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Vierbeinige Freunde

Vierbeinige Freunde

Titel: Vierbeinige Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wera Tschaplina
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ich an Kuskas Halsband einen breiten, festen Riemen anschnallte, stand sie noch ganz ruhig da, als aber ein Fremder den Riemen anfaßte, wurde sie schon merklich unruhig, und als die Männer sie dann vollends hinter sich dreinzerrten – da zeigte sich erst einmal ihr eigentlicher Charakter. Erst fiel Kuska den Mann an, der sie führte. Doch die Leute waren erfahren und hatten bald ihr ungestümes Wesen gebändigt. Dann stellte Kuska Versuche an, sich loszureißen. Bald warf sie sich von der einen Seite auf die andere, bald legte sie sich hin und stand um keinen Preis wieder auf. Mit ziemlicher Anstrengung wurde sie auf die Straße hinausgeschleppt. Doch auch dort war mit ihr kein Fertigwerden. Auf der Straße versuchte sie wieder, sich loszureißen, und bellte. Eine Menge Menschen sammelte sich an. Allen tat der Hund leid, als er weitergeschleift wurde. Doch da machte sich Kuska plötzlich von ihrem Halsband frei und stürzte, was ihre Beine nur hergeben wollten, nach Hause.
    Es erübrigt sich wohl, das Schimpfen der Männer wiederzugeben! Es bestand keine Möglichkeit, Kuska auf dem riesigen Gelände des Zoologischen Gartens gleich wieder einzufangen. Trotzdem kamen die Männer am selben Tage gegen Abend wieder. Diesmal hatten sie noch einen Hund mit, welchen sie speziell zum Einfangen mitgebracht hatten. Kuska befand sich in der Hundehütte. Einer der Männer versperrte ihr schnell den Ausgang, der andere zog derbe Fäustlinge an, die ein Hund nicht durchbeißen konnte, riß das Dach der Hundehütte auf und griff beherzt hinein. Ein schmaler Zwischenraum, der dabei entstand, genügte, daß Kuska ihn sich sofort zunutze machte. Sie war ja nicht umsonst von einer Wölfin großgezogen worden. Kaum hatte sich der Mann über das aufgerissene Dach gebeugt und es etwas angehoben, als Kuska auch schon in den Spalt hineinsprang. Durch den starken Stoß flog das Dach in die Höhe und schlug das Gesicht des Mannes blutig. Als er wieder zu sich kam, war Kuska schon hinter einer Biegung des Weges verschwunden.
    Allerdings wurde sie sofort von dem mitgebrachten Hund verfolgt, doch kam dieser bald völlig zerbissen wieder.
    Die durch den Mißerfolg verärgerten Hundefänger wollten auf keinen Fall ohne Kuska nach Hause gehen. Solch ein Hund war ihnen in ihrer Praxis noch nicht begegnet, und so beschlossen sie, Kuska um jeden Preis zu überlisten. Sie ketteten ihren Hund etwas abseits an und legten vor der Hundehütte eine Schlinge aus. Sie versteckten sich hinter der Hausecke und warteten. Sie mußten sehr lange warten. Längst hatte es Mitternacht geschlagen, sie aber saßen immer noch da und lauerten dem Hund auf. Auch ich ging einige Male hinaus und suchte nach Kuska, doch Kuska war nicht da. Ich machte mir schon Sorge, daß sie verloren wäre. Aber am Morgen, als die verfrorenen und verärgerten Hundefänger weggegangen waren, kam Kuska, sich wohlig streckend, unter der Treppe hervor – genau im Rücken der auf sie lauernden Menschen.
    Kuska war trotzdem nicht frei geworden. Nach einigen Tagen wurde sie dennoch geholt. Diesmal lag sie an einer Kette und konnte nicht los. Sie wurde gebunden und in einem Auto weggefahren. Wir grämten uns sehr um Kuska, besonders Tolja und Ljuda. Als ich mich dann erkundigen wollte, wohin Kuska gebracht worden war, wurde mir gesagt, daß es nicht gelungen sei, sie an Ort und Stelle zu bringen. Sie hätte unterwegs ihre Fesseln durchnagt und wäre aus dem fahrenden Zug gesprungen und entkommen. Es täte ihnen leid, und, fügten sie noch hinzu, wenn Kuska sich doch noch einfinden sollte, werde man sie nicht mehr abholen.
    Ich machte mich auf die Suche. Ich fuhr nach der Station hinaus, in deren Nähe Kuska entlaufen sein sollte, und befragte die dortigen Einwohner. Niemand hatte den kleinen schwarzen Schäferhund gesehen, niemand konnte mir über ihn Auskunft geben.
    Wir hatten uns schon damit abgefunden, daß Kuska verloren war, da kam sie plötzlich ganz von allein zurück, abgemagert, schmutzig, mit einem abgerissenen Riemenstückchen am Halsband. Woher Kuska gekommen war, wie viele Kilometer sie zurückgelegt und wie sie ihr Haus wiedergefunden hatte – das ist unbekannt geblieben. Aber sie wurde nun nicht wieder abgeholt und durfte weiter im Zoo leben. Nachts bewachte sie das Gelände, am Tage schlief sie ruhig in ihrer Hütte. So hatte der Wolfszögling Kuska seinen Platz im Leben gefunden.
     

NJURKA
    Njurka sah sehr komisch aus, so dick und stumpfnasig, wie sie war! Ihr Schnurrbart,

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