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Vierbeinige Freunde

Vierbeinige Freunde

Titel: Vierbeinige Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wera Tschaplina
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rauften. Wehe dem, der einem Affen seiner Herde etwas zuleide tat! Grischka sprang, gleichgültig, wer vor ihm stand, als erster den Feind an. Dafür versammelte er, wenn ihm kalt war, alle Affen auf einen Haufen, damit sie ihn auf diese Weise wärmen sollten, und die Flöhe mußten sie ihm auch absuchen.
    Nur Knirps verweigerte Grischka den Gehorsam. Niemals beteiligte er sich am Flöhesuchen, niemals wärmte er ihn, wie die übrigen Affen es taten; geschickt und flink, wie er war, machte er sich beizeiten aus dem Staube. Meines Schutzes gewiß, schnappte er ihm sogar vor der Nase das Futter weg. Er stopfte sich Nüsse und Äpfel in die Backentaschen, nahm auch noch alle vier Hände voll und humpelte unbeholfen mit seinem Raub abseits, um alles in Ruhe zu verzehren.
    Lange duldete Grischka dieses Benehmen. Eines Tages aber, als Knirps wie immer mit seinem Raub abzog und langsam versuchte, einen Hochsitz zu erklimmen, stürzte sich Grischka auf den Missetäter. Der Angriff kam so unerwartet, daß Knirps alles aus den Händen fallen ließ. Er kreischte auf und versuchte auszureißen, doch es war zu spät. Grischka hielt ihn am Schwanz gepackt und kratzte und schlug auf das Äffchen los. Vergeblich schrie ich im Verein mit Tante Polja, vergeblich drohten wir mit dem Schrubber, vergeblich auch klammerte sich Knirps mit Händen und Füßen am Gitter fest, um sich frei zu machen, es half ihm nichts. Grischka schleifte ihn auf den höchsten Sitz und nahm ihm dort alles ab, sogar das Stückchen Zucker, das er in der Backentasche versteckt hatte.
    So wurde Knirps für seine Habgier bestraft.
    Der Gummifreund
    Irgendein Besucher hatte den Affen Konfekt in den Käfig geworfen. Das Konfekt war gefärbt und in Papier gewickelt. Knirps hatte es gefressen und war krank geworden. Tagelang saß er auf seinem Sitz, traurig und zusammengesunken, als wäre er vor Frost erstarrt. Die abgemagerten Seiten waren eingefallen, das sonst immer so glänzende Fellchen war stumpf und struppig.
    Niemand sprang mir auf die Schulter, niemand kniff mich in die Hände oder unterzog mich einer Leibesvisitation.
    Der Arzt wurde gerufen. Er untersuchte das kranke Äffchen gewissenhaft und verschrieb Rizinus und eine Wärmflasche auf den Bauch. Das Rizinus mußten wir Knirps mit Gewalt einflößen, denn er weigerte sich auf das entschiedenste, es einzunehmen. Noch schlimmer war es mit der Wärmflasche. Viermal versuchten wir, ihm die Gummiflasche am Bauch festzubinden, viermal riß er sie wieder herunter.
    Da griffen wir zu einer List.
    Wir setzten Knirps in einen so engen Käfig, daß er kaum darin Platz hatte. Die Gummiflasche mit dem heißen Wasser legten wir auf den Boden des Käfigs. Was hatte doch Knirps für eine Angst vor der Wärmflasche! Sie lag vor dem Äffchen als etwas Unbekanntes, Unheimliches und sah aus wie eine Meduse.
    Voller Angst und Schrecken kauerte Knirps in einer Ecke und beobachtete mit Entsetzen in den kleinen Äuglein die Wärmflasche. So saß er mehrere Stunden regungslos da. In dieser Zeit hatten wir mehrere Male das Wasser erneut, Knirps aber traute sich immer noch nicht, eine Bewegung zu machen. Doch endlich rückte er, ohne den Blick von der Flasche zu wenden, etwas näher und berührte sie mit der Hand. Die Flasche war angenehm warm und biß auch nicht. Und nun faßte sich Knirps ein Herz und schmiegte sein kleines, schmächtiges Körperchen fest an die Flasche, schlang die Arme um sie und schlief so ein.
    Von dem Tage an trennte sich Knirps nicht mehr von seiner Wärmflasche. Sie mit der Hand am Bauch festhaltend, lief er von einem Platz auf den anderen, ja, er fing an, die Flasche zu flöhen. Natürlich hatte die Flasche keine Flöhe, aber bei den Affen bedeutet diese Tätigkeit die größte Liebesbezeigung. Welcher Anstrengungen bedurfte es später, als Knirps gesund geworden war, ihm die Flasche wieder abzunehmen! Das Äffchen wollte sich um alles in der Welt nicht von seinem Gummifreund trennen. Es drückte ihn an die Brust und schrie, als nähme man ihm ein Junges weg.
    Es war schon ein Monat vergangen, seit man Knirps wieder zu den übrigen Affen zurückgebracht hatte, doch jedesmal, wenn eine Wärmflasche am Käfig vorbeigetragen wurde, sprang Knirps ans Gitter, machte ein spitzes Schnütchen und schrie jämmerlich.
    Entlarvte List
    Zur Überführung in einen anderen Zoologischen Garten sollte ein Affe eingefangen werden. Der Zug ging am selben Tage gegen Abend. Man hatte beschlossen, Knirps wegzugeben. Er war der

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