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Vierbeinige Freunde

Vierbeinige Freunde

Titel: Vierbeinige Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wera Tschaplina
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Hand verbissen. Das kam so unerwartet, daß die Wärterin es fallen ließ. Als sie es wieder ergreifen wollte, sprang das Kerlchen fix auf die Beine und jagte über die Terrasse.
    Die Wärterin sah dem Davonlaufenden nach, wischte sich das Blut von der Hand und trug in die entsprechende Spalte des Heftes, die mit „Name“ bezeichnet war, sorgfältig ein: „Kuska“ (Kuska, von russ. kussatj = beißen).
    Dieser Name paßte auf die kleine Schäferhündin wie kein anderer. Anfänglich versuchten die Angestellten und die Wärter, die unbändige Wilde zu zähmen. Kuska ging jedoch den Menschen hartnäckig aus dem Wege und fletschte so bösartig ihre scharfen Zähnchen, wenn einer sie zu streicheln versuchte, daß sie bald von allen in Ruhe gelassen wurde.

    Beim Spielen mit den anderen Jungtieren entwickelte Kuska dagegen mit jedem Tage mehr Geschicklichkeit und Findigkeit.
    Sie verstand es, in vollem Lauf einen Haken zu schlagen und gleichzeitig den Verfolger anzufallen oder sich der festen Umarmung eines halbwüchsigen Jungbären zu entwinden und diesen dann durch Angriffe von allen Seiten so konfus zu machen, daß er gezwungen war, auf einem Baume Zuflucht vor ihr zu suchen.
    Oft artete Kuskas Spiel in eine regelrechte Jagd aus. Sie verfolgte die Tiere mit einer solchen Leidenschaft, daß sich die Wärter einmischen mußten.
    Die Wärter mochten Kuska nicht. Sie war die Ursache, daß man sich auch nicht für einen Augenblick von der Terrasse entfernen konnte. Ständig mußte man aufpassen, daß sie niemandem etwas tat. Die beiden Böckchen hatte man schon von der Terrasse entfernen müssen, denn sie hatte sie einmal beinahe erwürgt.
    Drei Monate lang duldete man das unverträgliche Tier. Als es aber im Herbst zwei Füchse totgebissen und einen kleinen Bären arg angerissen hatte, wurde beschlossen, es abzuschaffen.
    Trotz allem gefiel mir Kuska. Sie war weder schön noch rassig, doch ihre Gewandtheit und Lebhaftigkeit zogen mich sehr an. Sie war hübsch gezeichnet. Der ganze Körper war schwarz, Pfoten und Beine waren rotbraun, und ein ebensolcher Anflug lag auf den Backen. Dieser Backenanflug machte ihre Schnauze äußerst ausdrucksvoll. Zorn und Freude wechselten mit erstaunlicher Schnelligkeit. Wenn sie lachte, zogen sich die braunen Anflüge um die Mundwinkel bis an die Ohren hinauf, wodurch ihre Augen etwas schräggestellt erschienen und förmlich vor Lustigkeit funkelten. Auch ihr unbändiger Charakter gefiel mir.
    Mit einem Wort, als ich erfahren hatte, daß man Kuska los sein wollte, bat ich, man möge sie doch mir geben. Ich kann nicht behaupten, daß meine Hausgenossen darüber sonderlich erbaut gewesen wären. Sie hatten schon viel von Kuska gehört und mochten sie gar nicht gern um sich haben.
    Als ich kam, um Kuska abzuholen, lief diese auf der Terrasse umher. Es war schwer, sie dort einzufangen, und wir wollten sie daher in den Käfig locken. Wir machten die Käfigtür auf und warfen Fleisch hinein. Ohne irgendeinen Verdacht zu hegen, lief Kuska hinein. Ich folgte ihr und machte schnell die Tür hinter mir zu. Beim Anblick eines fremden Menschen, noch dazu in solcher Nähe, warf sich Kuska entsetzt im Käfig herum. Als ihr aber bewußt geworden, daß kein Entkommen war, änderte sich augenblicklich ihr Verhalten. Sie krümmte sich zusammen, ihr Fell sträubte sich, und die Zähne fletschend, zog sie sich langsam in eine Ecke zurück. Ich wollte es zuerst mit Güte versuchen, doch schon beim ersten Versuch nahmen ihre Augen einen dermaßen wütenden Ausdruck an, daß ich gezwungen war, davon Abstand zu nehmen. Ich nahm daraufhin einen Riemen und versuchte, ihr eine Schlinge um den Hals zu werfen. Es gelang, doch hatte ich nicht mehr Zeit, die Schlinge zuzuziehen: Kuska war geschickt wieder herausgeschlüpft und fuhr auf mich los. Sie sprang mich mehrmals an, schlug, wie ein Wolf, lautlos die Zähne aufeinander und versuchte mit Hartnäckigkeit, mich im Gesicht zu packen. Es gelang mir trotzdem, ihr ein zweites Mal die Schlinge um den Hals zu werfen. Als sie den Riemen fest um ihren Hals spürte, bekam sie einen Tobsuchtsanfall. Mit wütendem Gekreisch zerrte sie an der Schlinge, schlug ihre Zähne in alles, was ihr in die Quere kam, biß sich dann plötzlich in die eigene Weiche und in die Pfoten und zerfleischte sich selber wie ein fremdes Geschöpf. Das glänzend-schwarze Fell färbte sich blutig, Kuska aber wälzte sich unentwegt am Boden und hörte nicht auf, sich selbst zu beißen.
    Mit

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