passanten sprangen bei ihrem Anblick zur Seite und drückten sich an der Wand entlang.
    Ich ging mit ihr in den Hof; auch dort verhielt man sich ihr gegenüber anders als sonst. Nur einzelne Wagehälse streckten die Hand nach ihr aus. Die Mütter jedoch ergriffen ihre Kleinen und sprangen mit ihnen zur Seite. Von der Straße her waren uns einige Neugierige bis in unser Gärtchen gefolgt. Sie fragten die Kinder im Hofe aus, erkundigten sich bei den Mietern nach Kinulis Leben und umringten unseren Hausverwalter. Dieser bestieg sogar einen Wagen, um von der erhöhten Stelle aus besser erzählen zu können, wie Kinuli früher gewesen war. Aus der Mitte der Versammelten ertönten Stimmen der Verwunderung, einige beneideten den Hausverwalter sogar, daß er eine solche „Mieterin“ in seinem Hause hatte.
    Die „Mieterin“ war tatsächlich sehr groß geworden und hatte sich auch sonst offensichtlich verändert. Kinulis Schnauze war lang geworden wie bei einem erwachsenen Löwen. Die inzwischen gewachsenen Schnurrhaare verliehen ihr einen anderen Ausdruck. Nur zwei kleine Muttermale und ein kleines Fleckchen auf der Nase erinnerten noch an die frühere Kinuli. Verwundert fragte man sich beim Betrachten: War das wirklich das „Kleine“, das bequem auf der Handfläche Platz gehabt hatte? Das „Kleine“ hatte jetzt Peri bereits an Wuchs überholt, kam kaum mehr unter dem Tisch durch und paßte nicht mehr in den Sessel.
    Ungeachtet ihrer Größe hatte sie aber ihre alten Angewohnheiten beibehalten. Ebenso stürmisch wie als kleines Kätzchen kam sie mir entgegengesprungen, ja sie sprang mir auch noch auf den Schoß und schmeichelte. Der Unterschied bestand nur darin, daß ich mich bei einer solchen Begrüßung vorsorglich gegen die Wand lehnen mußte, wenn mich das Schmeicheln eines solchen „Kätzchens“ nicht umwerfen sollte. Streckte sie ihre Tatze mit den fürchterlichen Krallen nach meiner Hand aus, um mit ihr zu spielen, dann tat sie das mit unglaublicher Vorsicht. Sie ließ sie ganz in ihrem Rachen verschwinden, leckte sie und tat mir nicht ein einziges Mal dabei weh. Vergaß sie sich wirklich einmal, dann brauchte ich bloß etwas lauter zu sprechen, und schon ließ sie meine Hand fahren.
    Kinuli war äußerst empfindlich für den Tonfall. Genauso wie ein Hund. Hatte sie einmal etwas ausgefressen, etwas zerschlagen und hörte dann Wassjas Schritte, schlüpfte sie flugs unter den Tisch, versteckte sich da und wartete, was nun werden würde. Kam Wassja herein und fing ärgerlich zu schelten an, blieb sie in ihrem Versteck. War er aber friedlich gestimmt, dann sprang sie ihm an die Brust und schmeichelte oder legte sich auf den Boden und rieb ihren Kopf an seinen Füßen. Sehr gern lag sie da und schob ihren Kopf zwischen meine oder Wassjas Füße – das war ihre Lieblingsstellung.
    Abends, wenn wir von der Arbeit heimkamen, veranstalteten wir in Wassjas Zimmer einen richtigen Zirkus. Die Wände entlang stellten wir Stühle auf und baten unsere Bekannten, dort Platz zu nehmen. Auf dem Tisch, als dem sichersten Platz, war die „Loge“, ganz vorn war die „Galerie“. Im Programm war zu lesen: „Der fußballspielende Löwe“, „Ringkampf“, „Sesselfahrt“ und „Der Kopf im Löwenrachen“. Die letzte Nummer galt als „äußerst gefährlich“ und wurde von Wassja ausgeführt: Kinuli legte sich auf den Boden, und genau wie im Zirkus verstummte das Orchester – in unserem Falle das Radio. Wassja stellte sich auf allen vieren vor Kinuli hin, und diese leckte ihm nun, ihn vorsichtig mit den Pranken umfassend, den Kopf. Das war der Höhepunkt des Programms, der stets den gleichen Erfolg erzielte. Wassja erhob sich, ich schaltete wieder das Radio ein, die Zuschauer klatschten stürmisch Beifall. Wassja nickte mit dem glattgeleckten Kopf und tätschelte dabei liebevoll seine Kinuli.
    Wassja

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