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Vierbeinige Freunde

Vierbeinige Freunde

Titel: Vierbeinige Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wera Tschaplina
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Schango warf mehr und immer mehr Sand auf die Bombe … Er warf so lange, bis die Brandbombe erloschen war und sich an ihrer Stelle ein Hügelchen gebildet hatte. Und nun tat Schango das gleiche, was seine in Freiheit lebenden Artgenossen mit ihren verhaßtesten Feinden zu tun pflegen: Er stellte sich auf das Hügelchen und stampfte so lange darauf herum, bis es dem übrigen Boden gleich war.
    Nach diesem Angriff beschloß man, die Elefanten wie auch die anderen Tiere aus Moskau zu evakuieren. Schango befand sich aber in einem solchen Zustand der Erregung, daß man glaubte, es nicht verantworten zu können, ihn durch die Straßen der Stadt zu führen, und so mußte er im Zoo zurückbleiben.
    Schango blieb nicht allein in Moskau. Als man daranging, Dschindau fortzuführen, wollte sich Schango um keinen Preis von seiner Gefährtin trennen. Nicht einen Schritt ließ er sie von seiner Seite und gestattete ihr auch nicht, sich das Futter zu holen, mit dem man sie ins Elefantenhaus zu locken versuchte. Und so mußte man beide zurücklassen.
    Nicht lange jedoch sollten die beiden noch zusammen bleiben. Kurze Zeit darauf wurde Dschindau krank. Sie badete nicht mehr und bestreute sich auch nicht mehr mit Sand. Ganze Tage stand sie mit traurig gesenktem Kopf da und rührte sich nicht von der Stelle.
    Dieses Betragen seiner Gefährtin beunruhigte Schango sichtlich. Er bemühte sich, sie mit Spielen aufzumuntern, und stieß sie an, als wollte er sie auffordern, doch mit herumzulaufen. Dschindau aber regte sich nicht. Sie schrie in hohem, klagendem Ton, und wenn Schango nicht aufhörte, sie zu bedrängen, wich sie ihm aus und ging zur Seite. Nach zwei, drei Tagen hatte Schango anscheinend selber begriffen, daß mit seiner Gefährtin etwas nicht in Ordnung war, und er unterließ es, sie weiter zu belästigen.

    Mit jedem Tage fühlte sich Dschindau schlechter. Auch das allerbeste Futter rührte sie nicht mehr an. Es halfen auch keine Medikamente mehr.
    Man sagt, daß sich kranke Elefanten nicht legen, weil sie befürchten, nicht mehr aufstehen zu können, ihren schweren Körper nicht wieder hochzubringen. Ich weiß nicht, ob es zutrifft; Dschindau jedenfalls legte sich nicht mehr hin. Sie schlief jetzt im Stehen, gegen eine Wand gelehnt, und wenn sie ging, konnte man sehen, wie schwer sie ihre Füße schleppte. Und trotzdem zog es sie immer ins Freie, in die Sonne. Eines Tages wollte sie wie immer hinausgehen. Sie machte einige Schritte nach der Tür hin, sank schwer zu Boden und legte sich.
    Schango wurde unruhig. Er stürzte zu Dschindau und bemühte sich, ihr zu helfen sich aufzurichten. Dschindau aber erhob sich nicht wieder. Da schrie Schango auf und rannte mit lautem Trompetenton in den anderen Raum. Angesichts der traurigen Tatsache schlossen die erfahrenen Wärter schnell die Tür hinter ihm. Schango wurde mehrere Tage in dem verschlossenen Raum gehalten. Diese ganze Zeit über schrie und rief er vergeblich nach seiner Gefährtin, und als man ihn dann wieder auf die leere Plattform hinausließ, konnte man deutlich sehen, wie abgemagert er war.
    Schango suchte nicht nach Dschindau. Er erstieg wie immer seinen geliebten Hügel, stand eine Weile regungslos dort oben und. senkte dann langsam den Kopf. Er senkte ihn tief und immer tiefer, bis seine Stoßzähne den Boden berührten. Dann sank er in die Knie und grub die Stoßzähne tief in die weiche Erde. So verharrte er lange, ohne sich zu regen. Ich aber sah den Elefanten an und dachte darüber nach, wie doch jedes Tier seinen Kummer auf seine Weise äußert.
     

KNIRPS
    Der Gescheiteste
    Ich hatte lange Zeit im Zoo nur mit Löwen und Tigern zu tun, da wurde ich eines Tages zur Arbeit im Affenkäfig beordert. Ich hatte gar keine Lust, dort länger zu bleiben. Affen waren mir fremd, und ich liebte sie auch nicht. Da stand ich vor dem Käfig mit den Rhesusaffen – eine Herde von ungefähr vierzig Stück sprang drin umher –, sah sie mir an und dachte: Wie soll ich sie unterscheiden? Sie sehen einander ja so ähnlich: gleiche Augen, gleiche Schnauzen, gleiche Hände. Sogar von Wuchs scheinen alle gleich zu sein.
    Doch das war nur der erste Eindruck. Als ich sie mir erst einmal gründlicher betrachtet hatte, wurde mir klar, daß sie zwar alle von gleicher Art, aber durchaus nicht einander gleich waren. Der zum Beispiel, den man Wowka nannte, hatte einen glatten Kopf, als wäre sein Haar fein säuberlich hintergekämmt. Ganz anders Bobrik. Bobrik standen die Haare wild nach

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