Vierbeinige Freunde
aufschloß, quirlte ihm der Fuchs ungeduldig um die Füße. Diese Reue rührte Onkel Ljonja, und so wurden Stummelschwanz auf der Stelle alle Sünden und alle Enten verziehen.
Die ersten Tage nach seiner Rückkehr betrug sich Stummelschwanz mustergültig. Er raufte nicht und machte keinerlei Versuche auszubrechen. Doch sollte das nur eine Atempause sein.
Das nächste Mal entwischte er auf eine neue Art. Er unterwühlte das Gitter, schlüpfte selber hinaus und hieß auch sämtliche anderen Füchse mitgehen. Bald hatte man diese wieder eingefangen; bloß Stummelschwanz ausfindig zu machen, war nicht so einfach. Nach einigen Tagen entdeckte man ihn auf dem neuen Parkgelände im Auslauf des Bärenzwingers.
Er war wohl versehentlich da hineingeraten. Wahrscheinlich hatte er den großen, tiefen Graben, der an Stelle eines Gitters die Bären von den Besuchern trennt, übersehen und war hineingepurzelt.
Als wir hinkamen, sahen wir, wie alle drei Bären hinter Stummelschwanz her waren. Der aber schien sie zum Narren zu halten. Der Auslauf für die Bären ist groß und frei, und so war es für Stummelschwanz ein leichtes, den schwerfälligen Bären auszuweichen und immer wieder zu entwischen. Ohne besondere Eile, als wollte er die Bären necken, lief er vor ihnen her. Manchmal hockte er sich sogar hin und wartete, bis sie sich ihm näherten, dann aber sprang er geschickt unter ihren Bäuchen weg und entkam ihnen.
Das eine Mal hätten sie ihn beinahe erwischt. Zwei Bären liefen von zwei Seiten auf ihn zu. Der eine hob schon die Pranke, um ihn niederzuschlagen. Es sah aus, als wäre es um Stummelschwanz geschehen.
Doch der schlaue Fuchs schlüpfte geschickt unter der Pranke durch und sprang hinter dem Bären weg. Die beiden Bären aber konnten im Laufen nicht einhalten, prallten mit den Köpfen aneinander und kamen ins Raufen. Sie prügelten sich erst einmal tüchtig und suchten dann lange verdutzt nach dem Urheber ihres Zusammenstoßes.
Wir kamen und gingen mehrere Male, die Bären aber jagten unentwegt hinter Stummelschwanz her. Sie waren so müde, daß ihr Schnaufen über den Graben hinweg zu hören war. Der Fuchs hielt sie regelrecht zum Narren. Er sprang über ihre zottigen Rücken, glitt unter ihren Bäuchen weg und lief davon, als wäre nichts gewesen.
Schließlich hatten die Bären die sinnlose Jagd satt und gaben die Verfolgung auf.
Es war ein sonniger, heißer Tag. Die abgehetzten Bären stiegen in ihren Wasserbehälter. Sie planschten im kühlen Wasser, wälzten sich von einer Seite auf die andere, legten sich auf den Rücken, tauchten und hatten den Fuchs anscheinend ganz vergessen, als der Wärter ihnen das Futter brachte. Wie auf Kommando verließen die drei Bären das Wasser. Jeder von ihnen nahm seinen gewohnten Platz ein, bekam eine Portion Fleisch und machte sich darüber her. Sie waren im schönsten Fressen, als Stummelschwanz plötzlich neben ihnen auftauchte. Es war klar, daß er nicht ohne Mittag bleiben wollte, und daher kam er mit Entschiedenheit auf die Bären zu.
Erst wollten die Bären den unverfrorenen Fuchs gar nicht beachten. Doch Stummelschwanz machte sich bald von der einen, bald von der anderen Seite an sie heran, ja, in seinem Bemühen, ein Stückchen Fleisch zu ergattern, strich er ihnen direkt unter der Nase weg. Bären sind habgierige Tiere, sie wollten ihre Portionen auf keinen Fall mit dem ungebetenen Gast teilen. Sie brüllten böse, legten ihre Pranken auf das Fleisch, drehten Stummelschwanz ihre Kehrseite zu und versuchten ihn wegzustoßen. Als der „Gast“ sah, daß er im guten zu keinem Fleisch kam, paßte er einen günstigen Moment ab und zwickte einen seiner „Gastgeber“ in die Ferse.
Was nun anhob, ist schwer zu beschreiben! Der wutschnaubende Petz stürzte sich in seinem Zorn, ohne sich recht bewußt zu werden, wer ihn denn eigentlich gebissen hatte, auf seinen Nachbarn, und im Augenblick waren sämtliche Portionen durcheinandergeraten. Die Bären rauften, Stummelschwanz aber hatte es sich auf einem Vorsprung bequem gemacht und schlang in Gemütsruhe an einem riesigen Stück Fleisch.
Mit vieler Mühe gelang es endlich dem Wärter, die Bären auseinanderzubringen, allerdings erst, nachdem man einige Latten mit Explosivkörpern, die speziell für diesen Zweck bereitliegen, nach ihnen geworfen hatte. Vor diesen Latten haben die Tiere eine Mordsangst.
Kaum hörten die Bären die Schüsse, so flohen sie in dem Bestreben, sich in Sicherheit zu bringen, in die inneren
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