Vierbeinige Freunde
Nase in meine Handfläche und blieb stehen, wobei sie ungeschickt mit dem Schwanze wedelte. Das Zutrauen nutzend, legte ich vorsichtig meine Hand auf ihren Kopf und fing an, sie zu streicheln: erst ganz leicht, dann aber immer herzhafter. Ich streichelte ihren schwarzen, wie Atlas glatten Kopf, den zu berühren so lange mein Wunschtraum gewesen war! Kuska stand regungslos da, als wäre sie unter meiner Hand erstorben. Dann aber, plötzlich, zog sie ihren Kopf unter meiner Hand heraus und fing genau wie ein Hund zu schmeicheln an. Sie wedelte mit dem Schwanz, sprang mir an die Brust, leckte mir Gesicht und Hände … So war aus einem boshaften, mißtrauischen Tier ein Hund, ein treuer Freund des Menschen geworden.
Es ist schwer, sich einen ergebeneren Hund als Kuska vorzustellen. Ich kann sie nicht besonders tapfer nennen, es haftete ihr noch viel Wildheit und tierhafte Zurückhaltung an; wenn sie aber glaubte, daß mir oder den Kindern eine Gefahr drohe, warf sie sich, in dem Bestreben, uns zu schützen, mutig dem Feind entgegen.
Einmal war ich zum Lager hinübergegangen. Das Lager befand sich auf dem neuen Gelände unweit unseres Häuschens. Kuska ging nie mit hinein, denn die fünf riesigen Hunde, die das Lager bewachten, waren ihre ständigen Feinde. Sie hatte mich bis zur Pforte gebracht und blieb draußen, um auf mich zu warten. Ich hatte aber den Hof kaum betreten, als die Hunde über mich herfielen. Kuska sah mich in Gefahr und stürzte sich mutig in den ungleichen Kampf. Im Nu waren die fünf wütenden riesigen Hunde über Kuska hergefallen. In dem knurrenden Knäuel war nichts zu unterscheiden. Unter vieler Mühe gelang es mir, im Verein mit herbeigelaufenen Lagerangestellten, einen der Hunde wegzuzerren. Der übrigen konnten wir nicht Herr werden. Jedesmal, wenn wir einen zu halten glaubten, riß er sich los und stürzte sich wieder auf Kuska. Ich glaubte nichts anderes, als daß die Hunde Kuska umbringen würden, doch Kuska kämpfte wie ein echtes Tier. Die Hunde, die sie von allen Seiten bedrängten, bissen sie, aber sie gab nicht nach.
Ein junger Hund wurde als erster kampfunfähig, ihm folgten zwei andere. Es war nur noch einer übrig, der wütendste und im Kämpfen erfahrenste, er hieß Barsuk. Im Vergleich zu diesem war Kuska ganz klein, klein an Wuchs und auch an Alter. Dessenungeachtet aber hatte sie durchaus nicht im Sinn, dem starken Gegner zu weichen. Ohne den geringsten Versuch zu machen, ihm auszuweichen, sprang sie ihn an und biß ihn immer wieder in die Schnauze. Barsuk kannte sich nicht mehr vor Wut, und er hätte Kuska mit Sicherheit abgewürgt, wenn ihm nicht die mehrfach durchgebissene Nase so geblutet hätte. Immer wieder packte er Kuska an der Kehle und riß sie um, mußte sie aber, an seinem eigenen Blute fast erstickend, loslassen. Kuska jedoch, die halberwürgte, vor Schwäche wankende Kuska, erhob sich wieder und biß ihn abermals in die Schnauze.
Barsuk, dem bisher noch kein ebenbürtiger Gegner standgehalten hatte, mußte weichen. Die hartnäckige Ausdauer und das treffsichere Zupacken dieses ihm unbegreiflichen Hundes hatten ihn entsetzt und in die Flucht gejagt. Und Kuska? Kuska schleppte sich nur noch Mühe bis zu mir hin und blieb da liegen. Sie lag so zerbissen zu meinen Füßen, daß es schien, als hätte sie an ihrem Körper kein einziges heiles Fleckchen mehr. Ich wollte sie auf den Arm nehmen, doch es war unmöglich, sie zu tragen. Mühsam und vorsichtig half ich ihr auf die Beine und führte sie, indem ich sie nach Möglichkeit stützte, nach Hause.
Lange war Kuska krank. Doch dieses Erlebnis hinderte sie nicht, sich ein zweites Mal ebenso energisch für Tolja einzusetzen.
Als Kuska ein Jahr alt geworden war, wurde sie im Klub für Diensthunde registriert. Kuska war zwar ein Wolfszögling, aber trotzdem ein richtiger Schäferhund, und so war ich gezwungen, sie anzumelden.
Kuska wurde geprüft und untauglich für die Dressur befunden. Sie hatte noch zuviel Raubtierhaftes an sich. Das wurde in der Registrierkartei vermerkt, und ich bekam eine Bescheinigung, daß man von Kuska nur die Welpen gebrauchen könne, sie selber aber der Aushebung nicht unterliege.
Zum Unglück hatte ich diese Bescheinigung verloren, und als dann Männer kamen, um Kuska in den Zwinger zu holen, versuchte ich vergeblich, ihnen klarzumachen, daß Kuska untauglich sei und nicht einmal an der Leine gehen könne.
„Wir haben noch ganz andere abgeführt“, war die selbstsichere Antwort.
Als
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