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Vierbeinige Freunde

Vierbeinige Freunde

Titel: Vierbeinige Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wera Tschaplina
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zahmste von allen Affen und würde sich daher auch am leichtesten einfangen lassen. Das erwies sich aber als eine falsche Rechnung, denn es kam ganz anders. Kaum hatte der Zootechniker den Affenkäfig betreten, als sich auch schon im gleichen Augenblick sämtliche Affen auf den obersten Sitzplätzen befanden. Sie kannten den Zootechniker ganz genau, er mußte öfters Affen einfangen, und daher hatten ihn diese genau in Erinnerung. Wenn sie ihn nur von weitem sahen, machten sie einen solchen Lärm, daß jedermann sofort wußte, wer da kam.
    Der Zootechniker sah gleich, daß wenig Aussicht vorhanden war, Knirps so ohne weiteres einzufangen, und da beschloß er, eine List anzuwenden. Er zog Tante Poljas Bluse und Rock an, band sich ein Kopftuch um und verstellte sogar seinen Gang, damit ihn die Affen ja nicht erkennen sollten. In dieser Aufmachung betrat er wieder den Käfig. Bei seinem Anblick stutzten die Affen – sie wurden nicht recht schlau aus der Geschichte: Er sah aus wie Tante Polja, war es aber anscheinend doch nicht … Sie hopsten um den Zootechniker herum, konnten sich jedoch nicht entschließen, sich ihm zu nähern. Dieser warf dem einen und dem anderen Affen ab und zu einen Apfel oder eine Birne zu und pirschte sich dabei immer näher an Knirps heran, dabei hielt er ihm einen Apfel hin.
    Mir stockte das Herz: Ganz bestimmt erwischt er meinen Knirps! Doch siehe da, Knirps wich ihm aus. Er reckte sich zwar dem Apfel entgegen, beobachtete aber dabei voller Mißtrauen die Füße des Zootechnikers. Ich folgte dem Blick des Äffchens und sah, daß unter dem Rocksaum zwei riesige Stiefel hervorschauten. Knirps behielt sie unverwandt im Auge. Kamen die Stiefel ihm näher, rückte er sofort weiter ab. Und auch beim Ausweichen wendete er den Blick nicht von den Stiefeln. Das dauerte so eine Weile, dann kreischte Knirps plötzlich auf, und im Nu waren alle Affen oben.
    Jetzt aber schrie Grischka, der Anführer, sein „Kra“, und wie auf Kommando fiel alles über den Zootechniker her. Im Handumdrehen war ihm das Tuch vom Kopf gerissen und Tante Poljas Rock und Bluse zerfetzt. Vergeblich schlug der Zootechniker um sich, vierzig Paar gewandter Affenhände kniffen ihn ins Gesicht, griffen nach seinen Kleidern und zerfetzten sie. Auf den Lärm hin kam Tante Polja gelaufen. Als sie sah, in welche Fetzen sich ihre Kleidung verwandelt hatte, eilte sie dem Zootechniker zu Hilfe. Es zeigte sich, daß es gar nicht so einfach war, ihn aus der Gewalt der wütenden Affen zu befreien: Um keinen Preis wollten sie sich von ihrem Opfer trennen. Gesicht und Kopf mit den Händen schützend, ganz zerzaust und zerkratzt, sprang der Zootechniker endlich aus dem Käfig. Noch lange konnten sich die Affen nicht beruhigen, sie schrien und machten allerhand drohende Gebärden hinter ihm drein. So war des Zootechnikers List entlarvt, und Knirps blieb bei mir im Zoo.
    Die Flucht
    Beim Eintritt warmer, sonniger Tage kamen die Affen aus dem Winterhaus in ein großes, sommerliches Drahthaus.
    Den ganzen Tag über tollten sie dort umher, jagten sich gegenseitig, sprangen wie Akrobaten von Trapez zu Trapez, liefen über ein straff gespanntes Seil und machten Klimmzüge an glatten Kletterstangen.
    Nur Knirps spielte nicht mit. Wir waren selbst verwundert: Das immer so fröhliche und verspielte Äffchen saß stundenlang am Gitter und schaute nach den Bäumen, die ganz dicht daneben wuchsen. Manchmal neigte der Wind einen Zweig dem Gitter zu, dann streckte Knirps jedesmal seine Hand durch das Gitter und versuchte, den Zweig zu ergreifen. Ein andermal saß es stundenlang da und beobachtete die verschlossene Tür. Und eines schönen Tages, als Tante Polja beim Eintreten die Tür etwas weiter als sonst geöffnet hatte, sprang Knirps behend an der Wärterin vorbei, und noch ehe diese einen Schrei ausstoßen konnte, saß das Äffchen schon im höchsten Baumwipfel. Vergeblich rief und lockte es Tante Polja mit den schmackhaftesten Sachen, vergeblich weinte sie und bat, es möchte doch wieder herunterkommen, der kleine Ausreißer wandte nicht einmal den Kopf nach ihr. Als dann Hilfe in Gestalt des Verwalters des Zoologischen Gartens und seines Gehilfen kam, sprang Knirps geschickt von einem Baum zum anderen, sauste über den Zaun und war auch schon unseren Blicken entschwunden.
    Einige Minuten später wurde bereits bei allen Fernsprechstellen des Zoo angerufen: „Hallo! Ist Ihnen ein Äffchen ausgerissen? Es ist hier auf der Presnja.“
    „Hier ist die

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