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Vierbeinige Freunde

Vierbeinige Freunde

Titel: Vierbeinige Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wera Tschaplina
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allen Seiten, ganz wie beim Struwelpeter. Am meisten aber fiel mir Knirps auf. Von allen Affen war er der allerkleinste. Deshalb wurde er auch Knirps genannt. Knirps hatte ein spitzes Schnäuzchen, war geschickt und behende. Wenn ich den Käfig betrat, sprangen alle Affen auseinander. Knirps aber rückte nur ein ganz klein wenig beiseite und ließ das Sieb, in dem ich die Früchte brachte, nicht aus den Augen.
    Ebendieser Knirps war es, den zu zähmen ich mir vorgenommen hatte. Das war keine leichte Aufgabe. Lange konnte sich der Hasenfuß nicht entschließen, zu mir heranzukommen. Ich brauchte nur die Hand nach ihm auszustrecken, schon sprang er auf die Seite und riß aus. Doch ich faßte mich in Geduld, blieb stundenlang im Käfig sitzen und warf ihm hin und wieder die schmackhaftesten Bissen zu.
    Mit jedem Tage gewöhnte sich Knirps mehr und mehr an mich. Er lief nicht mehr davon, wenn ich auf ihn zukam, und brachte einmal so viel Mut auf, daß er mir um ein Haar das Plätzchen aus der Hand gerissen hätte, das für einen anderen Affen bestimmt war. Ein zweites Mal wollte er in meine Tasche greifen und hatte schon die Hand ausgestreckt, doch dann erschrak er wohl vor seiner eigenen Courage und riß aus. Von da ab steckte ich absichtlich Süßigkeiten in meine Tasche, und zwar tat ich das so, daß Knirps es sehen mußte. Ich wußte schon, daß der kleine Kerl ein großes Süßmaul war. Aufmerksam beobachtete das Äffchen, wie ich eine Birne oder ein Stückchen Zucker in meine Tasche steckte, dann zog es ein spitzes Schnäuzchen und schrie kläglich. Dennoch entschloß es sich endlich, in meine Tasche zu greifen. Um den kleinen Dieb nicht zu erschrecken, wandte ich mich ab und tat, als hätte ich nichts gemerkt. Knirps ergriff flugs das Zuckerstückchen in meiner Tasche, sah sich spitzbübisch um und setzte sich mit seinem Raub für alle Fälle etwas abseits.
    Nach diesem gelungenen Raubzug war seine Scheu wie weggeblasen. Ich brauchte den Käfig bloß zu betreten, schon sprang mir Knirps auf die Schulter und nahm eine regelrechte Leibesvisitation vor. Die flinken, schlanken Händchen durchsuchten geschickt alle meine Taschen. Schlüssel, Geld und Taschentuch, alles förderte Knirps zutage. Einmal erwischte er meinen Taschenspiegel, sprang damit auf den höchsten Sitz und betrachtete ihn von allen Seiten. Er drehte ihn hin, drehte ihn her und konnte nicht begreifen, wohin das andere Äffchen, das er doch im Spiegel sah, immer wieder verschwand. Was stellte er nicht alles an, um sein Spiegelbild zu erwischen! Er guckte hinter den Spiegel, griff danach, ja, er versuchte sogar, nach ihm zu beißen. Da erschrak ich doch. Knirps konnte ja das Glas zerbeißen und sich dabei verletzen. Ich wollte ihm den Spiegel wieder wegnehmen, daran war aber nicht zu denken! Das Äffchen sauste damit im Käfig umher und wollte sich um keinen Preis von dem Spiegel trennen. Ich war gezwungen, Tante Polja zu rufen. Sie hatte langjährige Erfahrungen mit Affen. Tante Polja kroch in den Käfig und drohte mit dem Schrubber. Vor dem Schrubber hatte Knirps Angst und warf schleunigst den Spiegel weg.
    Bestrafte Habgier
    Wie alle Affen war Knirps sehr habgierig. Vor mir hatte er überhaupt keine Angst mehr. Brachte ich das Futter in den Käfig, so kniff er mich jedesmal in die Hände, wenn ich einem anderen Affen etwas geben wollte. Das Gekneife war sehr schmerzhaft, und oft hatte ich die Hände voll blauer Flecke. Nicht einmal vor Grischka hatte Knirps Achtung.
    Grischka war ebenfalls ein Affe. Er war der Anführer. In der Freiheit leben viele Affenarten herdenweise. Der größte und stärkste Affe ist dann der Führer einer solchen Herde. Er warnt die Herde bei Gefahr und schützt sie auch. Die Affen aber gehorchen ihrem Führer und haben Respekt vor ihm. So war es auch hier im Käfig. Vor Grischka hatten alle Affen Angst, und sie gehorchten ihm auch. Brachte man den Affen das Futter, dann traute sich keiner von ihnen heran. Alle warteten, bis Grischka gefressen hatte. Dieser wählte sich gemächlich das Schmackhafteste aus und kletterte, wenn er satt war, auf seinen Lieblingssitz. Erst dann kamen, sich vorsichtig nach ihm umschauend, die übrigen Affen näher. Sie steckten sich hastig alles, was sie nur irgend erwischen konnten, in die Backentaschen und eilten wieder zurück auf ihre Plätze. Grischka hielt alle in Angst und Schrecken. Er durfte die Affen ungestraft beißen und schlagen, erlaubte aber nicht, daß sie sich untereinander

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