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Vierbeinige Freunde

Vierbeinige Freunde

Titel: Vierbeinige Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wera Tschaplina
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kommen. Und nach und nach hatte sie es herausbekommen; sie schlug mit der Nase den Bolzen hoch und öffnete dann leicht die Tür. Ein Schlag ihrer Nase war sehr stark.
    Ich kann mich entsinnen, daß wir, als Njurka einmal krank war, einen Arzt holten. Njurka verhielt sich ihm gegenüber sehr mißtrauisch. Sie streckte ihm ihren Kopf entgegen, riß ihren Rachen auf und brüllte drohend. Vergeblich versuchte ich, den Arzt zu überreden, Njurka nicht anzufassen. Ungeachtet meiner Warnung ging er dennoch zu ihr hin, streckte die Hand aus – doch kaum hatte er sie berührt, als das Walroß ihn auch schon mit einem Schlag seines Kopfes fortschleuderte. Einen Schlag von solcher Stärke hatte selbst ich nicht erwartet. Von da ab ließ Njurka den Arzt nie wieder an sich heran.
    Im Winter war das Bassin zugefroren, und Njurka wurde in einen geschlossenen Raum überführt. Statt meiner versorgte sie hier der Wärter Nefedow. Die dicke, unbeholfene Njurka gefiel ihm. Er ließ ihr manches übriggebliebene Stückchen Fisch zukommen und verwöhnte sie auch sonst; es kränkte ihn aber, daß Njurka mehr an mir hing.
    „Sie müßten nicht so oft kommen“, bat er, „lassen Sie doch Njurka Zeit, Sie etwas zu vergessen.“
    Um den alten Wärter nicht weiter zu kränken und Njurka Zeit zu lassen, sich an den neuen Wärter zu gewöhnen, besuchte ich sie nicht mehr.
    Ein Monat war vergangen. Ich hatte währenddessen ordentlich Sehnsucht nach meiner flossenfüßigen Freundin gehabt und hätte auch gern gewußt, ob sie mich erkennen würde oder nicht. Als mich der Weg einmal bei ihr vorbeiführte, beschloß ich hineinzugehen.
    Njurka befand sich gerade unter Wasser, es war gar nichts von ihr zu sehen. Nur ab und zu kam ein Stückchen Nase zum Vorschein, stieß einen Luftstrahl aus und verschwand wieder. Ich rief ganz leise ihren Namen. Sie erkannte meine Stimme sofort, auch unter Wasser. Wo nahm sie nur die Fähigkeit dazu her?
     

    Im Handumdrehen war Njurka am Ufer, richtete sich auf, und ehe ich noch Zeit gefunden hatte, beiseite zu springen, legten sich ihre zwei Vorderflossen schwer auf meine Schultern. In dünnen Strahlen rann mir das Wasser über den Mantel, eine nasse schnurrbärtige Schnauze stieß mir zärtlich ins Gesicht, während ich mich, schwer atmend, kaum noch auf den Beinen halten konnte. Ein schöner Spaß das, wenn sich solch ein Koloß auf einen stützt! Sie hätte mich ja fast erdrückt, und das alles aus lauter Freude! Mit Mühe und Not gelang es mir endlich, mich frei zu machen.
    Als ich fortging, kam Njurka ans Gitter, sah mir nach und ächzte lang und schwer. Mir wurde erzählt, sogar Tränen seien aus ihren Augen gelaufen; sie fraß auch nichts an diesem Tage.
    In der Nacht drückte Njurka mit ihrem schweren Körper das Gitter des Käfigs durch und kam so auf den Korridor hinaus. Sie öffnete erst die eine, dann die andere Tür, erstieg die steile Bodentreppe und kroch zur Luke hinaus aufs Dach. Von hier aus drang ihr lautes, banges Schreien in die Stille der Nacht. Ein Wächter sah sie dort oben. Mehrere Männer ließen sie vorsichtig an Handtüchern hinunter und beförderten sie wieder in ihren Käfig.
    Es ist nie wieder vorgekommen, daß Njurka das Gitter zerbrach und hinausgelangte, und niemand konnte verstehen, warum sie es an jenem Tage getan hatte.
     

DER FREMDLING
    Im Winter, in den kalten Tagen des Februar, kriegte die schottische Schäferhündin Peri Junge. Niemand wußte, daß sie welche bekommen sollte. Es war ein kalter, frostklarer Tag, und alle Jungen gingen ein. Allein geblieben, trauerte die Hündin lange den Jungen nach. Sie winselte, wollte nicht fressen, und das Gesäuge war ihr von der gestauten Milch geschwollen und schmerzte sehr. Da nahm ich mir vor, ihr einen jungen Dingo unterzuschieben. Der Dingo ist ein australischer Wildhund. Unser Dingo hatte sechs Junge. Alle, bis auf einen, waren gesunde, kräftige Kerlchen. Nur dieser eine war kümmerlich und mager.
    Die Mutter versorgte ihn schlecht. Sie leckte und betreute ihn nicht so wie die anderen, und wenn der Kleine zu ihr gekrochen kam, geschah es öfters, daß sie ihn mit der Schnauze von sich schob.
    So wuchs er als kümmerlicher Schwächling heran. Später als die anderen öffnete er seine Äuglein, später als sie lernte er laufen.
    Aus diesem Grunde wollte ich ihn Peri unterschieben. Das konnte aber nicht sofort geschehen. Die Dingos leben in Australien, dort ist es warm; unsere Kälte hier vertragen sie nicht.
    Ich brachte also

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