Vierbeinige Freunde
aufgeplustertem Schwanz fegte er durch den Pavillon, verfolgt von der wütenden Katze. Ihnen nach liefen in vergeblichem Bemühen, die „Filmdiva“ einzufangen, der Regisseur, der Kameramann und alle Hilfsarbeiter.
Es gelang ihnen nicht, die Katze einzufangen. Erst nachdem sie den Feind unter einen Berg von Dekorationen gejagt hatte, die in einem Winkel aufgehäuft waren, kehrte Zuzykaricha, nunmehr beruhigt, zu ihrer Familie zurück. Sie beschnupperte die Ratten, und nachdem sie sich vergewissert hatte, daß sie alle heil und unversehrt waren, legte sie sich zu ihnen. Sie schnurrte so zärtlich und beleckte ihre Adoptivkinder mit solcher Sorgfalt, daß niemand in ihr die wütende Katze vermutet hätte, die sie wenige Minuten zuvor gewesen war.
Als die Ratten herangewachsen waren, wurden sie zusammen mit der Katze in einen Käfig überführt, in dem sie von den Besuchern des Zoologischen Gartens betrachtet werden konnten.
Tagelang drängten sich die Menschen vor dieser sonderbaren Familie. Alle wollten doch das „Wunder“ sehen. Und was konnte man da nicht alles für Gespräche hören! Die Katze wäre nun wahrscheinlich verdorben, und die Zähne hätte man ihr doch sicher ausgerissen …
Die arme Katze aber gähnte mit weit aufgerissenem Rachen, zeigte ihre scharfen Zähne und fuhr fort, die Ratten zu betreuen.
Auch die Eigentümerin der Katze war einmal erschienen, doch nahm sie sie nicht mit fort. Sie betrachtete ihren ehemaligen Liebling und machte dann eine geringschätzige Handbewegung:
„Sie haben die Katze verdorben, und was war das für eine gute Rattenfängerin.“
Die „gute Rattenfängerin“ aber lag in der Sonne, während die jungen Ratten geruhsam auf ihr herumkletterten. Wir versuchten, die gekränkte Frau damit zu trösten, daß wir versicherten, die Katze schone nur die „eigenen“ Ratten, „fremde“ würde sie nach wie vor jagen. Beim Anblick der friedlichen Familie glaubten wir allerdings selber nicht recht an das, was wir sagten.
Doch sollten unsere Bedenken bald zerstreut werden. Einmal ließen wir Zuzykaricha aus dem Käfig heraus. Erst hielt sie sich in der Nähe des Käfigs auf, dann war sie plötzlich verschwunden. Wir bekamen schon einen Schrecken, glaubten wir doch, sie käme nicht wieder. Nach einiger Zeit aber kehrte Zuzykaricha zurück; in ihren Zähnen trug sie eine große erwürgte Ratte. Langsam kam Zuzykaricha auf den Käfig zu, und als man sie dann hineingelassen hatte, schob sie lange Zeit, mit großer Ausdauer, ihre Beute den jungen Ratten zu.
Interessant war es zu beobachten, wie die Katze mit ihren Adoptivkindern spielte. Mit hochgereckten Schwänzchen, elastisch auf den Pfötchen wie auf Federn wippend, griffen die Ratten die Katze an. Diese ergriff sie, warf sie hoch und rollte sie wie kleine Kugeln vor sich her, oder sie packte sie mit den Zähnen, als wollte sie sie fressen. Das Publikum geriet in Aufregung, die Katze aber leckte schon wieder das gesträubte Fellchen der kleinen Ratten.
So war fast der ganze Sommer vergangen. Da hatte einer der Wärter vergessen, die Tür des Käfigs zu schließen, und die Ratten schlüpften hinaus. Das war eine Aufregung! Die Katze schrie, lief aufgeregt im Käfig umher und suchte ihre Ratten. Diese aber hatten sich unter dem Fußboden verkrochen und hatten dann Angst, wieder herauszukommen. Wir krochen hinter ihnen drein, konnten sie jedoch nicht einfangen. Da beschlossen wir, die Katze herauszulassen. Wir hatten kaum die Käfigtür geöffnet, als unsere Katze auch schon in den Winkel zu den Ratten sprang. Sie duckte sich und lauerte, nur ihre Schwanzspitze zuckte hin und her. Auch ich wartete angespannt. Ich war nur darauf bedacht, wie ich der Katze die Ratten noch lebend abjagen könnte. So saßen wir da und belauerten einander: die Katze – die Ratten und ich – die Katze. Da machte doch meine Katze auf einmal einen Satz! Ich – zu ihr hin … aber, weit gefehlt, dieser Blitzesschnelle ist man nicht gewachsen! Sie schlüpfte mir unter den Händen weg und war schon längst im Käfig. Ihre Augen funkelten, in den Zähnen zappelte eine kleine Ratte. Na, dachte ich, die ist hin, gleich frißt sie sie auf. Doch ich traute meinen Augen kaum: Die Katze drehte sich einige Male um sich selber, legte sich dann hin und fing an, das Kleine zu lecken. Sie leckte und schaute dabei wachsam um sich, daß ihr auch keiner das Junge wegnahm. Allmählich beruhigte sie sich wieder und machte sich auf, das zweite zu fangen. Wieder
Weitere Kostenlose Bücher