Vierbeinige Freunde
versanken im tiefen Schnee. Nur schwer vermochte er sie zu heben, und beim Aufsetzen konnte man sehen, wie sie zitterten. Zur Krippe ging er nicht mehr hin. Nach langem Zureden fraß er einige Zwiebäcke, zerdrückte und spuckte ein Stückchen Konfekt aus, berührte mit den Lippen meine Backe und legte sich wieder hin.
Diese ganze Nacht hindurch konnte ich nicht schlafen. Immer sah ich Loska vor mir – bald fröhlich und gesund, bald so, wie ich ihn zum letzten Male gesehen.
Noch bevor es tagte, stand ich auf. Ich wußte nicht, wo ich bleiben sollte. Alles fiel mir aus den Händen, mir war schwer und beklommen zumute. Am Morgen fuhr ich dann zum Zoo hinaus.
Loska war nicht dort. Niemand erhob sich bei meinem Kommen, niemand begrüßte mich. Der Schnee hatte alle Spuren verweht, nur an der Stelle, wo Loska gelegen hatte, war noch eine Vertiefung zu sehen.
Jahre sind seit Loskas Tod vergangen. Viele Jungtiere habe ich in dieser Zeit bemuttert. Doch bis heute kann ich das kleine gelbe Kälbchen nicht vergessen, das auf den Namen Loska hörte.
DER „KOBOLD“ IM ZOO
Eines Morgens, als der Wärter den Löwenzwinger betrat, um ihn sauber zu machen, kannte er den Raum nicht wieder: Zerschlagene Blumentöpfe, Blumen und Erde lagen überall auf dem Fußboden verstreut, und aus dem offenstehenden Ofen war die ganze Asche hervorgeholt. Der Wärter wischte sich die Augen aus. Gestern abend hatte er zusammen mit Onkel Pawel den Raum in bester Ordnung verlassen. Und heute? Wer hatte das bloß angestellt?
Doch es blieb keine Zeit zum Grübeln. Bevor das Publikum kam, hatte der Raum wieder aufgeräumt zu sein, und die Käfige mußten ausgewaschen sein. Da kam auch schon Onkel Pawel … Die Wärter hielten das Ganze für einen Streich, den ihnen irgend jemand gespielt hatte, und machten sich an die Arbeit. Wie immer, fingen sie bei dem riesigen Tiger Radschi an. Dieser Tiger war der wildeste von allen Tigern des Zoologischen Gartens. Wenn man sich ihm näherte, so warf er sich mit solcher Wut gegen das Gitter und schlug dermaßen mit seiner Pranke dagegen, daß das ganze Gitter in Erschütterung geriet.
Vor Radschi hatten aber die Wärter keine Angst; sie wußten, daß dessen breite Pranke nicht zwischen den Gitterstäben hindurchkonnte und daß man sich viel mehr vor der schmalen Pfote des Leoparden Waska in acht nehmen mußte, der, obgleich im Käfig, es immer noch liebte, auf die Jagd zu gehen. Sowie er jemanden kommen sah, duckte er sich schnell in eine Ecke seines Käfigs und lauerte. Kam der andere, in Gedanken versunken, irgendwie seinem Käfig zu nahe, so packte er ihn. Er hatte eine starke Pfote und scharfe Krallen, man konnte sich nicht so leicht von ihm losreißen.
Der erfahrene Wärter kannte seine Tiere genau. Doch eigenartig, heute sprang Waska nicht, wie sonst immer, gegen das Gitter. Der Wärter ging näher heran und sah Blutspuren im Käfig des Leoparden. Er ergriff eine lange Eisenstange und schlug damit gegen das Gitter. Er mußte das Tier aufscheuchen, mußte sehen, was mit ihm los war. Waska erhob sich und hinkte zur Seite. Eine seiner Vorderpfoten hinterließ eine Blutspur.
Man holte den Tierarzt. Dieser lockte Waska ans Gitter, besah seine Pfote und stellte einen Biß fest. Der Verdacht fiel auf die im gleichen Käfig sitzende Leopardin Maruska, obwohl diese bisher noch nie gerauft hatte.
Der Rest des Tages verlief im Zoo wie immer. Um zwei Uhr wurde das Fleisch gebracht, um drei Uhr wurden die Tiere gefüttert, und nachdem die Wärter vor dem Fortgehen noch Wasser in die Tränken gegossen hatten, verließen sie den Zwinger.
Am nächsten Morgen erschienen die Wärter zur gleichen Zeit, gemeinsam öffneten und betraten sie den Raum und … blieben wie angewurzelt stehen. Was waren das für Späße! Man mußte ja glauben, daß sie gestern hier gar nicht aufgeräumt hatten. Überall lagen Scherben und zerrupfte Blumen, und dem Liebling der Wärter, Maruska, rann Blut aus der Pfote. Das war denn doch zuviel! Wenn das ein Scherz sein sollte, so war es ein schlechter, ein böser Scherz. Die Wärter ließen alles liegen, wie sie es angetroffen hatten, gingen zum Wächter und erkundigten sich, wer die Schlüssel gehabt hätte.
Der war ordentlich beleidigt.
„Die vielen Jahre, die ich hier schon arbeite“, schrie er, „und noch nie ist etwas vorgefallen!“
Der Arzt besah Maruskas Pfote und stellte einen Biß fest.
Genau den gleichen Biß, und ebenfalls an der Vorderpfote, hatte der
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